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Radio Linz in Rumänisch: Gemeinschaftsradio in der amerikanischen Besatzungszone nach dem Krieg

Von 1945 bis Anfang der 1950er Jahre gab es bei Radio Linz eine rumänische Sendung, die das Rumänische Nationalkomitee unter Aufsicht der amerikanischen Militärverwaltung gestaltete.

Radio Linz in Rumänisch: Gemeinschaftsradio in der amerikanischen Besatzungszone nach dem Krieg
Radio Linz in Rumänisch: Gemeinschaftsradio in der amerikanischen Besatzungszone nach dem Krieg

, 02.04.2018, 20:00

Ende des Zweiten Weltkriegs gründeten die Rumänen in Österreich ein rumänisches Nationalkomitee, um bei den Alliierten Lobby zu machen und sich gegenseitig zu helfen. Die rumänischen Flüchtlinge wurden im Linzer Lager von der US-Militärverwaltung als ehemalige Feinde interniert. Bei Radio Linz hatten die Rumänen auch eine Sendung, um die Kommunikation mit den anderen zu erleichtern, aber auch um die Hoffnung auf eine gute Nachkriegssituation in Rumänien aufrecht zu erhalten.



Die rumänische Gemeinschaft in Österreich war vielfältig: Einige waren von der deutschen Armee gefangen genommen worden, manche studierten, andere arbeiteten in Österreich in der Industrie, es gab auch ehemalige Mitglieder der Eisernen Garde, die Rumänien 1941 verlassen hatten. Der orthodoxe Priester Richard Grabovschi war während des Krieges Offizier und war auch Mitgründer des rumänischen Nationalkomitees. 1998 wurde er vom Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks interviewt. Er berichtete:



Dort im Lager waren wir etwa 350–370 Personen, es war eine ehemalige Kaserne der deutschen Armee. Dieses Komitee wurde gegründet, wir nannten es rumänisches Nationalkomitee, und wir gingen mit einem Antrag zu den amerikanischen Behörden. Das Problem war, dass keiner von uns Englisch sprach. Als wir beim oberösterreichischen Militärkommando ankamen und unter uns Rumänisch sprachen kam uns auf dem Korridor ein Mann in amerikanischer Uniform ohne Gradabzeichen und Militärabzeichen entgegen und fragte uns auf rumänisch, ob wir Rumänen sind und was wir da machen. Wir haben es ihm erzählt. Er sagte uns, er sei Dolmetscher für Deutsch. Sein Name war Gheorghe Leuca, war Professor, hatte in Germanistik promoviert und war Dolmetscher beim US-Militärkommando. Und er sagte uns, dass er uns zum amerikanischen Kommandanten begleiten würde. Er ging mit uns hinein, wir sagten, was wir uns wünschten. Der Amerikaner hörte uns zu und sagte, er würde das Anliegen überprüfen.“




Nach dem Memo haben sich die Haftbedingungen der Rumänen im Lager verbessert. Die Mitglieder des Komitees verfassten ein Memorandum an die US-Militärbehörden, in dem die diese aufforderten, die Rumänen nicht mehr als ehemalige Feinde zu betrachten und zu berücksichtigen, dass die rumänische Armee nach dem 23. August 1944 an der Seite der Alliierten gekämpft hatte.



Die meisten Rumänen in Linz stimmten zu, bei der Beseitigung der Auswirkungen der Bombenangriffe, beim Wiederaufbau der Kommunikationswege, in der Landwirtschaft und in Fabriken zu arbeiten. Die US-Militärbehörden haben es den Rumänen sogar erlaubt, jeden Donnerstagmorgen von 10:30 bis 11:00 Uhr eine Radiosendung zu haben. Richard Grabovschi war Sprecher dieser Sendung und erinnerte sich:



Der Linzer Radiosender war der reguläre österreichische Radiosender der Region. Die US-Militärregierung stellte fest, dass es das beste Kommunikationsmittel zwischen nationalen Komitees und Menschen verschiedener Nationalitäten war, die in der Region lebten. Zuerst bekamen wir eine Viertelstunde, dann wurde es eine halbe Stunde, und es blieb uns überlassen, zu entscheiden wer im Radio sprechen soll. Wenn du jünger bist, wirst du überall hingeschickt. So kam es dann, dass ich die Rolle des Radiosprechers übernahm. In diesem Programm spielten wir rumänische Musik, wir brachten ein paar Mal die königliche Hymne »Lang lebe der König!«, »Unsere Flagge« und die spätere Hymne »Drei Farben« sowie heitere Lieder der Volkssängerinnen Maria Tănase, Ioana Radu und Mia Braia. Dann verlas ich die Mitteilungen oder Vermisstenanzeigen: ‚Ion Popescu, wohnhaft in so und so, sucht seine geflüchtete Cousine oder Schwester, die in Österreich oder in Deutschland in der einen oder der anderen Gegend sein soll. Wer Informationen hat, wird gebeten, den Namen und die Adresse dem rumänischen Nationalkomitee mitzuteilen.‘ Alle für die rumänische Gemeinschaft relevanten Geschehnisse von wurden im Radio angekündigt, auch wenn wir in die Provinz gingen, um Aufzeichnungen zu machen.“




Richard Grabovschi entschied sich später, in die USA auszuwandern. Dort gab es auch ein nationales Komitee.



Ich bekam mein Visum im Herbst 1951 und reiste 1952 aus, Anfang Juni kam ich in New York an. Dieses rumänische Nationalkomitee, von dem ich rede, war bereits aktiv. Ich las schon seit etwa zwei Jahren rumänische Publikationen aus Amerika wie »Solia«, die Zeitschrift des orthodoxen Bistums, »America«, das offizielle Organ der Union und der Bruderschaften, es gab noch das Blatt »Foaia Poporului« (»Das Volksblatt«), herausgegeben von Gheorghe Stănculescu, und manchmal bekamen wir die Zeitschrift »Unirea«, die von der griechisch-katholischen Kirche in Amerika herausgegeben wurde, während in Rumänien die Kommunisten die griechisch-katholische Kirche 1948 mit der orthodoxen zwangsvereinigten.“




Die meisten Mitglieder des Rumänischen Nationalkomitees in Österreich entschieden sich, ihr Glück anderswo zu finden, nachdem klar geworden war, welchen Kurs die Geschichte nehmen würde. Und Radio Linz war eine Brücke, durch die sie sich wiederfinden konnten, um ihr Leben in Freiheit wieder aufzubauen.

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