Projekte für die umweltschonende Tourismusförderung im Donaudelta
Das Donaudelta ist ein wunderschönes Naturgebiet. Das Leben der Menschen hier ist aber bei fehlender Infrastruktur nicht leicht. Mehrere NGO bemühen sich um eine nachhaltige und umweltschonende Entwicklung des Gebiets.
Christine Leșcu, 29.10.2014, 18:09
Die Bewohner des Donaudeltas leben in Ortschaften, die schwer zugänglich und durch Gewässer isoliert sind. Das touristische Potenzial des Donaudeltas ist riesig. Deshalb haben mehrere Nichtregierungsorganisationen Projekte für die wirtschaftliche Ankurbelung des Gebietes eingeführt, die ebenfalls positive Auswirkungen auf den Tourismus haben sollen. Der Verband Ivan Patzaichin — Mila 23”, will zum Beispiel das Spezifikum des Donadeltas befördern und es wirtschaftlich für die Deltabewohner ausnutzen. Tiberiu Cazacioc, Vertreter der Organisation Ivan Patzaichin – Mila 23“, stellt sein Konzept des nachhaltigen und naturschonenden Tourismus vor:
Wenn jemand eine Pension oder ein Hotel eröffnen will, dann ist es gut, örtliche Arbeitskraft zu verwenden. Das Bau- und Architekturkonzept soll auf lokale, traditionelle Rohstoffe fußen. Die Innendekorationen wie zum Beispiel Servietten oder Brotkörbe sollen von den Deltabewohnern hergestellt werden. Man soll traditionelle Speisen vorbereiten. Das ist das ideale Modell. Es geht um ein Konzept gegen die vorherrschende Mentalität, weil ein großer Teil des Publikums die Entwicklung als eine Expansion mit großen Hotels und erweiterter Infrastruktur mit viel Asphalt, mit Touristen, die aus Bukarest kommen und sich im Delta wie in Bukarest fühlen wollen, sieht.!“
Dieses Modell führt zu einer kurzen und sehr vollen Saison im Donaudelta. Das von dem Verband Ivan Patzaichin — Mila 23“ vorgeschlagene Modell stellt mehrere Aspekte der lokalen Kultur zur Verfügung. Es wurde die Fahrt mit dem Holzboot im Delta wieder eingeführt. Während der Fahrt können die Touristen die wunderschöne Landschaft bewundern. Tiberiu Cazacioc dazu:
Wir wünschen uns, das traditionelle Boot wiederzubeleben. Wir haben etwas Neues erfunden, die sogenannte Kanotka, ein Boot, das mit der Zeit Schritt halten und eine bestimmte Kategorie von Publikum anziehen soll. Mit der Kanotka fährt man ganz langsam durchs Delta. Verbringt man längere Zeit im Delta, so nimmt man sich einen Reiseleiter und verlängert den Aufenthalt im Donaudelta.“
Nicht nur die Besucher müssen überzeugt werden, die Ferien anderswie zu verbringen, sondern auch die Einwohner. Tiberiu Cazacioc dazu:
Es gibt weiterhin viel Skeptizismus, weil wir in einer exzessiven Entwicklung leben. Vielleicht wünscht sich der Tourist keinen Asphalt, vielleicht will er in der Natur leben und schwitzen, weil er sonst im Büro sitzt und sich wenig bewegt. Wir arbeiten im Delta seit ein paar Jahren, aber es dauert eben ein bisschen, die Menschen in diesem Sinne zu erziehen. Ich meine, es ist nicht normal, dass die Versorgung der Restaurante im Delta aus Tulcea gesichert wird, dass die Arbeitskraft aus Tulcea kommt und die Deltaeinwohner anderswo arbeiten. Man könnte eine lokale Wirtschaft schaffen, so dass das Geld hier bleibt.“
Der Verband Letea in Unesco“ nimmt sich durch das Projekt Schilf ist cool“ vor, das Bauen von Schilfdächern in das immaterielles Kulturerbe der internationalen Organisation einzuführen. Loredana Pană, Projektmanagerin, dazu:
Die Menschen wollen sich auch modernisieren, sie wollen Häuser haben, so wie sie sie im Fernsehen erblicken, eventuell mit Thermopanfenstern. Deshalb hat unsere Kampagne bei den Deltaeinwohnern begonnen. Wir haben ihnen beigebracht, dass es besser ist, auf die Schilfdächer nicht zu verzichten, die traditionelle Architektur zu behalten, weil die Touristen eben dafür kommen. In Letea kommen zahlreiche Touristen, die leider nur ein paar Stunden bleiben. Sie besuchen das Dorf und den Wald. In Letea gibt es keine Pension und die finanziellen Ressourcen der Einwohner sind bescheiden. Es gibt schon einige Familien in Letea, die die Bedeutung der traditionellen Handwerke und des traditionellen Aussehens des Dorfes verstanden haben. Sie haben ihre Häuser in diesem Stil renoviert. Deshalb bleiben die Touristen vor ihrem Tor stehen, fotografieren und werden zur Mahlzeit eingeladen. Die Leute verstehen, dass das die Zukunft ist, obwohl die Wurzeln tief in der Vergangenheit verankert sind.“
Loredana Pană meint, die Architektur habe sich in Letea nicht verändert:
Der Stil, in dem die Dächer gebaut wurden, ist überall im Donaudelta der gleiche. Letea ist das isolierteste Dorf, das deshalb auch sehr gut konserviert wurde. Es ist ein lebendiges Museum, in dem zahlreiche Häuser ihre traditionelle Architektur bewahren. Deshalb sieht Letea besser aus als zum Beispiel Crişan und Sulina, wo die Häuser heruntergekommen sind. Man darf nicht mit Metallstangen und anderen Farben außer Grün, Blau, Grau und Weiß arbeiten. Die Regeln werden leider verletzt.“
Gegen diese Regelung verstößt man oft auch, weil das Handwerk vergessen wurde. In Letea gibt es nur noch einen Menschen, der Schilfdächer baut. Der Verband Letea in Unesco“ arbeitet deshalb mit ihm zusammen und will, dass auch andere Einwohner dieses alte Handwerk erlernen. Schilf ist nicht nur cool“, sondern es bietet auch eine wirtschaftliche Chance.