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Inklusion: die Bibliothek für Roma-Kinder in Bukarest

Die Roma-Kinderbibliothek ist ein Projekt, das mit internationaler Hilfe vor drei Jahren in Bukarest begann. Mit Erfolg, denn die Bibliothek ist mittlerweile ein beliebter Treff für Kinder mit unterschiedlichem sozialen oder ethnischen Hintergrund.

Inklusion: die Bibliothek für Roma-Kinder in Bukarest
Inklusion: die Bibliothek für Roma-Kinder in Bukarest

, 22.05.2019, 17:30

Als wirtschaftlich und sozial in vielen Hinsichten unterprivilegierte ethnische Minderheit können die Roma diese Stellung nur selten überwinden, und eine der Möglichkeiten, dies zu tun, besteht in der Kultur und Bildung. Das ist die Idee der Roma-Kinderbibliothek, ein Projekt, das vor drei Jahren in Zusammenarbeit mit der schwedischen Schriftstellerin Gunilla Lundren, der in Rumänien geborenen schwedischen Buchillustratorin und Verlegerin Arina Stoenescu, Thomas Acton, einem Roma-Studienprofessor aus Gro‎ßbritannien, und einem schwedischen Journalisten von Roma-Herkunft, Fred Taikon, begann.



Die Bibliothek befindet sich in einem Gebäude, in dem sich auch ein weiteres, umfassenderes soziales und kulturelles Projekt befindet, das Museum für Roma-Kultur. Dieses befindet sich in Giuleşti, einem Stadtteil in der rumänischen Hauptstadt Bukarest, in dem viele Roma leben. Ursprünglich bestand die Bibliothek aus Büchern, Möbeln und Spielzeug, die von verschiedenen Mitwirkenden gespendet wurden.



Dort, am vernachlässigten Stadtrand von Bukarest, wo der städtische Raum in eine vernachlässigte ländliche Gegend übergeht, trafen wir die Schriftstellerin Gunilla Lundgren. Lundgren, die vor allem als Autorin von Kinderbüchern bekannt ist, gründete einen PEN-Club, einen kreativen Schreibclub für die Roma-Kinder in ihrem Heimatland. Basierend auf den Erfahrungen, Lesungen und Vorträgen im Club schrieb sie drei Bücher und kreierte zusammen mit den Kindern, mit denen sie arbeitet, eine Radio-Serie. Angesichts ihrer Beziehungen zur Roma-Minderheit in Schweden hatte die Schriftstellerin es leicht, sich mit den Roma-Kindern in Osteuropa zu verbinden, trotz der Unterschiede zwischen den beiden Gemeinschaften. Gunilla Lundgren:



In Schweden gibt es viele verschiedene Gruppen. Wir haben die so genannten schwedischen Roma, die dort viele, viele Jahre gelebt haben, und wir haben jetzt auch Neuankömmlinge. Wir haben Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien, als der Krieg vorbei war, kamen sie dorthin. Wir haben viele andere Gruppen von Roma, wir haben russische Roma und finnische Roma, die unterschiedliche Religionen und Sprachen haben. Wir haben jetzt in Schweden viele Menschen aus Rumänien und Bulgarien, die in Schweden auf den Stra‎ßen betteln, und die schwedischen Roma-Kinder fanden das sehr traurig. Sie sind keine Bettler, die schwedischen Roma-Kinder. Sie leben in Wohnungen und ihre Eltern arbeiten, und sie sind glücklich, sich nicht mit den Menschen identifizieren zu können, die betteln. Und dann haben wir viel darüber gesprochen und gefragt: ‚Was passiert mit den Kindern, deren Mütter auf der Stra‎ße sitzen und betteln?‘ Die schwedischen Roma-Kinder sagten: ‚Wir müssen den Kindern helfen, denn sie sind mit Sicherheit in Rumänien geblieben. Und sie sollten nicht zu Bettlern werden. Wir sollten ihnen Bücher geben.‘ Die Einnahmen aus den Büchern, die wir jetzt im Pen Club schreiben, flie‎ßen also in die Veröffentlichung dieser Bücher, die Arina uns hilft, nach Rumänien zu bringen, um sie den Kindern hier zu geben, weil sie nicht Bettler werden sollten.“




