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Weibliches Unternehmertun: Erfolgreiche Geschäftsfrauen in Rumänien

Frauen sind in der heutigen Zeit immer unabhängiger. Das spiegelt sich auch im Unternehmertum wieder: Laut Statistiken sind in Rumänien 29% der Unternehmer Frauen, um 7% mehr als in den vergangenen Jahren.

Weibliches Unternehmertun: Erfolgreiche Geschäftsfrauen in Rumänien
Weibliches Unternehmertun: Erfolgreiche Geschäftsfrauen in Rumänien

, 19.07.2017, 17:30

Das Institut für Unternehmertum und Globale Entwicklung (GEDI) hat eine Kennzahl des weiblichen Unternehmertums errechnet. Daran wird die Präsenz der Unternehmerinnen in 77 Ländern gemessen, in dieser Rangliste nimmt Rumänien den 33. Platz ein, mit 49 von 100 möglichen Punkten. Die Rangliste bezieht sich auf das allgemeine Umfeld und das Ausma‎ß der Ermutigung von Frauen in Richtung Selbstständigkeit.



In diese Kategorie fallen Frauen, die bereits eine langjährige Berufserfahrung in unterschiedlichen Unternehmen gesammelt haben und anschlie‎ßend eine Existenzgründung anstreben. Oder junge Mütter, die von zu Hause arbeiten wollen, um ihre Zeit flexibel zu gestalten und dadurch länger für ihre Kinder zur Verfügung zu stehen. Und nicht zuletzt Frauen, die ihre Leidenschaft oder ihr Hobby zum Geschäft machen.



Wir trafen Adina Filculescu zu einem Gespräch über rumänische Unternehmerinnen und ihre Besonderheiten. Sie selbst betreibt eine Werkstatt für Blumenarrangements. Frauen seien als Unternehmerinnen in bestimmten Branchen tätig, sagt Filculescu.



Frauen bieten Dienstleistungen im kreativen Sektor, in der Bildung, im Gesundheitswesen, im Handel, dem Eventmanagement. Generell gehen sie von der Leidenschaft für einen bestimmten Bereich aus. Forschungen haben au‎ßerdem gezeigt, dass sie dazu geneigt sind, in dem Bereich selbstständig zu werden, auf den sie sich im Studium spezialisiert haben. Der finanzielle Aspekt ist gewiss sehr wichtig, aber ich kenne Fälle von Frauen, die auf sehr gut bezahlte Jobs bei privaten Unternehmen verzichtet haben, um das eigene Geschäft zu starten. Und das bei allen damit zusammenhängenden Risiken.“




Und die Risiken und Schwierigkeiten bekomme man sofort zu spüren. Etwa beim Versuch, einen Kredit aufzunehmen. Die Banken seien auch heute noch recht zurückhaltend, wenn es um die Selbstständigkeit von Frauen gehe, sagt Adina Filculescu.



Frauen sind eher an den kreativeren Industrien interessiert, sie werden eher aus Leidenschaft zu Unternehmerinnen und sind nicht unbedingt auf Möglichkeiten zur beschleunigten Gewinnmaximierung ausgerichtet. Demzufolge sehen die Banken gewisse Risiken hinsichtlich der Tilgung der Kredite.“




Wahrscheinlich haben die Institutionen der EU auch aus diesem Grund mehrere Initiativen ins Leben gerufen, die das weibliche Unternehmertum und die von Frauen geführten KMUs zu ermutigen und zu finanzieren. Adina Filculescu fragten wir nach dem Nutzen der Finanzinstrumente.



