Beschäftigung: Altes Eisen schon ab 40?
Arbeitslose ab 40 haben es auch in Rumänien immer schwerer, einen Job zu finden. Experten sind sogar der Meinung, hierzulande gebe es eine regelrechte Altersdiskriminierung.
România Internațional, 07.09.2016, 17:40
Mehr als 55% der Arbeitslosen in Rumänien sind über 40 Jahre alt — davon ist die Hälfte wiederum über 50. Die mit der Zeit von diesen Menschen erworbenen Fähigkeiten und Erfahrungen sollten auf dem Arbeitsmarkt schon etwas wert sein, doch die Praxis sieht anders aus. Auch wenn sie sich umschulen lassen, zögern Arbeitgeber, ihnen einen Job zu geben. Vasile kommt aus Piatra Neamţ. Er ist 50 und schon seit mehreren Jahren arbeitslos:
Seit drei Jahren bin ich arbeitslos und auf der Suche nach einem Job, aber Stellen sind schwer zu finden. Wer über 50 ist, findet schwer etwas. Geht man zu einem Arbeitgeber, heißt es ‚ Ja, wir nehmen Sie‘: Man reicht die Bewerbungsunterlagen ein und wartet, aber dann kommt nichts. Sie nehmen jüngere Leute. Nach meiner Entlassung habe ich Umschulungen besucht, auf Buchhaltung oder Computer. Aber auch so will dich keiner. Sie suchen nach qualifizierten Leuten, nicht nach Beschäftigten, die man zuerst einarbeiten muss.“
Der 48jährige Constantin kommt aus Bukarest — auch er hat Umschulungskurse besucht, ging aber bei der Jobsuche leer aus:
In 2010 bin ich entlassen worden und musste zusehen, wie ich klarkomme. Der Staat gibt Unsummen aus, weil er die Leute nicht in den Berufen ausbildet, die nachgefragt werden. Das Arbeitsministerium sollte sich mit den anderen öffentlichen Stellen abstimmen… umsonst bilden sie Personal aus, wenn sie es dann nicht vermitteln können. Du bekommst das Arbeitslosengeld und den Jahresstempel und fertig. Anstatt dass die Arbeitgeber Menschen ausbilden, bedienen sie sich einfach am Arbeitsmarkt. Und wenn du keine Fachausbildung hast, bist du praktisch erledigt.“
Obwohl nach rumänischer Rechtslage die Altersdiskriminierung verboten ist, haben es diese Menschen offensichtlich damit zu tun. Abhilfe schafft die so genannte Koalition gegen Diskriminierung — sie informiert, an wen man sich in solchen Fällen wenden sollte, sagt Teodora Ion-Rotaru, Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit bei diesem Zusammenschluss gemeinnütziger Vereine:
In der Tat ist die Diskriminierung im Arbeitsleben viel sichtbarer als in anderen Bereichen. Ältere Personen können Opfer werden, wir helfen ihnen aber durch kostenlose Onlineberatung auf unserer Homepage. Benachteiligte Personen könne direkt einem Experten Fragen stellen über die Rechtsbehelfe, die sie einsetzen können. Sie erfahren über mögliche Beweismittel, ob die Lage tatsächlich einer Diskriminierung entspricht und an wen sie sich wenden können. Europäische Studien zeigen, dass in Rumänien öfters diskriminiert wird als im restlichen Europa. Doch die Wahrnehmung ist umgekehrt — Rumänen erkennen Diskriminierung weniger gut als andere Europäer und wissen auch nicht so gut, wie sie sich dagegen wehren sollen. Es ist ganz wichtig, dass man sich in einer solchen Situation an die Behörden wendet. Gesetze gibt es, sie sind umfassend und sind auch auf Diskriminierungen am Arbeitsplatz anzuwenden — wichtig ist aber, dass man etwas dagegen tut. Wir können den Menschen dabei helfen, sich zu wehren.“
Das Arbeitsamt organisiert Projekte zur beruflichen Aus- und Fortbildung, denn nur mehr Fähigkeiten bieten die notwendige Mobilität zur Wiedereingliederung am Arbeitsmarkt. Allein in diesem Jahr laufen 2.200 Programme für rund 42.000 Menschen — für Aus- und Fortbildung oder Umschulung. Aufgrund der Maßnahmen zur Beschäftigungsförderung wurden 107.904 Menschen im Alter von über 45 Jahren auf dem Arbeitsmarkt wiedereingegliedert, führt Daniela Ştirbu, Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit bei der nationalen Beschäftigungsagentur, an: Auf März bezogen liefen landesweit 171 Aus- und Fortbildungsprojekte, d.h., dass 3252 kostenlos an Maßnahmen der Arbeitsämter teilnehmen.“
Die meisten Ausbildungen gibt es für Verkaufspersonal, Köche, EDV-Arbeiter, Installateure, Friseure und Kellner. Die meisten Teilnehmer kommen aus der Region Braşov. Um Beschäftigung zu fördern, greift der Staat auch Firmen unter die Arme, die Arbeitslose einstellen — mit 500 bis 750 RON monatlich werden solche Beschäftigungsverhältnisse subventioniert. Die Subvention half in den ersten acht Monaten der Jahres 2015, fast neun Tausend Arbeitslose zu vermitteln.