Herausforderung Bevölkerungsalterung: Senioren sollen mehr gefördert werden
Die Überalterung der Bevölkerung und die sinkenden Geburtenzahlen sind heutzutage eine Realität, die nicht nur von Fachleuten bemerkt wird. Laut der UNO wird die Lebenserwartung bis Ende des Jahrhunderts bis auf 81 Jahre steigen.
Christine Leșcu, 21.12.2016, 17:30
Fast 700 Millionen Menschen sind heute über 60 Jahre alt. Prognosen sehen voraus, dass 2050 die Zahl der über 60-Jährigen auf über 20% der Weltbevölkerung steigen wird. In der EU wird die Zahl der Personen, die über 65 Jahre alt sind, rapide steigen. Diese Altersgruppe soll 2050 150 Millionen Personen zählen. Bis 2060 wird das Verhältnis zwischen Alt und Jung von zwei zu eins sein. Diese Realität soll sich nicht zu einem Besorgnisgrund entwickeln, sondern die Umsetzung von Lösungen fördern. Eine Lösung wäre, dass die Senioren weiter arbeiten sollen. Ionuţ Sibian, Exekutivdirektor der Stiftung für die Entwicklung der Zivilgesellschaft, erklärte uns, der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss habe Projekte für die Vorbeugung einer demografischen Krise entwickelt:
Eine Studie des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zeigt, dass zum Beispiel Länder wie Großbritannien ihr BIP um 5% erhöhen können, wenn sie in der Zukunft die Senioren auf dem Arbeitsmarkt behalten. Die über 50-jährigen Personen sollen Zugang zur Digitalisierung haben. Mehr als 125 Millionen EU- Bürger zählen zu dieser Kategorie, für die der Zugang zu Internet sehr bedeutend ist, um auf dem Arbeitsmarkt präsent bleiben können. Die EU-Staaten haben bis jetzt das Problem des Zugangs zur Digitalisierung aus der Sicht des Zugangs zu den sozialen und medizinischen Leistungen angegangen. Wir müssen den älteren Personen Bildungsmöglichkeiten bieten, um sich zu informieren, aber auch um mehr Geld gewinnen zu können. Das Internet spielt eine wesentliche Rolle.“
Weil die Winterferien sich nähern, wollen wir heute auch über die Angebote für die Personen im dritten Alter für Entspannung und Erholung sprechen. Sie können zum Beispiel eine Hochschule besuchen, ohne den Stress der Prüfungen zu erleben. Es geht um das Angebot der Universität Dunărea de Jos“ in Galaţi für das Studienjahr 2016-2017. Über das Projekt Universitatea Vârstei a Treia“ (Universität fürs Dritte Alter“) sagte uns die Prodekanin Violeta Puşcaşu folgendes:
Unter den Großstädten Rumäniens ist Galaţi die Stadt mit der ältesten Bevölkerung. Das ist die Folge der unglücklichen wirtschaftlichen, politischen und demografischen Umstände. Rund ein Drittel der Stadtbevölkerung ist über 60 Jahre alt. Ich unterrichte Demografie seit mehr als 20 Jahren und konnte die Änderungen in diesem Bereich in Rumänien und Europa beobachten. Die Gesellschaft sollte nicht gleichgültig sein. Sie sollte nicht ausschließlich durch Lösungen wie Altersheime oder durch die Isolierung der alten Person in ihrer Wohnung zusammen mit einem Haustier vor dem Fernseher antworten.“
Die Universität des Dritten Alters verlangt keine Studiengebühren und bietet den Absolventen ein Zertifikat, das auf dem Arbeitsmarkt zwar wertlos ist, aber einen sentimentalen Wert hat. Die Senioren können sich damit geistig fit halten und sogar Neues lernen. Was können die Senioren in Galaţi studieren? Prodekanin Violeta Puşcaşu dazu:
Sie können von einer langen Liste 10 Module wählen. Die Liste enthält 20 Varianten. Davon können die Senioren 10 auswählen. Meine Kollegen beteiligen sich freiwillig an diesem Projekt. Sie unterrichten Rechtswissenschaften, Wirtschaft, internationale Beziehungen, Kinetotherapie, Medizin, Kunst, Kultur und Zivilisation, Ernährungswissenschaft, Geschichte, Philosophie, Theologie, Tourismus, Wissenschaft und Maschinenbau.“
160 Seniorenstudenten, die über 55 Jahre alt sind, besuchen die Vorlesungen der Universität Dunărea de Jos“ in Galaţi. Der älteste Seniorenstudent ist 85 Jahre alt. Nach der Absolvierung der Uni haben die Senioren mehrere Chancen einen Arbeitsplatz zu finden. Hören wir nun wieder Ionuţ Sibian, der die Anstellung der Senioren als eine Priorität betrachtet:
Die Europäische Union muss eine Lösung finden. Ein Teil dieser Lösung wäre, die Senioren so lange wie möglich auf dem Arbeitsmarkt zu halten. Arbeitgeber, die Senioren einstellen, sollen Erleichterungen oder Hilfen bekommen. Die soziale Wirtschaft kann für die Seniorengruppe ein guter Arbeitgeber sein.“
Bis zur Umsetzung der Lösungen freuen sich die Senioren zusammen mit den Jugendlichen und Kindern auf die kommenden Winterferien.