Das sind vor allem Finanzmittel, die aus den Struktur- und Kohäsionsfonds der EU stammen. Dann gibt es noch das Programm der sogenannten GmbHs für Anfänger, das eine Zuwendung in Höhe von 10.000 Euro und weitere Anreize für Start-Ups bietet, etwa niedrigere Sozialbeiträge für die Arbeitgeber. Allerdings erhält man nicht so einfach den Zugang zu diesen Programmen, weil es sehr viele bürokratische Hürden gibt. Deshalb sind sehr viele Frauen mit eigenen Ressourcen in das Unternehmertum gestartet.“




Eine der bekannteren Unternehmerinnen aus Rumänien ist Bibiana Stanciulov. Ihr Unternehmen stellt mit dem Pflaumenmus Topoloveni das erste rumänische Produkt her, das offiziell mit dem europäischen Zertifikat Geschützte geografische Angabe“ (g.g.A.) auf dem Etikett versehen ist. Und das seit 2011. Der Anfang sei von Optimismus und von Schwierigkeiten geprägt gewesen, erinnert sich Bibiana Stanciulov.



Ich habe 2001 eine zwangsaufgelöste Fabrik in Topoloveni übernommen. Nur die Abteilung für dehydrierte Marmeladen und Schnaps war noch in Betrieb. Die Anfänge waren furchteinflö‎ßend, denn ich hatte gehofft, dass wenigstens noch das eine oder das andere Zahnrad in der Fabrik funktionierte. Ich habe es schlie‎ßlich geschafft, dank eines Aufwinds, der mir heute ganz ehrlich fremd scheint, ich wei‎ß nicht, woher ich diese Kraft hatte. Vielleicht war ich von der Angst getrieben, dass etwas sehr Schlimmes passieren kann, und deshalb habe ich weiter gemacht und versucht, aus der Abteilung etwas zu machen. Ich hatte ja Soziologie und Philosophie studiert und hatte keine Ahnung von Geschäften oder der Lebensmittelindustrie.“




Die rettende Idee kam mit der Rückkehr zur Tradition und der Wiederentdeckung eines ein hundert Jahre alten Pflaumenmus-Rezeptes aus der Region um das südrumänische Topoloveni. Jedoch reichte die Tradition nicht aus. Um die selbst gesteckten Ziele und Standards zu erreichen, brauchte Bibiana Stanciulov Geld — das auch für den Erhalt des Zertifikats geschützte geographische Angabe“. Und offensichtlich sei es nicht leicht gewesen, die notwendige Finanzierung zu bekommen, erzählt sie.



Man hat mir versprochen, dass wir durch den Fonds für Landwirte Zugang zu weiteren europäischen Fördermitteln erhalten würden, bei einem Zins von 2-3%. Weil ich aber unabhängig war und keiner Partei oder irgendeiner Interessengruppe nahe stand, habe ich keine Subventionen aus dem Fonds für Landwirte zugewiesen bekommen. Und da haben mir die Banken einen Kredit zu einem Zinssatz von 7-8% angeboten, ich musste für eine Anzahlung von 20% aufkommen. Das war für mich eine übermenschliche Anstrengung. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich eine Frau bin. In Rumänien ist es nur wichtig, einer Partei oder einer Interessengruppe nahe zu stehen. Aber paradoxerweise konnte ich mich behaupten, ohne diese Nähe. Es stimmt schon, die Kreditaufnahme hat mich damals erdrückt, aber ich habe mich niemals nur am Gewinn orientiert. Ich dachte vor allem an die Fortsetzung einer 100 Jahre langen Tradition.“




Heute hat sie diese Hürden hinter sich gelassen. Dafür sind neue Probleme aufgetreten. Dennoch ermutigt Stanciulov alle Frauen, die sich die Selbstständigkeit wünschen, ihren Weg weiter zu gehen.



Wenn eine Frau irgendwann ihre Firma gründet, muss ihr das Geschäft voll und ganz gehören. Sie müssen dem Unternehmen ihren persönlichen Stempel aufdrücken und daran glauben. Wenn sie nicht daran glauben, sollten sie es lieber sein lassen. Es ist nicht einfach, Geschäftsfrau zu sein, aber die Unabhängigkeit bedeutet eine Genugtuung. Ich kann mit meinem Geld tun und lassen, was ich will.“

(foto: Anqa / pixabay.com)
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