Investitionen in Bildung haben Riesenrendite von 700%
World Vision Rumänien legt einschlägige Studie vor
Roxana Vasile, 27.10.2021, 17:41
Alexandru Stoleru ist am Dorf aufgewachsen, aber aufgrund der finanziellen Probleme seiner Familie ist er jahrelang von der Nichtregierungsorganisation World Vision Rumänien als Stipendiat unterstützt worden. Heute studiert Stoleru am Polytechnikum und setzt sich für junge Menschen mit Potenzial, aber ohne Ressourcen ein, die der Staat unterstützen sollte: ʺIch war nie ein Musterschüler. Ich glaube, ich war eher so obere Mittelklasse. Ich interessiere mich am meisten aber für schwache Schüler, die es dann in die untere Mittelklasse schaffen. Sie sind die wichtigsten! Denn ein Schüler, der jetzt mit Note 9 bewertet wird und die Bestnote 10 erreichen will, der muss höchstens eine weitere halbe Stunde lernen. Aber ein Schüler mit einer Bewertung von 4, der eine 6 erreicht und so versetzt werden kann, hat eine Barriere durchbrochen, er hat es von der „schlechtesten Klasse“ zu „Schau mal, ich kann etwas werden!“ geschafft. Und ich wünsche mir, dass ich irgendwann nicht mehr über jemanden reden muss, der von einer 4 auf eine 6 kommt, sondern nur noch über diejenigen, die von einer 8 oder 9 auf eine 10 kommen. Ich bin einer von vielen, die lernen wollen, die eine sehr gute Zukunft haben wollen, die gemeinsam etwas tun wollen, die zusammenarbeiten wollen, und dafür brauchen wir Menschen, die in uns investieren, die uns helfen. Wir brauchen Leute in Entscheidungspositionen, die die Möglichkeit haben, uns stärker zu machen,ʺ glaubt der junge Student Alexandru Stoleru.
Doch wie viel verliert der rumänische Staat letztendlich, wenn er nicht in die Bildung eines Kindes investiert? Wie viel gibt der Staat später für einen Arbeitslosen aus? Wie viel würde er verdienen, wenn am Ende des Bildungsprozesses anstelle eines Arbeitslosen ein Hochschulabsolvent steht? Dies sind einige der Fragen, die sich World Vision Rumänien stellte und eine Studie in Auftrag gab – Der Titel kann auf Deutsch als Bildungskosten: Investition, Ertrag, Wirkung übersetzt werden. Die Ergebnisse sind klar, sagt Mihaela Nabăr, Geschäftsführerin von World Vision Rumänien: ʺJeder in Bildung investierte Leu bringt 8 Lei. Ist das viel? Is das wenig? Ich weiß es nicht. Aber es ist klar, dass Bildung sehr viel bringt. Wir haben auch untersucht, wie sich Investitionen in Bildung auf das Vermögen und das Einkommen auswirken können, das jede der von uns analysierten Gruppen erzielt. Wir wollten uns das sehr genau ansehen, denn in den Gemeinden in Rumänien, in denen wir arbeiten, in den fast 500 ländlichen Gemeinden in 25 Bezirken, hören wir sehr oft von fast 80 % der Eltern unserer Kinder, dass es nicht auf Bildung ankommt, sondern auf Beziehungen. Diese Studie entlarvt diesen Mythos und sagt uns anhand von Zahlen, dass jedes Bildungsniveau, jeder Bildungszyklus praktisch das Einkommen verdoppelt, das eine Person für sich selbst einbringt, und somit auch das Steueraufkommen beeinflusst.ʺ
Wer das Gymnasium abschließt verdient also doppelt so viel wie eine Person, die nur die Sekundärstufe abgeschlossen hat, und ein Hochschulabsolvent verdient doppelt so viel wie jemand, der nur einen Gymnasiumsabschluss hat. Und zwar unabhängig vom Beschäftigungsstatus – abhämgig Beschäftige, Landwirte oder Selbstständige in nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeiten.
Dann steigen die Beiträge zum Staatshaushalt in direktem Verhältnis zum Bildungsstand und zum Einkommen der Menschen. So trägt jemand mit Grundschulabschluss im Durchschnitt mehr als umgerechnet etwa 2 000 Euro pro Jahr zum Haushalt bei. Der Betrag steigt auf über 4 000 Euro für Personen mit einem Berufsschulabschluss oder höher und auf mehr als 8 000 Euro für Personen mit Universitätsabschluss. Mit anderen Worten: Mit jeder abgeschlossenen Bildungsstufe verdoppelt sich der Beitrag einer Person zum Haushalt nahezu.
Natürlich gibt der Staat auch Geld für BIldung aus, doch jeder Leu, den der rumänische Staat in einen kompletten Zyklus – von der Vorschule bis zum Hochschulabschluss – investiert könnte 8 Lei in Form von Einnahmen aus Steuern und Beiträgen erzeugen. So gibt der Staat beispielsweise durchschnittlich über 33.000 Euro für jeden Masterabsolventen aus, vom Kindergarten bis zum Abschluss. Gleichzeitig nimmt der Staat aber von derselben Person im Laufe ihres Lebens fast 290 000 Euro an Beiträgen, Steuern und Gebühren ein, was einer Rendite von 700 % entspricht.
Im Gegensatz dazu gibt der Staat wegen des fehlenden Zugangs zur Bildung im Durchschnitt rund 18 000 Euro pro arbeitsloser Person mit Grundschulbildung im Laufe ihres Lebens aus.
Laut Mihaela Nabăr, Geschäftsführerin von World Vision Rumänien, ist Bildung so betrachtet eine der vorteilhaftesten Investitionen für einen Staat: ʺDiese Studie schaut nicht auf die Qualität der Bildung in Rumänien, wie gut wir also auf die neue Generation von Schülern vorbereitet sind, wie gut unsere Lehrer vorbereitet sind, wie viel wir noch investieren müssen, wie gut die Infrastruktur ist, wie digitalisiert die Bildung ist. … all dies ist in diesem Bericht nicht enthalten, aber es gibt eindeutig Investitionsspielräume in all diesen Bereichen, um einen Gewinn für den Staat zu erzielen, wenn wir bei einem Memnschen die Berufswende vom Arbeitslosen zum arbeitsmarktintegrierten Hochschulabsolventen schaffen.ʺ
Derzeit liegt Rumänien im OECD-Ranking bei den Bildungsinvestitionen am unteren Ende – 2,5 % des BIP, während die Behörden mindestens 6 % versprochen haben. Darüber hinaus sind Ungleichheit und ungleicher Zugang zu Bildung ein echtes Problem. Es gibt in der Tat zwei Bilder von Rumänien: ein städtisches und ein ländliches, wobei die Gelder für diese beiden Bereiche ungleich verteilt sind. Und wenn die Pläne gut sind, muss der Staat sie auch in die Tat umsetzen, sagt Mihaela Nabăr, Geschäftsführerin von World Vision Rumänien. Einerseits hat Rumänien brillante Studenten, die Jahr für Jahr bei internationalen Olympiaden ausgezeichnet oder an einigen der besten Universitäten der Welt angenommen werden. Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele funktionale Analphabeten – rund 40 % der Schüler verstehen nicht, was sie lesen, und können keine einfachen logischen Entscheidungen treffen. Das Bildungssystem sollte sie rechtzeitig retten, fordern Experten.
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