Innovative Lösung für bessere Zeitnutzung: Timebanking
Zeit gehört zu den wichtigsten Ressourcen in der modernen Welt. Sie ist sogar nach Ansicht einiger die einzige, die nicht erneuerbar ist: jede verstrichene Minute ist für immer weg.
Monica Chiorpec, 17.02.2016, 17:45
Kreative Tüftler haben sich in den letzten Jahren Gedanken gemacht, wie man mit der Zeit besser umgehen könnte. Denn Zeit ist nicht immer gleich Zeit, sie ist relativ. Wenn jemand Spaß an einer Aufgabe hat, vergeht die Zeit schneller — und umgekehrt. Warum sollte man also Zeit nicht untereinander teilen — Stichwort Sharing Economy. Dieser Ansatz prägte dann das Konzept einer Zeitbank. Dieses Konzept ist nun auch in Rumänien angekommen.
Diana Hăbuc ist 28 Jahre jung und arbeitet als Fremdsprachentrainerin für große Unternehmen in Bukarest. Um von einem Ende der Großstadt ins andere zu kommen, verliert sie täglich wertvolle Zeit, umso mehr sie keinen Führerschein hat. Es wäre richtig hilfreich, dass mich jemand hin- und herfährt, wenn ich zwischen zwei Unternehmen pendeln muss und dazu unter Zeitdruck bin. Wenn ich bei jemandem anrufen könnte, der dann um die Zeit X am Ort Y ist und mich abholt, wäre das ganz praktisch. Das würde mich am meisten entlasten. Ich habe mit Autofahren nichts am Hut, werde aber womöglich umdenken müssen“, sagt die junge Frau. Die Idee einer Zeitbank findet sie gut, weil sie ihrerseits viel anzubieten hätte — Sprachdienstleistungen sind sehr nachgefragt.
Ich könnte ohne Weiteres als Gegendienstleistung für einen auf meine Bedürfnisse zugeschnittenen Taxiservice meine Fremdsprachenkenntnisse anbieten. Ich denke da an Französisch- oder Englisch oder auch Rumänischkurse für die Kinder der Fahrer. Oder ich könnte Unterlagen oder Diplomarbeiten übersetzen — Dinge eben, die andere Leute nicht tun können oder für die sie nicht den vollen Marktpreis bezahlen können. Ich könnte Leuten helfen, die ihre Seiten oder Blogs in Fremdsprachen veröffentlichen, die aber nicht richtig wissen, wie.“
Die adrette junge Trainerin gibt viel auf ihr Äußeres — das muss sie auch, weil sie täglich mit Dutzenden erwachsenen Schülern zu tun hat. Wie für jeden Menschen, der oft und gerne lächelt, ist auch für sie der Zustand ihrer Zähne sehr wichtig. Deshalb geht sie oft zu Routineuntersuchungen beim Zahnarzt. Auch für diese Leistung würde sie gerne ihre Trainer- oder Übersetzerdienste anbieten: Ich würde es gut finden, wenn ich durch diese Zeitbank jemanden finden würde, der mich vielleicht alle sechs Monate untersucht und der dafür meine Dienste in Anspruch nimmt“, hofft Diana Hăbuc.
Hinter dem Konzept der Zeitbank in Rumänien steckt Alexandru Dan. Der Student aus Zalău mit Hauptfach Geschichte und Philosophie kam auf die Idee, nachdem er über den Erfolg der Idee in den USA und Westeuropa gelesen hatte. Sein Projekt steckt noch in den Kinderschuhen, doch ist er überzeugt, dass Time Banking auch in Rumänien irgendwann Anhänger finden wird: Es ist ja im Kern eine Zeitdatenbank, in der alle Projektteilnehmer stehen. Jeder sagt dort, was er tun mag, was er braucht und was er anbietet. Zum Beispiel braucht eine Familie Reinigungsdienste und eine andere Hilfe für die Schulaufgaben der Kinder. Die eine Familie geht und macht bei der anderen rein und bekommt dafür eine bestimmte Anzahl Stunden gutgeschrieben. Das Zeitkonto kann dann in Nachhilfestunden umgetauscht werden“, beschreibt der Student die Idee.
Interessant bei der Sharing Economy ist, dass sie ohne Geld auskommt — in diesem Fall ist allerdings doch eher so, dass Zeit tatsächlich Geld im Sinne einer Währung ist.