Theater wird Wahlfach in rumänischen Schulen
Das Wiener Kindertheater und die Nationale Universität für Theater- und Kinokunst I.L. Caragiale“ in Bukarest möchten in Partnerschaft mit dem rumänischen Bildungsministerium die Theaterkunst als Wahlfach in die rumänischen Schulen einführen.
România Internațional, 05.11.2014, 20:04
Das Wiener Kindertheater und die Nationale Universität für Theater- und Kinokunst I.L. Caragiale“ in Bukarest möchten in Partnerschaft mit dem rumänischen Bildungsministerium die Theaterkunst als Wahlfach in die rumänischen Schulen einführen. Den Initiatoren zufolge würden die Kunstbildung im Allgemeinen und insbesondere das Theater das Lernen und die Motivation in der Schule fördern. Das von Theater-Techniken unterstützte Lernen stimuliert die Kreativität der Kinder und verbessert das Gedächtnis.
Durch das Theater lernen die Schüler, zusammen zu halten. Sie lernen, dass sie nur gemeinsam etwas bewegen können. Liliana Preoteasa, Unterstaatssekretärin im rumänischen Bildungsministerium erklärte, sie schätze dieses Projekt. Das Ministerium habe es von Anfang an unterstützt.
Ich bin sehr froh, dass dieses Projekt existiert. Das Bildungsministerium hat es von Anfang an unterstützt und wird es auch weiter unterstützen. Ich hoffe, dass am Ende ein Wahlfach für alle Schulen entstehen wird. Es wird ein landesweit genehmigtes Wahlfach sein. Zugleich glaube ich, dass erst jetzt die wichtige Arbeit beginnt. Es reicht nicht aus, einen Lehrplan auf unserer Internetseite zu haben, wir müssen auch über Schulpersonal verfügen, das diese Idee umsetzen kann. Die Schulung dieser Lehrkräfte ist ein Schlüsselelement. Wir müssen mit den Universitäten oder mit den Lehrkräfte-Clubs zusammen arbeiten, die auch andere Fortbildungsmaßnahmen für die Lehrer und Lehrerinnen, die schon im System arbeiten, anbieten können. Das Theater bietet uns eine Öffnung gegenüber der Kultur, darüber hinaus geht es auf andere Bedürfnisse ein. Die Schüler brauchen heute andere Lern-Methoden. Die Schüler sind enthusiastisch gegenüber der Theater-Integration. Die Anwendung von Theater-Techniken hinterlässt wesentliche Elemente in ihrem Gedächtnis und in ihrer Seele.“
Das Wiener Kindertheater wurde vor 20 Jahren in Österreich gegründet und bildet seit acht Jahren Kindertheater-Spezialisten in Rumänien aus. Die Darstellerin und Produzentin Sylvia Rotter hat das Wiener Kindertheater 1994 gegründet. Sie möchte den Kindern in Rumänien die Chance anbieten, die Welt, in der sie leben, zu ändern. Durch die Anwendung von Atem-Techniken, durch Rhythmus-Übungen, Improvisation und Teamarbeit werden die Schüler selbstbewusster. Sie lernen, mit anderen in Kontakt zu kommen und ihre sprachliche und physische Ausdruckweise zu entwickeln:
Es ist eine große Chance, diese Bildungs-Initiative zu starten. Wir möchten eine praktische Ergänzung zur theoretischen Bildung anbieten. In den 20 Jahren haben wir eine leichtere und effizientere Lehr-Methode entwickelt. Wir möchten lernen, besser zu unterrichten. Unsere Methode beruht aufs Spielen. Kinder möchten spielen, und das Spielen stellt die Lernbasis dar. Wie auch die berühmte Psychologin Brigitte Sindelar sagt: ‚Die glücklichste Union ist zwischen Spiel und Lernen.‘ Zu diesem Thema erklärte Albert Einstein, er sei stets ein Kind geblieben.“
Die Ärztin Laura Mateescu, Neurologin bei der Kinder und Jugendlichen-Psychiatrieklinik des Alexandru-Obregia-Krankenhauses in Bukarest, betonte, man brauche eine solche Methode. Die Kinder von heute würden zu viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen. Das führe zu großen gesundheitlichen Problemen, aber auch zu Kommunikations-Problemen:
Die Welt der Kinder von heute hat sich verändert. Sie spielen nicht mehr im Schlamm, laufen nicht mehr auf den Gassen, weilen nicht mehr bei den Großeltern, verbringen nicht mehr den ganzen Tag im Freien. Früher entwickelten sich Kinder motorisch und taktil, ihre Geruchs- und Sehsinne werden stimuliert. Heute verbringen sie den Tag vor dem Computer. Wie wird dann das Gehirn dieser Kinder stimuliert? Eine wiederholte und stereotypische Stimulation. Was für Reize bekam im Vergleich das Kind, das im Schlamm spielte, das in Kontakt mit gleichaltrigen Kindern trat? Es vergeht kein Tag im Krankenhaus, ohne ein Kind zu sehen, dessen Eltern mir sagen, dass es zu viel Zeit vor dem Fernseher verbracht hat, angefangen sogar mit dem 1. Lebensjahr. Dazu hat er auch ein Tablet. Uns dann fragen wir uns, was in seinem Gehirn passiert.“
Etwa 120 Lehrkräfte aus 10 Landkreisen sollen ausgebildet werden, Theaterkunst in Schulen zu unterrichten. Eine der mitwirkenden Universitäten ist die Nationale Universität für Theater- und Kinokunst. Diese verfügt über eine Theaterpädagogik-Abteilung. Dieses Jahr haben acht Studenten diese Abteilung absolviert. Die Umsetzungsphase des Projekts wird vier Jahre dauern, von 2014 bis 2017. Auch wenn es noch nicht als Fach eingeführt wurde, wird Theater in den Schulen bei unterschiedlichen Veranstaltungen gespielt.