2. Weltkrieg: Französische Resistance war auch in Rumänien aktiv
ie Historikerin Oana Demetriade vom Nationalen Rat für das Studium der Archive der ehemaligen Securitate über drei mutiger Menschen aus Frankreich, die in Rumänien spionierten
Steliu Lambru, 27.09.2021, 11:35
Rumänien war im Sommer 1941 in den Zweiten Weltkrieg eingetreten, nachdem es 1940 eine dreifache territoriale Amputation erlitten hatte. Im Juni 1940 annektierte die Sowjetunion die moldauischen Gebiete zwischen Prut und Dnjestr, bekannt unter den Namen Bessarabien und Nordbukowina. Im August 1940 annektierte Ungarn einen Teil des rumänischen Territoriums, die nördliche Hälfte Siebenbürgens und die Maramures. Und im September 1940 hatte Bulgarien die südliche Dobrudscha besetzt. Die darauf folgende tiefe Krise führte zur Absetzung von König Karl II., woraufhin Marschall Ion Antonescu die Macht übernahm. Das neue Regime, an dem auch die antisemitischen Legionäre beteiligt waren, richtete Rumänien auf das von Nazi-Deutschland geführte Bündnis und dessen Kriegspolitik aus. Währenddessen hatte Frankreich vor den Nazis kapituliert. Das war der historische Kontext. Selbst in den schwierigen Jahren haben einige Menschen jedoch nicht resigniert. Auch wenn alles verloren schien und der Kampf gegen einen viel zu mächtigen Gegner aussichtslos war, haben sie bewiesen, dass auch kleine Aktionen wichtig sein können. Die Historikerin Oana Demetriade vom Nationalen Rat für das Studium der Archive der ehemaligen Securitate erzählt die Geschichte dreier mutiger Menschen aus Frankreich, die damals in Rumänien lebten und sich nicht unterkriegen ließen: „Es geht um eine Gruppe französischer Bürger, die in Rumänien, das sich auf den Krieg vorbereitet, mit großem Mut beschließen, Spionage zu betreiben. Sie spionierten für das Freie Frankreich, sie spionierten für die Briten. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Henriette Sümpt, eine Französin, die nacheinander zwei Rumänen heiratete und sich 1928 in Rumänien niederließ. Sie wollte etwas für ihr Land tun, das bereits einen Waffenstillstand mit Deutschland unterzeichnet hatte. Sie fand einen Kommunikationsweg zur britischen SOE in Istanbul und beginnt, Informationen an die Briten dort weiterzugeben. Sie ahnte aber nicht, dass der Kanal vom rumänischen Geheimdienst überwacht wurde,“ erzählt Demetriade.
Henriette Sümpt war Sekretärin im Bukarester Büro der berühmten französischen Nachrichtenagentur Havas. Am Vorabend des Krieges, ab 1940, begann sie, die Datenbanken der Agentur zu nutzen, um Frankreich und Großbritannien mit Informationen zu versorgen. Es begann mit Informationen über die Bewegungen der deutschen Armee in Rumänien: militärische Abzeichen, Kennzeichen von Militärfahrzeugen, Waffenarten, die Routen der deutschen Truppen und ihre Anzahl. Henriette Sümpt ging früher im Bukarester Stadtteil Floreasca spazieren, wo sie vom Flughafen Băneasa aus die Bewegungen der deutschen Flugzeuge beobachten konnte. Sie reiste auch in andere Städte wie Galați, Râmnicu Sărat, Focșani, Bacău, Iași, Botoșani, alle an der Ostgrenze Rumäniens.
„Zusammen mit einem französischen Journalisten, Maurice Négre, gelingt es ihr, ein kleines Netz von Spionen aufzubauen und einige Zeichnungen zu schicken. Sie schienen trivial oder lustig. Da waren ein paar Laubblätter, ein Reh, ein Welpe, eine Schlange, die eigentlich die getarnten Abzeichen der in Rumänien stationierten deutschen Militäreinheiten waren, die an die Balkanfront gingen und sich darauf vorbereiteten, auch in die UdSSR einzumarschieren.“
Aber ihre Aktionen und die der Gruppe bleiben nicht unbemerkt. Sie sollte bald verhaftet, aber dann auch begnadigt werden, erläutert Oana Demetriade weiter. „Das gesamte Netzwerk flog auf, die Mitglieder wurden auf Drängen der Deutschen verhaftet, Henriette zuerst. Bei der Durchsuchung wurde bei ihr Informationsmaterial gefunden. Der SSI-Agent, der sie festnahm, beschrieb sie in einem Satz: Sie sei eine schöne Frau, sehr intelligent, außerordentlich aufmerksam, zeichnerisch begabt, die zum Zeitpunkt ihrer Festnahme sehr ruhig war und sich beherrschen konnte. Es war ein sehr schneller Prozess, innerhalb eines Monats war die ganze Angelegenheit vorbei. Maurice Négre wurde nach einigen Monaten durch die Intervention des französischen Staates freigelassen, Henriette blieb im Gefängnis. Sie war in mehreren Gefängnisse, am längsten im Frauengefängnis in Mislea. Ihre ex-Ehemänner, die ihr besonders zugetan waren, halfen ihr, beim Staatsoberhaupt und über ihn bei König Michael um Begnadigung vorstellig zu werden. Von 10 Jahren Zwangsarbeit wurde ihre Strafe in ein Jahr Haft umgewandelt und sie wurde am 22. August 1944 freigelassen, ohne jeden Zusammenhang mit dem, was am nächsten Tag, dem 23. August 1944, passieren sollte.“
Die Geschichte von Henriette Sümpt sollte nach dem Krieg weitergehen, sagt die Geschichtsforscherin. Sie wurde Krankenschwester für wohltätige Zwecke und Masseurin in Sportrehabilitationszentren. Sie wurde vom kommunistischen Sicherheitsdienst beobachtet, und die Spitzel beschreiben sie im Allgemeinen positiv. Auf Vermittlung ihres dritten rumänischen Ehemannes, dem die Ausreise nach Frankreich gelungen war, und ihrer dortigen Verwandten erhielt sie 1959 einen Reisepass und wurde repatriiert. Neben Henriette Sümpt und Maurice Négre ist auch Jean Paul Lenseigne zu erwähnen, der dritte französische Journalist in der mutigen Gruppe, die ihr Land und ihre Überzeugungen entschlossen verteidigte.
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