Medikamentenverbrauch: Rumänen nehmen zu viel Anitbiotika ein
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat über die hohe Resistenz einiger Bakterien gegen Antibiotika gewarnt. Die Europäische Kommission hat vor kurzem einen Eurobarometer hinsichtlich des Konsums von Antibiotika veröffentlicht.
Christine Leșcu, 18.12.2013, 18:40
Der exzessive Konsum von Antibiotika erhöht die Resistenz bestimmter Bakterien. Die Rumänen verbrauchen mehr Antibiotika und sind weniger informierter als andere Europäer. Auf die Frage, ob sie in den letzten 12 Monaten Antibiotika eingenommen haben, haben 47% der befragten Rumänen mit Ja geantwortet. Auf die gleiche Frage antworteten nur 35% der Europäer mit Ja. Wie kaufen die Rumänen Antibiotika und wer verschreibt sie, lautete eine nächste Frage. 75% der Rumänen sagten, sie hatten dafür ein Arztrezept. 5% gaben an, dass ihnen der Arzt das Medikament persönlich überreichte, und 18% haben Antibiotika einfach in der Apotheke gekauft.
Zum Vergleich die europäischen Durchschnittswerte: 87% haben Antibiotika anhand eines Arztrezeptes gekauft, 8% direkt vom Arzt und nur 3% von der Apotheke. Vlad Mixich, Journalist, erklärt, warum es notwendig ist, vom Arzt untersucht zu werden:
Die Rumänen zählen zu den Europäern, die Antibiotika ohne eine Verschreibung kaufen, und sind am ignorantesten, was ihr Gebrauch betrifft. Vielleicht wäre es kein großes Problem, wenn man wüsste, wozu man sie braucht und wofür diese gut sind. Wir wissen es aber nicht und das ist ein wesentliches Problem. Heutztage ist das kein individuelles Problem mehr, sondern eines der Gemeinschaft. Eine der Prioritäten der Weltgesundheitsorganisation ist die hohe Resistenz der Bakterien gegen Antibiotika.“
In der kalten Jahreszeit bei bedeutenden Temperaturschwankungen erkälten sich die Menschen leichter. Grippe und Schnupfen machen sich breit. 55% der Rumänen im Vergleich zu 41% der Europäer meinen, dass die Antibiotika für die Bekämpfung der Grippe und des Schnupfens effizient seien und nehmen sie oft ein, ohne vom Arzt untersucht worden zu sein. Sie wissen einfach nicht, dass Antibiotika gegen Viren nicht helfen. Antibiotika wirken nur gegen Bakterien. Deshalb ist ein Besuch beim Arzt, der die Infektionsart bestimmen muss, notwendig. Sandra Alexiu vom Verband der Hausärzte gab uns Einzelheiten:
Jede Infektion sollte dokumentiert werden. Der Pazient sollte gut untersucht werden. Man muss die Infektionsart bestimmen. Es gibt Infektionen, die schon bei einer ersten Untersuchung behandelt werden können. In den meisten Fällen sind weitere Untersuchungen notwendig. Wenn es um eine Virusinfektion geht, braucht man keine Antibiotika.“
Obwohl der Verkauf von Medikamenten per Gesetz streng geregelt ist, können Pazienten Antibiotika einfach aus den Apotheken kaufen, ohne ein Arztrezept zu haben. Wie das möglich ist, sagte uns Sandra Alexiu:
Es gibt eine Liste mit verschiedenen Medikamenten, die eine bestimmte Kennzahl für die Verschreibung haben. Man sollte diese Kennzahl jeweils überprüfen. Leider ist es nicht immer so. Die Eltern zum Beispiel gehen direkt zur Apotheke, um für das kranke Kind Arzneimittel zu kaufen. Sie gehen nicht zum Arzt, weil sie zu viel warten müssen oder vielleicht weil es Wochenende ist. Der Apotheker kann im Falle einer Infektion eine bestimmte Behandlung verschreiben. Am Wochenende können sie Antibiotika für einen Tag oder zwei Tage ohne Arztrezept verkaufen.“
Gibt es auch Fälle, in denen einige Ärzte nach der Untersuchung Antibiotika verschreiben, auch wenn es nicht notwendig wäre? Sandra Alexiu antwortet:
Ja, manchmal verschreiben die Ärzte Antibiotika auch dann, wenn es nicht angebracht wäre. Und das ist nicht nur ein rumänisches, sondern ein weltweites Problem. Noch schlimmer ist die Selbstbehandlung. Der Arzt muss den Kranken unbedingt untersuchen. Vielleicht ist seine Behandlung nicht die beste, doch es geht um eine Verantwortung. Die Selbstbehandlung stellt ein hohes Risiko dar. Die Pazienten, die keine Medizinkenntnisse besitzen, müssen keine Antibiotika einnehmen, bis sie nicht von einem Arzt untersucht werden.“
Vlad Mixich meint, wenn man keine klare und objektive Daten habe, könne man nicht behaupten, dass die rumänischen Ärzte zu viel Antibiotika verschreiben. Die Verantwortung ist individuell und hängt von der Erziehung, der Bildung der Person ab. Vlad Mixich dazu:
Ich bin der Meinung, dass eine Informationskampagne notwendig ist, die vom Gesundheitsministerium unterstützt und finanziert wird. Das besagte Ministerium beschäftigt sich mit der Erziehung und der Vorbeugung. Denkbar wäre die Vorbeugung der Verbreitung von Infektionen, die resistent gegen Antibiotika sind.“
Eine der Mikroben, die schon resistent bei klassischer Behandlung ist, ist der Tuberkulose-Bazillus. Die Weltgesundheitsorganisation hat bereits gewarnt, dass in mehreren Gegenden der Welt eine neue Form der Infektion, die mit den bisher üblichen Medikamenten nicht behandelt werden kann, Opfer macht.
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