Pioner Press, der von der Buchillustratorin und Übersetzerin Arina Stoenescu gegründete Verlag, feierte das dreijährige Bestehen der Roma-Kinderbibliothek mit der Veröffentlichung eines zweisprachigen, auf Rumänisch und Romanes herausgebrachten Buches mit dem Titel Frohe Ostern“. Dies ist das dritte zweisprachige Buch, das von diesem Verlag herausgebracht wurde und sich an Roma-Kinder richtet. Seine Autorin, Gunilla Lundgren, erzählte uns von dem Engagement und der Unterstützung für die Roma-Kinderbibliothek:



Die Bibliothek funktioniert und ich denke, dass es harte Arbeit erfordert. Beide Seiten arbeiten sehr hart. Wir nennen diese Bibliothek »Unsere Freundesbibliothek«. Und Arina kommt hierher, die Kinder von dort schreiben Briefe an unsere Kinder hier und wir schreiben Briefe an die Kinder dort. Also, sie haben wirklich das Gefühl, dass wir Freunde sind, wir schreiben uns gegenseitig. Wir veranstalten Ausstellungen in unserer schwedischen Bibliothek mit den Briefen, die die Kinder hier in Giuleşti schreiben. Au‎ßerdem sind unsere Kinder jetzt hier auf Fotos zu sehen, es gibt Fotos von den schwedischen Roma-Kindern hier in dieser Bibliothek, und das gibt ihnen das Gefühl dieser Freundschaft.“




Luminiţa Ancuţa vom Museum für Roma-Kultur in Giuleşti, sieht in dieser Bibliothek eine Art Club der Kinder in der Nachbarschaft:



Diese Initiative war von Vorteil, denn viele der Kinder hier haben Eltern, die es aus verschiedenen Gründen nicht schaffen, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, ihnen vorzulesen und ihnen zu helfen, diese Art von Fähigkeiten zu entwickeln. Seit der Eröffnung der Roma-Kinderbibliothek haben wir uns besonders auf Leseförderung konzentriert. Wir lesen ihnen einfach Geschichten vor oder lesen zusammen mit ihnen. Das Wichtigste war, dass wir sie hierher gebracht haben, denn in dieser Gegend gibt es keinen Spielplatz oder grö‎ßeren Park. Wir haben nur einen kleinen Park neben einer der beiden Schulen in unserer Nachbarschaft.“




Das Lesen hilft den Kindern, unabhängig von ihrem sozialen oder kulturellen Hintergrund, sich in mehrfacher Hinsicht zu entwickeln. Es hilft ihnen, sich zu konzentrieren, Fragen zu stellen, Antworten zu geben und zu kommunizieren. Luminiţa Ancuţa:



Wir haben Erzählungen über die Geschichte des Roma-Volkes gelesen. Als die Bibliothek eröffnet wurde, brachte Gunilla Lundgren auch eines ihrer Bücher mit dem Titel »Sophia« heraus, das die Geschichte eines Überlebenden des Roma-Holocaust erzählt. Das Buch ist eigentlich als zweisprachiger Cartoon in Rumänisch und Romanes konzipiert. Und als wir diese Geschichte mit den Kindern gelesen haben, haben wir festgestellt, dass sie sehr wenig über die Geschichte der Roma wissen. Sie waren sehr bewegt von der Geschichte des kleinen Mädchens, das in einem Konzentrationslager lebte und dramatische Erfahrungen machte. Kinder sind von Natur aus sehr neugierig. Wenn sie die Bücher in den Regalen sehen, nehmen sie sie heraus, durchblättern sie und stellen alle möglichen Fragen. Viele von ihnen haben Probleme beim Lesen und bitten uns, ihnen vorzulesen. Manchmal bringen sie ihre jüngeren Geschwister mit, die, obwohl sie nicht lesen können, unsere Bewegungen und Stellungen beim Lesen nachahmen. Was wir hier tun wollen, ist, ihren Appetit aufs Lesen zu wecken, denn nur durch das Lesen können sie entdecken, wer sie sind.“




Kinder entdecken sich selbst, aber sie entdecken auch die anderen Kinder im Stadtviertel, denn die Roma-Kinderbibliothek steht auch den Kindern offen, die nicht zu dieser ethnischen Gruppe gehören und in diesem vernachlässigtem Teil von Bukarest leben.

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