Work at Home Moms – junge Mütter arbeiten von zu Hause aus
Die Geburt des eigenen Kindes bewegt viele Frauen zur Änderung ihrer beruflichen Prioritäten. Einige der jungen Mütter entscheiden, nach dem Ende der gesetzlichen Elternzeit nicht mehr zu ihrem Arbeitsplatz zurückzukehren, und arbeiten von zu Hause aus.
Christine Leșcu, 27.07.2016, 17:30
Die Geburt des eigenen Kindes bewegt viele Frauen zur Änderung ihrer beruflichen Prioritäten. Einige der jungen Mütter entscheiden, nach dem Ende der gesetzlichen Elternzeit nicht mehr zu ihrem Arbeitsplatz zurückzukehren, und arbeiten von zu Hause aus. Andere wiederum haben ohnehin schon ihren Arbeitsplatz aufgeben müssen und sind zur selben Lösung gezwungen. Der Verein Work at Home Moms“ steht Müttern seit zwei Jahren mit Beratung und Unterstützung zur Seite. Die mit der Geburt des Sohnes ihrer Gründerin Elena Gorun entstandene Organisation hat immer mehr Mitglieder. Vereinssprecherin Andra Todiriţă berichtete uns, wie der Verein den Frauen hilft.
Wir organisieren unterschiedliche Veranstaltungen, Werkstätten, bei denen wir den Müttern aus der Gemeinschaft Informationen über ihre Möglichkeiten zur Verfügung stellen, bzw. wie sie legal von zu Hause aus arbeiten können. Wir schlagen ihnen Lösungsansätze für die Probleme vor, mit denen sie sich bei der Arbeit konfrontieren. Ferner unterstützen wir sie bei Networking-Aktivitäten wie etwa dem sogenannten »Mama Connect«, eine Begegnungsveranstaltung, bei der die Mütter sich über ihre Arbeit austauschen und die Möglichkeit bekommen, auf eine Zusammenarbeit einzugehen. Dann veranstalten wir noch Messen oder Volksfeste anlässlich verschiedener Feiertage. Dabei stellen die Mitglieder des Vereins ihre Erzeugnisse und Dienstleistungen vor, denn es sind auch Gäste von außerhalb eingeladen, die die von zu Hause arbeitenden Frauen kennenlernen sollen. Manchmal werden auch weitere Investitionen an Land gezogen. Bislang wurden die Aktivitäten der Mütter von unterschiedlichen Investoren finanziert.“
Doch worum handelt es sich konkret bei der von zu Hause verrichteten Arbeit? In vielen Fällen machen die Frauen aus ihrer Leidenschaft für die Handarbeit eine Quelle für ihren Lebensunterhalt: Sie fertigen Schmuck an, schneiden Kleidungsstücke zurecht, produzieren Lebensmittel und malen. Weitere bieten Rechts- und Finanzberatung an und andere wiederum beteiligen sich an Marketing- oder Werbeprojekten. All dies geschieht Zuhause, wo die Mütter gleichzeitig auf ihre Kinder aufpassen. Schließlich ist deren Wohlbefinden das wohl wichtigste Argument dieser Frauen.
Cristina Antonică ist Mitglied in einem ähnlichen Verein namens WAHM. Sie glaubt, dass Frauen, die von zu Hause aus arbeiten, den Anschluss an ihre frühere Existenz nicht mehr finden, wie die Mutter von drei Kindern am eigenen Beispiel erläutert.
Der Beschluss, von zu Hause aus zu arbeiten, wurde mit der Geburt meines zweiten Kindes gefasst. Ich habe jetzt drei Kinder. Mit meiner Tochter kam auch der Wunsch auf, meine Lebenserfüllung an ihrer Seite zu finden, aber auch auf eine andere Art und Weise nützlich zu werden. Es gibt dieses Vorurteil: Die Hausfrau hat sich nur um die Kinder und den Haushalt zu kümmern. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Heute will eine Hausfrau auch ihre berufliche Erfüllung finden. Ich leite einen Verlag und das mache ich von zu Hause. Es ist ein kleiner Verlag, der auf den Namen »Der Zauberast« getauft wurde. Wir veröffentlichen vorwiegend Kinderbücher, aber auch Bücher für die Elternerziehung.“
Klar sei das eine Herausforderung für sie, muss Cristina gestehen. Sie sei ja Verlagsbesitzerin, Buchredakteurin und Vollzeit-Mutter zugleich. Und diese Freiheit, die eigene Zeit selbst planen zu können, kann für zu Hause arbeitende Mütter zum Problem werden. Deshalb habe sie ihre Kinder an ihrer beruflichen Tätigkeit teilhaben lassen, berichtet Cristina.
