Medizin: Organverpflanzungen in Rumänien nehmen zu
In Rumänien wurde vor 10 Jahren die sogenannte Nationale Transplantations-Agentur gegründet. Seitdem ist die Anzahl der Organ- und Gewebetransplantationen um 25-30% jährlich gestiegen.
România Internațional, 27.08.2014, 15:40
In Rumänien wurde vor 10 Jahren die sogenannte Nationale Transplantations-Agentur gegründet. Seitdem ist die Anzahl der Organ- und Gewebetransplantationen um 25-30% jährlich gestiegen. Allein im vergangenen Jahr wurden über 400 Transplantationen durchgeführt (275 Nieren-, 122 Leber- und eine Herztransplantation).
Von allen Arten von Transplantationen verläuft die Lebertransplantation am schwierigsten. Die meisten Spender sind bereits hirntot. In den restlichen Fällen handelt es sich in der Regel um einen einwilligungsfähigen Familienangehörigen. Über 400 Personen sind auf der Warteliste für eine Lebertransplantation. Die meisten Spenden fanden im vergangenen Jahr statt, dabei wurde der Rekord im Bereich der Lebertransplantationen eingestellt, erklärt Irinel Popescu, der Leiter der Abteilung für Leberchirurgie und -transplantationen der Bukarester Fundeni-Klinik. Er leitete die erste in Rumänien durchgeführte Lebertransplantation.
2013 war ein außerordentliches Jahr. Das bedeutet, im vergangenen Jahr haben wir einen regelrechten Sprung in der Statistik gehabt, es war keine progressive Entwicklung. Bei den Lebertransplantationen sprang die Zahl von 75 im Jahr 2012 auf 122 im darauffolgenden Jahr. Es war also ein absolut bemerkenswerter Sprung. Verglichen mit 2013 ist 2014 vor allem die Anzahl der OPs konstant geblieben. In der Klinik Fundeni hatten wir bislang 41 Lebertransplantationen, also wird bis Ende des Jahres eine ähnliche Zahl wie im Vorjahr erreicht, oder etwas darüber. Ein weiterer Erfolg ist der Start des zweiten Transplantationsprogramms beim St. Marien-Krankenhaus. Dort wurden bereits drei Transplantationen durchgeführt. Außerdem hat es uns eine Freude bereitet, die Kollegen in Chişinău zu unterstützen, die die ersten Transplantationen in der Moldaurepublik durchgeführt haben, mit Leberspenden von lebenden und hirntoten Patienten. Ich würde mir wünschen, auch andere Arten von Transplantationen einführen zu können. Bislang wurden in Rumänien noch keine Lungen- oder Dünndarmtransplantationen durchgeführt. Ich hoffe, dass dies in Zukunft auch möglich sein wird.“
Etwa 2 Millionen Rumänen leiden an Hepatitis. Wird die Krankheit nicht behandelt, kann sie zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen. Die ersten erfolgreichen Lebertransplantationen fanden bereits im April 2000 an der Fundeni-Klinik in Bukarest statt. Zwei Patienten berichten aus ihrer Erfahrung:
Ich litt an einer Leberzirrhose und musste mich deshalb einer Transplantation unterziehen. Zu dem Zeitpunkt war in Rumänien kein derartiger Eingriff erfolgreich verlaufen. Dennoch hat mich Professor Irinel Popescu im März 2000 operiert und heute, nach 14 Jahren also, geht es mir sehr gut.“
Ich bin 64 Jahre alt, bin aus Buzău und fühle mich sehr gut, ich habe keine gesundheitlichen Probleme mehr. Ich hatte dasselbe Problem, hatte eine Leberzirrhose in der Terminalphase. Ich habe mich mit der Transplant-Abteilung in Bukarest in Verbindung gesetzt, wusste aber damals nicht, dass die Transplantation auch in Rumänien möglich war. Ich wollte ins Ausland gehen, weil ich dachte, wir verfügen hier über die notwendigen Mittel nicht. Aber Herr Professor versicherte mir, hier würden alle Standards für eine Transplantation erfüllt, wie überall auf der Welt auch. Damals waren nicht sehr viele Personen auf der Warteliste, es gab jedoch wenig Spender. Als eine kompatible Leber verfügbar wurde, haben sich mich angerufen und ich wurde operiert.“
Die Herztransplantationen sind in Rumänien nach zweijähriger Unterbrechung in Neumarkt/Târgu Mureş und im Bukarester Notkrankenhaus Floreasca wieder aufgenommen worden. Ab 1999, dem Jahr der ersten Herztransplantation, und bis vor zwei Jahren hatten die Ärzte in Neumarkt beachtliche Leistungen erzielt: im Schnitt 10 Transplantationen im Jahr.
