Suppenküchen in Rumänien: Spender und Freiwillige mittels App vernetzt
Freiwillige helfen in mehreren rumänischen Städten Bedürftigen mit Lebensmittelspenden oder warmen Mahlzeiten. Neuerdings können sich Spender und Volontäre über eine App vernetzen.
Christine Leșcu, 25.04.2018, 19:00
Für Menschen, die auf der Straße leben, für alleinstehende und kranke Menschen, für Kinder aus armen Familien kann eine tägliche oder zumindest wöchentliche warme Mahlzeit einfach einen Traum darstellen. Um sie diesem Traum, der für den Rest der Bevölkerung nichts Außergewöhnliches ist, näher zu bringen, hat ein Freiwilligenverband in Klausenburg im Jahr 2013 das Projekt Eine warme Mahlzeit“ ins Leben gerufen. Heute, fünf Jahre später, wurde diese Idee sozusagen in andere Städte importiert“. Die Zahl der Portionen, die den Hilfsbedürftigen gespendet werden, ist somit auf 900 in der Woche gestiegen. Raimonda Boian ist einer der Urhaberinnen dieses Projekts.
Das Projekt ist sehr schön gewachsen. Die Zielgruppe oder die Nutznießer kommen aus allen Sozialschichten, die Mahlzeiten benötigen und sich diese nicht leisten können. In der Kantine, die ich koordiniere, wenden wir uns an jene, die auf den Klausenburger Museumsplatz kommen und nach einer Mahlzeit betteln. Es sind Straßenmenschen, aber auch Personen, die eine Wohnung haben, doch kein Essen. Wir sind aber keine Sozialarbeiter, wir führen keine Sozialermittlungen durch, wir überprüfen die Leute nicht, die hierher kommen, um Essen zu verlangen, denn es ist wichtig, dass sie dieses Essen bekommen.“
Obwohl Eine warme Mahlzeit“ ein von den Verwaltungsbehörden unabhängiges Projekt ist, hätte dieses nicht ohne die Unterstützung der Lokalbürgermeisterämter oder der Sozialhilfeanstalten in Klausenburg, Constanţa, Adjud, Bistrita (Bistritz), Satu Mare (Sathmar) und Bukarest umgesetzt werden können. Die Lebensmittel kommen zu 100% aus Spenden. In Klausenburg gibt es weiterhin die meisten Orte, wo eine warme Mahlzeit serviert wird, ausschließlich mithilfe der Freiwilligen. Überraschend oder nicht, gibt es sehr viele Bedürftige und diese kommen aus allen Sozialschichten und Alterskategorien. Raimonda Boian:
In der Klausenburger Kantine, die ich koordiniere, habe ich Freiwilligenteams, die sich bis Januar 2019 eingeschrieben haben. Mit tut es bereits leid, dass ich womöglich Frustrationen unter hilfsbereiten Freiwilligen hervorrufen werde, da wir erst ab Januar nächsten Jahres weitere Bewerbungen entgegennehmen können. Sie sind auch von der Zubereitung des Essens angezogen. Auch wenn man sich nicht auskennt, möchte man dazugehören. Das ist auch eine Attraktion. Die Tätigkeit ist angenehm und die Freiwilligen sind nicht sehr beansprucht. Einige von ihnen haben maximal ein Sandwich zubereitet.“
In Bukarest wurde das Projekt Eine warme Mahlzeit“ unlängst von einer der Freiwilligen, Monica Abagiu, umgesetzt.
Ich habe dieses Projekt letztes Jahr im Oktober übernommen. Ich hatte mich als Freiwillige im Mai 2017 beworben und dann habe ich gemeinsam mit Raluca Apostol die Koordination in Bukarest übernommen. Wir wollten früher in ein solches Projekt einsteigen. Wir haben uns für »Eine warme Mahlzeit« entschieden, weil Kochen ein Hobby von uns ist, und wir wurden auch von dem Gedanken angezogen, jemandem zu helfen. Wir hatten sowieso gemeinsam auch an anderen Freiwilligenprojekten teilgenommen.“
Das Volontariat ist eine Tätigkeit, die Monica Abagiu gleichzeitig mit ihren anderen Aktivitäten betreibt. Ihr fällt es nicht schwer, das Familienleben und die beiden Freiwilligentätigkeiten in Bukarest für das Projekt Eine warme Mahlzeit“ unter einen Hut zu bringen. Ein Ort, an dem sie tätig ist, ist die Kantine Ominis im 4. Bezirk, in einer benachteiligten Gegend der Hauptstadt. Der andere Ort befindet sich im Viertel Ferentari, einer weiteren Problemzone. Monica Abagiu:
Dort haben wir eine mobile Kantine. Genauer gesagt einen Krankenwagen, der mit einer Küche ausgestattet ist und auf dem Hof einer Schule im Viertel Ferentari geparkt ist. Die Menschen, die in der Ominis-Kantine versorgt werden, sind überwiegend Erwachsene: zwischen 70 und 100 Menschen. Sie kommen auch unter der Woche in die Kantine, aber wir kochen nur am Wochenende. Was die Schule angeht, handelt es sich um die Kinder, die dort lernen. Dort bereiten wir das Essen auch samstags und sonntags zu.“
Die warmen Mahlzeiten, die nur zweimal die Woche angeboten werden, sind bei den Hilfsbedürftigen sehr willkommen. Somit überlegt sich Monica Abagiu, das Projekt auch auf andere Orte in Bukarest zu erweitern. Dabei zählt man auch auf moderne Technologie. Zur Erweiterung des Projekts Eine warme Mahlzeit“ könnten die Freiwilligen von der App ShareFood Unterstützung bekommen. George Jiglău ist einer der Urheber in Klausenburg. Er hat die Entstehung der App unterstützt. Deren Ziel ist unter anderem auch die Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung. George Jiglău:
Es handelt sich um eine Anwendung, wodurch wir versuchen, die Kommunikation zwischen den Lebensmittelherstellern und -Verkäufern und den Gemeinden, die Lebensmittel benötigen, zu vermitteln. In den fünf Jahren, seitdem das Projekt »Eine warme Mahlzeit« in Klausenburg läuft, ist es uns gelungen, mit den Leuten in Verbindung zu treten, die Lebensmittel spenden. Sie haben viele Nahrungsmittel, die sie nicht mehr verkaufen können und sowieso wegschmeißen würden. Obwohl sich keiner wünscht, Essen wegzuschmeißen. Die Anwendung kommt beiden Seiten entgegen. Sie ist ein Mittel zur Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung, das die Zusammenarbeit zwischen Spendern und Spendenempfängern vermittelt.“
Die App ShareFood ist nur juristischen Personen gewidmet: einerseits mögliche Spender — Firmen — andererseits Verbände, NGOs oder Pfarreien, die das Essen an die Hilfsbedürftigen übermitteln können. Die Anwendung wurde von zwei Informatikern geschaffen, die mehr tun wollten, nachdem sie in das Projekt Eine warme Mahlzeit“ eingestiegen waren. Zwei Monate nach der Lancierung ist die App in allen Städten des Landes funktionsfähig.