Meine Kinder sind auch meine Partner. Ich biete ihnen praktische Erfahrungen. Das hatte ich vor dem Ausüben dieser Tätigkeit so nicht erkannt, die Tatsache, dass es für sie eine faszinierende Welt ist. Es macht ihnen großen Spaß, mich in die Druckerei zu begleiten, weil sie da das Papier anfassen und die großen Maschinen beim Druckvorgang betrachten können. Sie begleiten mich, wohin ich auch immer gehen muss. Sicher spielen wir auch dabei ein bisschen. Meine eigentliche Schicht beginnt in der Nacht. Und ich denke, das gilt auch für viele der Mütter, die von zu Hause aus arbeiten.“
Andra Todiriţă, die Sprecherin des Vereins, gehört auch dazu. Es sei ihr nicht schwer gefallen, auf den alten Job zu verzichten, denn zu Hause könne sie auch andere Seiten ihrer Persönlichkeit erforschen, fühlt Todiriţă.
Ich fühlte, ich brauchte etwas Anderes. Seit meiner Zeit an der Uni hatte ich eine Neigung zur Alternativ-Medizin. Mit der Schwangerschaft wurde mir eine andere, kreativere Welt offenbart, das habe ich auch bei anderen Müttern beobachtet. Und weil ich während meiner früheren Tätigkeit am Institut auch einen Fortbildungskurs besucht hatte, begann ich damit, die mit der Geburt des Kindes und während des Mutterschaftsurlaubs angeeigneten Kenntnisse zu nutzen. Mit der Mitgliedschaft im Verein »Work At Home Moms« wurde mir die Möglichkeit geboten, mich selbst zu engagieren und jene Mütter zu betreuen, die von zu Hause aus arbeiten wollten. Ich helfe ihnen, bestimmte Herausforderungen und Hürden zu bewältigen, indem sie die eigenen Ressourcen nutzen. Das ist die Nische, die ich mir ausgesucht habe. Es ist eine Art Dialog, den ich mit meinen Kunden führe, infolgedessen sie die eigenen Lösungen finden und ihre Wünsche besser erschließen. So wird ihnen klar, was sie als nächstes zu tun haben.“
Genauso wie Cristina Antonică plant auch Andra Todiriţă ihre Aktivitäten nach dem Programm ihrer kleinen Tochter. Wenn möglich, nimmt sie sie sogar überall mit, auch zu den Treffen des Vereins. Bei diesen Treffen sind die von Andra geleiteten Kurse willkommen, denn nicht selten brauchen die Mütter psychische Unterstützung. Und das kann der Verein WAHM am besten, erklärt Todiriţă.
Sie teilen ihre Probleme mit anderen Müttern, können sich an unsere Berater, Experten und Therapeuten wenden, um Grenzsituationen zu bewältigen. Solche Situationen kommen schon mal vor, vor allem wenn es in der Familie Unruhen oder Auseinandersetzungen gibt. Unser Verein arbeitet auch mit Müttern aus benachteiligten Umfeldern, etwa mit alleinerziehenden oder Frauen ohne Einkommen. Wir haben eine Verantwortung uns selbst und unseren Kindern gegenüber, das heißt, wir müssen aus emotionaler Sicht erwachsen werden, um derartige Herausforderungen zu meistern und den anderen zu beweisen, dass wir es schaffen können. Die Macht des Beispiels ist nicht zu unterschätzen und wenn wir der Familie beweisen können, dass wir die Dinge ins Rollen bringen können, dann ändern auch die anderen ihre Einstellung. Oft entstammt ihr Unverständnis einem Angstgefühl.“
In der Tat sind Angstgefühle normal, wenn man auf ein sicheres Einkommen und einen sicheren Arbeitsplatz verzichtet. Dennoch entscheiden immer mehr Mütter, von zu Hause aus zu arbeiten, denn sie fühlen, dass ihre frühere Tätigkeit nicht mehr repräsentativ für sie ist. So können sie viel präsenter im Leben ihrer Kinder sein und sich selbst neu erfinden.