Insgesamt stehen über 3600 Menschen auf den Wartelisten, die meisten auf der Suche nach einer kompatiblen Niere, andere warten auf eine Leber, eine Bauchspeicheldrüse oder ein Herz. Die aus der Staatskasse für das Transplantationsprogramm freigegeben Summen decken ein Fünftel des Bedarfs, man erwartet eine Haushaltskorrektur in Sommer. Ärzte sagen, dass die Transplantationsaktivitäten an sich schlecht entlohnt würden, lassen die Patienten aber gleichzeitig hoffen, wie Professor Dr. Mihai Lucan von der Nierentransplantationsklinik in Cluj/Klausenburg berichtet.
Rumänien hat sich in diesem Bereich hervorragend entwickelt. Das Schicksal hat uns in eine Region Europas projiziert, die uns andere Denkweisen im Gesundheitsbereich näherbringen sollte. Nichtsdestotrotz gibt es einige Sturköpfe, die nach wie vor die Transplantationsaktivitäten auf demselben Niveau der entwickelten Länder halten wollen, was sicherlich viel mehr Geld kostet, als Rumänien derzeit zur Verfügung hat. Im letzten Jahr hat man in der Tat einen Riesenfortschritt erreicht, als die Spendenrate nach Hirntod viel höher war als in vielen entwickelten Ländern. Wir können also mehr erreichen, es geht auch besser.“
2006 wurden im Institut für Transplantationen und Urologie die ersten Bauchspeicheldrüsen verpflanzt. Bislang fanden 11 Transplantationen statt, sagt Mihai Lucan.
Die Entwicklung war am Anfang nicht sehr gut. Das ist ein Bereich der Transplantationsmedizin, der von sehr vielen Entwicklungsfaktoren abhängt. Die Bauchspeicheldrüse ist extrem empfindlich gegenüber jeglichen Eingriffen und in der postoperativen Phase gab es sogar 11 Neueingriffe wegen der akuten Schübe von Pankreatitis, den Patienten ging es aber am Ende gut. Beginnend mit diesem Jahr sind wir ein wenig anders vorgegangen, gemeinsam mit einem Team aus Italien und Österreich. Die Ergebnisse lassen sich sehen, es finden doppelte Transplantationen statt. Man verpflanzt eine Niere und die Bauchspeicheldrüse gleichzeitig. Auf der Warteliste stehen derzeit die Namen von 30 Patienten.“
Zurzeit gibt es in Rumänien 40 Zentren für die Organ-Entnahme. Auf europäischer Ebene entfallen auf 1 Million Einwohner jährlich 20-25 Spender. Es gibt Länder wie Spanien, in denen man eine Zahl von 40 Organspendern erreicht hat. Rumänien ist am Ende der Tabelle zu finden — vier Spender entfallen auf 1 Million Einwohner. Um den europäischen Durchschnitt zu erreichen, müssten sich landesweit 300 Spender anmelden. Und das ist bei einem einzigen Leberzentrum in Fundeni, drei Nierenzentren in Bukarest, Cluj und Iaşi und zwei Herzzentren in Bukarest und Neumarkt nur schwer zu erreichen.
Audiobeitrag hören: