Selbstbewusste rumänische Frauen wollen Unternehmen gründen
Ein aus dem Brüsseler Topf für Personalentwicklung finanziertes Projekt zeigte den Frauen, wie sie notwendige Unternehmerfähigkeiten entwickeln können.
Monica Chiorpec, 23.12.2015, 18:09
In einer relativ frischen Statistik schneiden rumänische Frauen im europäischen Vergleich außerordentlich gut ab — eine von drei Frauen in Rumänien will in den nächsten drei Jahren ein Unternehmen gründen. In Italien sind es nur 11%, in Deutschland, Spanien oder Belgien sind es nur etwa 8%. Dem Unternehmergeist rumänischer Frauen stellt sich die Angst vor dem Versagen entgegen. Aus Furcht, mit ihrer Idee zu scheitern, wirft die Hälfte der Frauen das Handtuch. Andere wiederum wissen gar nicht, wie die praktische Umsetzung der Idee funktioniert. Aber es gibt auch Hilfe aus Brüssel.
Im Projekt FAIR gab es Berufsbildungskurse für arbeitslose Frauen und Unternehmerinnen. Die Nachfrage war derart stark, dass die Organisatoren sich umstellen mussten, erinnert sich Ştefania Cojocaru, Leiterin des Bildungszentrums an der Privatuniversität Spiru Haret“, einem der Projektpartner:
Es war schön und interessant zu sehen, dass wir mit 450 Personen in der Zielgruppe begonnen haben und letztendlich 943 Personen betreut haben. Wir mussten die Zahl verdoppeln, weil so viele Bewerbungen kamen — und ich bin besonders auf die Teilnehmerinnen stolz, die eine Firma gegründet haben.“
Angestoßen hat das Projekt merkwürdigerweise Transparency International Romania, der hiesige Ableger der namhaften Organisation — an erster Stelle stand die Bekämpfung von Diskriminierung und Korruption, so Projektmanager Victor Alistar:
Da stellt man sich die Frage, wieso eigentlich Transparency International an einem EU-Projekt zur Beseitigung von geschlechtsbedingten Stereotypen und zur Förderung von Unternehmerinnen teilnimmt. Das globale Korruptionsbarometer zeigt, dass Frauen weniger korruptionsanfällig sind. Und alle Umfragen zeigen, dass Frauen in der Familie Werte fördern. Bei Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt sticht ins Auge, das vor allem Menschen am Land, Personen im Alter von über 45 Jahren und Frauen betroffen sind. Wir haben uns deshalb überlegt, dass wir Projekte für Frauen entwickeln können, die auf einem Integritätsmodell aufbauen und den Frauen auch das Wissen auf den Weg geben, zum Beispiel mit dem Druck der Verwaltungsprüfungen besser umzugehen.“
Wie Alistar weiter ausführt, zielte das Projekt auch auf Nachhaltigkeit ab und organisierte einen Wettbewerb für Einsteigerprojekte.
Auf der gleichen Schiene haben wir einen Wettbewerb für Startups organisiert, so dass auch etwas Konkretes resultiert. Denn abgesehen von der Investition in Menschen ist es wichtig, dass dauerhafte Modelle entwickelt werden — einige von ihnen werden auch in fünf Jahren erfolgreich bleiben. Andere werden wiederum auf Schwierigkeiten treffen und sich schwerer entwickeln. Wichtig war es, dass die Teilnehmer lösungsorientierte Ansätze entwickeln, sich Fragen stellen und am Wettbewerb teilnehmen. Als Projektteam haben wir uns immer die Frage gestellt, was nach dem Projekt bleibt. Die Frauen haben sich deshalb auch mehr engagiert, weil sie gespürt haben, hier wird keine praxisferne Standardfortbildung absolviert.“
In der Tat haben viele der Frauen aufmerksam zugehört und das Gelernte auch umgesetzt. Dafür stehen die Ideen der Teilnehmerinnen:
Ich habe mit dem Projekt eines Schönheitssalons gewonnen und bin richtig stolz darauf — seit längerer Zeit träumte ich von meinem eigenen Laden, hatte aber weder den Mut, noch die Anleitungen; dieses Projekt hat mir geholfen“, erzählt eine Frau.
Für andere Teilnehmerinnen waren die Lerninhalte geradezu überraschend:
Diese Erfahrung war phantastisch. Vor dem Kurs hatte ich den Eindruck, dass es nicht gerade schwer ist, im Einzelhandel zu arbeiten. Aber ich habe meine Meinung geändert. Es steckt viel mehr dahinter, als Kunden zuzulächeln und sie zu bedienen. Es ist ein hochkomplexer Job. Der unternehmerische Teil war mir nicht gerade fremd, aber der Kurs hat mir geholfen, meine Ideen in Ordnung zu bringen — und mir letztendlich den Traum zu verwirklichen, meine eigene Chefin zu werden“, sagte eine andere zukünftige Unternehmerin.