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Wie gesund sind unsere Lebensmittel?

Immer mehr Rumänen entwickeln ein Bewusstsein für gesunde Ernährung. Doch gleichzeitig nehmen auch Etikettenschwindel und Lebensmittelverfälschung zu. Ein besorgniserregender Bericht.

Wie gesund sind unsere Lebensmittel?
Wie gesund sind unsere Lebensmittel?

, 21.10.2015, 18:17

Untersuchungen verweisen darauf, dass die Rumänen in den letzten Jahren immer mehr auf die Lebensmittel achten, die sie verzehren. Sie geben Acht auf das, was auf dem Etikett drauf steht, und viele sind bereit, für gesündere Lebensmittel mehr zu zahlen. Das, weil immer mehr Hersteller aus der Lebensmittelindustrie sich nicht mehr an die Rezepte halten und allerlei ungesunde Stoffe in die Produkte hineintun, um diese besser zu vermarkten. Was und wie wir essen, ist heutzutage bereits zu einem Dauerbrenner in der Öffentlichkeit geworden. Obwohl Fachleute die Bevölkerung zu Zurückhaltung ermahnen, wenn sie Lebensmittel kauft, sind die Probleme noch lange nicht beseitigt, obwohl Kontrollen stattfinden. Ein Drittel der Kontrollen des Verbraucherschutzes auf Märken und in Lebensmittelläden wird durch die Beschwerden der Kunden veranlasst. Allein im vorigen Jahr überschritt deren Zahl 7000. Hören wir uns an, was eine junge Bukaresterin zu sagen hat:



Leider kommen mir die Lebensmittel nicht ganz in Ordnung vor. Der Inhalt stimmt mit dem, was auf dem Etikett drauf steht, nicht immer überein. Oft ist auf dem Etikett etwas zu lesen, doch drinnen entdecken wir etwas anderes. Dann werden sehr viele Zusatzstoffe verwendet, über die ich gelesen habe, dass sie schädlich sind und süchtig machen. Obst wird importiert und ist fade, es hat nicht denselben Geschmack wie das Obst aus meiner Kindheit. Fleisch hängt davon ab, wo es man es kauft. Aber generell ist es voll von Gewürzen, damit diese die echte Farbe von verdorbenem Fleisch decken. Die Hühner haben sehr fragile Gelenke wegen des Zucht- und Schnellfütterungssystems, sie weisen sehr viele Hormone auf.“




Eine andere Kundin würde es bevorzugen, Produkte von den Bauern zu kaufen, aber diese Möglichkeit hat sich nicht immer:



Manchmal habe ich Zweifel… Aber ich bevorzuge Bio-Produkte, ich bin eine Befürworterin der Läden vom Lande, aber wenn ich diese nicht in erreichbarer Nähe habe, sehe ich mich gezwungen, im Supermarkt einzukaufen. Z.B. stecken im Käse allerlei Zutaten in Form von Pulver drin. Ich glaube, dass die Mehrheit der Produkte gentechnisch verändert ist. Aber ich kann nichts dagegen tun, ich muss mich ja ernähren…“



Eine Studie des Marktforschungsunternehmens GfK-Rumänien deutet darauf hin, dass 7 von 10 Rumänen einen gesunden Lebensstil mit dem Verzehr von Obst und Gemüse im Zusammenhang sehen und fast die Hälfte mit natürlichen, möglichst wenig verarbeiteten Lebensmitteln. Au‎ßerdem ist Vegetarismus für einige Rumänen bereits zu einer gesunden Lebensart geworden. Diese verzichten auf Lebensmittel, die von der modernen Industrie erzeugt werden, die in letzter Zeit beträchtlichen Umwandlungen ausgesetzt wurde, wie Costel Stanciu, Vorsitzender des Rumänischen Verbraucherschutzes, erläutert:



