Ostern anno dazumal: Feierlichkeiten im traditionellen rumänischen Dorf der Zwischenkriegszeit
Historiker halten nicht allein die großen Momente der Geschichte fest, sondern auch das tägliche Leben der Menschen, ihre Sitten und Bräuche und ihre religiösen Feiertage.
Steliu Lambru, 27.04.2020, 17:30
Zeitgeschichte hat die Besonderheit, ein Alltagsleben wieder aufleben lassen zu können, das heute nicht mehr existiert, das aber unsere Ältesten manchmal gut kannten. Ein solcher besonderer Moment war zweifellos das Osterfest in der Zwischenkriegszeit. Die vom Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des Rumänischen Rundfunks gesammelten Zeugnisse lassen die patriarchalische Atmosphäre wieder aufleben, die die Osterfeierlichkeiten in Rumänien in der Vergangenheit geprägt hat.
An diese besondere Atmosphäre erinnert sich der Arzt, Professor, Schriftsteller und Übersetzer Constantin Dimoftache Zeletin, Sohn eines Priesters, wenn er an das orthodoxe Osterfest seiner Kindheit zurückdenkt, das er in seiner Heimatgemeinde Burdusaci im nicht mehr existierenden Kreis Tecuci im Osten Rumäniens feierte:
Ostern war für uns die Mutter aller Feiertage. Wir haben ungeduldig darauf gewartet. Mein Vater war oft weg, weil er die Häuser der Dorfbewohner segnen musste, wie es in unserem Land üblich ist. Und unsere Gemeinde war groß, mit mehreren über die Hügel verstreuten Dörfern und Häusern. Er ging überall hin, ohne auf das Wetter zu schauen, ob es regnete, ob es schlammig war; er sprach zu allen, er sprach seine Gebete, und für all diese Menschen, die in ihren Hütten, in diesen abgelegenen Dörfern lebten, war dies der Beginn der Osterfeierlichkeiten. Mein Vater war ein gewissenhafter Mann, er brauchte lange Zeit, um alle Häuser zu besuchen. Er kam abends todmüde nach Hause.“
Die Zubereitung des traditionellen Kuchens, des rumänischen Christstollens namens Cozonac“, gehörte ebenfalls zu den Bräuchen dieses Festes. Es wurde in der Familie zubereitet, alle beteiligten sich daran. Constantin Dimoftache Zeletin erinnert sich:
Die Zubereitung des Christstollens war ein echtes Ritual. Meine Mutter richtete es irgendwie ein, dass mein Vater zu dieser Zeit verfügbar war, sofern mein Vater überhaupt jemals verfügbar war. Wir hatten einen großen Bottich, der zum Kneten verwendet wurde. Fast 20 Kilo Teig. Meine Mutter war die Frau des Priesters, am Ostersonntag kamen viele Leute zu Besuch zu ihr. Ich erinnere mich, dass sie eine Menge Butter in den Teig gab. Hausgemachte Butter, hergestellt aus der Milch unserer Kühe. Das Kneten des Teigs war ein Ritual an sich. Es war fast heilig. Denn die Qualität des Christstollens ist bekanntlich damit verbunden. Und mein Vater, ein eher sportlich aussehender Mann, war für die Durchführung dieses Vorgangs verantwortlich. Er nahm ein Stück des Teigs, hob es fast bis zur Decke und ließ es dann mit einem Schlag fallen. Ich muss sagen, es war ziemlich beeindruckend. In der Zwischenzeit erhitzte meine Mutter die Butter und goss sie in den Teig. Und Sie mussten währenddessen besondere Vorsichtsmaßnahmen treffen. Im Raum, wo der Teig geknetet und dann zum Aufgehen gelassen wurde, musste es sehr heiß sein und eine konstante Temperatur herrschen. Der Bottich, in dem der Teig lange Zeit ruhte, wurde mit einem Tuch abgedeckt. Meine Mutter pflegte zu sagen, dass der Teig wie ein Mann ist, der aus der Badewanne kommt. Es darf sich nicht erkälten.“
Der Höhepunkt der Feierlichkeiten war jedoch die Ostermesse, die in der Kirche stattfand. Und für den damals jungen C.D. Zeletin stellten diese Momente eine Art Gemeinschaft mit Gott dar:
Ostern ist die Auferstehung. In der Osternacht war alles bereit, meine Mutter nonnte sich vor Müdigkeit und Erschöpfung kaum noch auf den Beinen. Wir waren alle erschöpft. Wir gingen am frühen Abend zu Bett und wachten gegen 23.30 Uhr auf. Die Kirche war ganz in der Nähe, und wir wussten: Der Klang der Glocken würde uns aufwecken. Es war ein merkwürdiger Klang, weil jemand eine große Menge Silber in die Legierung getan hatte, die zum Gießen der Glocken verwendet wurde. Je mehr Silber in der Legierung, desto besser klang sie. Für mich ist dieses Läuten der Glocken gleichbedeutend mit heiliger Kälte. Ich war eiskalt, oder vielleicht waren es Emotionen. Ich hatte ein gewisses Gefühl der Angst, als ich als Kind in die Kirche ging. Ich war ein eher schüchternes Kind. Natürlich hat mich niemand beachtet, die Menschen waren in ihre Gebete, in ihre Gedanken vertieft, und ich fühlte mich wie verloren.“
In der Zelebrierung des Osterfestes, so wie sie C.D. Zeletin mit seinen Eltern und seinen Geschwistern in seiner Heimatgemeinde erlebt hatte, schien das Böse, die Welt verlassen zu haben, um allein Hoffnung Platz zu machen:
Ich habe meine Mutter mit meinen Blicken verfolgt, ich habe sie zu ihr geschaut. Sie würde sich hinsetzen. Sie hatte ihren eigenen Platz in der überfüllten Kirche, den die Leute für sie freihielten. Ihr Platz wartete auf sie, mit einer Blume auf dem Kirchenstuhl. Und wenn meine Mutter ankam, nahm eine Frau die Blume und legte sie beiseite. Meiner Mutter wurde viel Respekt entgegengebracht. Zuerst, weil sie die Frau des Priesters war, dann, weil sie auch Chorleiterin war. Und sie war eine ziemlich gute Sängerin. Es war ihr gelungen, in diesem abgelegenen kleinen Dorf einen vierstimmigen Chor zu organisieren. Und sie wechselte das Repertoire immer. Einmal war es die Liturgie nach Tschaikowsky, ein anderes Mal die Liturgie nach Mandicevschi. Wenn ich zu Ihnen spreche, ist es, als sähe ich sie leibhaftig vor mir, wie sie ihren Chor leitet, manchmal den Kopf zum Altar mit seinen reichlich verzierten Türen hingewandt, wo mein Vater stand und den Ton zum Gesang anstimmte.“
Es ist sicher, dass Kindheitserinnerungen für immer in unserem Gedächtnis eingeprägt bleiben, manchmal verklärt durch den Lauf der Zeit. Aber sie bleiben kostbar, von Nostalgie durchdrungen, Zeugnisse einer Welt, in der das Feiern religiöser Feste unantastbar war, während diese Feste das Leben der Gemeinschaft selbst regelten und prägten.