Leider begann dieser Verfälschungsprozess der Lebensmittel nach 1990, genauer gesagt 1998, als die rumänischen Standards, die pflichtig waren, fakultativ geworden sind. Somit hat sich der Verfälschungsprozess intensiviert. Die Unternehmen, die in der Lebensmittelindustrie tätig sind, haben, da sie gewisse bereichsspezifische Standards nun nicht mehr einhalten mussten, ihre eigenen Standards entworfen. Diejenigen, die versucht haben, sich an die gesunden Herstellrezepte zu halten, stellten fest, dass der Absatz ihrer Produkte sinkt. Somit sind sie entweder Bankrott gegangen oder sie wechselten auch zur Verfälschung der Lebensmittel über.“




Das meistverfälschte Produkt ist in Rumänien Schwarzbrot, das anstelle des zermahlenen Weizens chemische Farbstoffe enthält, die bereits verboten sind. Infolge einer jungen Studie des Verbraucherschutzes in Rumänien ergab sich, dass 6% des Schnittbrotes die traditionelle Rezeptur nicht einhält. Dabei ist zu erwähnen, dass die Rumänen den ersten Platz EU-weit belegen, was den Brotverbrauch anbelangt, mit 97 kg Brot im Jahr. Costel Stanciu dazu:



Im Brot haben sie den Weizen mit dem Mehl minderwertigerer Pflanzen wie Bohnen, Soja ersetzt, sie haben viele Zusatzstoffe dazugegeben, die für das betreffende Produkt nicht spezifisch sind. Z.B. haben wir im Brot Zystein, Verdickungsmittel, Konservierungsstoffe, manchmal sogar zwei gleichzeitig erkannt. Wir haben sogar Palmöl oder Margarine entdeckt, die mit dem traditionellen Brotrezept gar nichts mehr am Hut haben.“




Das Landwirtschaftsministerium gibt zu, dass die interne Brotproduktion zur Hälfte nicht besteuert wird. Somit können weder die Qualität noch die Sicherheit des Brotes kontrolliert werden. Nach dem Verfallsdatum schauen die Rumänen meistens nach Zusatzstoffen auf den Etiketten, aber sie treffen ihre Kaufentscheidungen eher aufgrund der Preise anstelle der Qualität. Dragoş Frumosu, Vorsitzender des Gewerkschaftsverbandes der Lebensmittelindustrie, dazu:



Es gibt gro‎ße Unternehmen, die nach allen Qualitäts-, Sicherheits- und Gesundheitsnormen produzieren, doch es gibt auch andere gro‎ße oder kleine Firmen, die die Rezepte nicht strikt einhalten und nur auf den Gewinn abzielen. Ich denke, dass wir Verbraucher entscheiden und diese Hersteller vom Markt verdrängen können. Ich habe Hersteller kennengelernt, die mir offen sagten, der Abnehmer X habe von ihnen gefordert, gewisse Wurstwaren herzustellen, die einen bestimmten Preis nicht überschreiten sollen. Um einen gewissen Preis nicht zu überschreiten, hält man die Rezeptur nicht mehr ein. Das hei‎ßt, dass man da z.B. mehr Speck und weniger Fleisch einfüllt. Also ist dieses Produkt weniger gesund. Was mich besorgt, ist, dass ich immer mehr Lebensmittel sehe, deren Haltbarkeit von einem Monat zum anderen immer länger wird. Da geht es doch nicht mit rechten Dingen zu, denn diese E-Stoffe sind nur bis zu einem gewissen Anteil unschädlich. Wir müssen aber bedenken, dass wir diese Zusatzstoffe in Wurstwaren und Brot und Sü‎ßwaren regelmä‎ßig verzehren.“




Da für 75% der Rumänen der Preis das Hauptkriterium bei der Wahl eines Produkts ist und die Kebab- und Fastfood-Läden bei den Bukarestern mit kleinen und durchschnittlichen Einkommen sehr beliebt geworden sind, ist die Gro‎ßzahl der Erkrankungen leicht nachvollziehbar. Ein Viertel der Erwachsenen und 10% der Kinder Rumäniens leiden an Fettleibigkeit.

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