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30. Dezember 1947: Die erzwungene Abdankung des Königs Michael I.

Am 30. Dezember 1947 wurde König Michael I. von der kommunistischen Regierung gezwungen, abzudanken und ins Exil zu gehen. Gesetzwidrig, durch die Verletzung des Rechtsstaates, wird eine neue Regierungsform in Rumänien, die Republik, eingeführt.

30. Dezember 1947: Die erzwungene Abdankung des Königs Michael I.
30. Dezember 1947: Die erzwungene Abdankung des Königs Michael I.

, 01.01.2018, 17:30

König Michael hat oftmals erzählt, wie der Tag verlief, der die Zeitgeschichte Rumäniens veränderte, und wie ihm die kommunistischen Anführer das Abdankungs-Dekret vorlegten. Andere Zeitzeugen beschreiben die bedrückende Atmosphäre an dem Tag. Man spürte die Brutalität der neuen kommunistischen Ordnung. Eine der Zeitzeugen-Erinnerungen stammt vom Unterleutnant Miloş Pavel, Offizier im Bataillon der Königlichen Garde, der die Aufstellung kommandierte, die dem König den letzten Militärgru‎ß am 30. Dezember 1947 ausgerichtet hat.



Das Bataillon der Königlichen Garde war dem Verteidigungsministerium untergestellt, wie jede andere Militärkaserne im Land. Die Kader, Offiziere und Unteroffiziere hatten dieselben Sold-Rechte wie die anderen Soldaten, aber die Militärs der Königlichen Garde hatten eine etwas besondere Uniform. Das Bataillon hatte vier Einheiten, jeweils zwei bei jeder königlichen Residenz, in Bukarest und in Sinaia. Jede Einheit hatte etwa 100 Militärs, die in drei Zügen aufgeteilt waren. Sie besa‎ßen nur leichte Infanterie-Waffen. Miloş Pavel wurde 1997 vom Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunk interviewt. Er erinnerte sich, wie man als Militär in das Garde-Bataillon aufgenommen wurde.



Die Offiziere, die in diese Elite-Einheit der rumänischen Armee versetzt wurden, wurden aufgrund bestimmter Kriterien ausgewählt. Sie hatten entweder Militärschulen im Ausland besucht oder eine au‎ßerordentliche Militärtätigkeit im Land gehabt. Die soziale Herkunft spielte dabei keine Rolle. Ich bin ein Bauernsohn und meine drei Kameraden, die zur gleichen Zeit versetzt wurden, entstammten der Mittelschicht: Beamte, Kaufleute. Die Herkunft spielte keine Rolle, man musste aber gebildet sein und körperlich bestimmte Bedingungen erfüllen: grö‎ßer als 1,80 m sein und ein angenehmes Gesicht haben, weil man an Protokoll-Missionen teilnahm.“




Im Herbst 1947 leitete der Hauptmann Mihail Georgel die Garde-Einheiten in Sinaia, beim Schloss Peleş. Miloş Pavel leitete einen dieser Züge und am 30. Dezember sollte ein anderer Offizier ihn ersetzen.



Am 30. Dezember 1947, morgens um 8.30 Uhr, war ich der letzte Garde-Offizier beim Peleş-Schloss, der noch die Gelegenheit hatte, dem König Michael und der Königinmutter Elena zusammen mit der Garde den militärischen Gru‎ß zu erweisen, als sie nach Bukarest wegfuhren. Das war das Protokoll, wenn die Residenzen gewechselt wurden. Gegen 12 Uhr an dem Tag hat mich ein Kamerad ersetzt und ich begann mich für die Fahrt nach Hause, zu meinen Eltern und Geschwistern, die in einem Dorf im Landkreis Râmnicu Sărat wohnten, vorzubereiten. Um meinen Sold einzukassieren, musste ich aber die Kaserne beim Victoria-Palast in Bukarest besuchen. Gegen 13 Uhr bin ich mit einem LKW der Schloss-Verwaltung, der Zivilpersonal und unterschiedliche Materialien zwischen den Residenzen transportierte, nach Bukarest losgefahren.“




Um ihre eigene Mission zu erleichtern, hat die kommunistische Regierung die Königliche Schloss-Garde mit Militärs der Division Tudor Vladimirescu“ ersetzt. Diese war aus rumänischen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion gebildet, die zusammen mit der sowjetischen Armee zurückgekommen waren. Miloş Pavel wurde in Bukarest verhaftet. Im Interview mit dem Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des rumänischen Rundfunks erinnerte er sich an die Umstände:



Der Himmel war bedeckt, da war wenig Schnee, es war aber sehr kalt und nebelig, insbesondere im Gebirge. Unter diesen Bedingungen sind wir um 16 Uhr in Bukarest angekommen und sollten durch die hintere Dienst-Tür ins Victoria-Schloss eintreten. Auf dem Weg fiel uns nichts auf, das darauf hätte hindeuten können, dass das Leben und die Geschichte des rumänischen Volkes einen anderen Kurs einnehmen würden. Der Eingang wurde normalerweise von einem Soldaten der Garde-Einheit in Bukarest bewacht. Dieser kannte die Abzeichen aller Fahrzeuge des Schlosses. Diese trugen das Emblem SR, Serviciul Regal, Königlicher Dienst. Wir wurden aber von zwei Soldaten, die wie die russischen Soldaten bewaffnet waren, empfangen. Sie sprachen aber Rumänisch und trugen auf dem rechten Arm der Uniform das Abzeichen der Pandur-Soldaten der Division Tudor Vladimirescu, das Abzeichen des Verrates und der Schande. Das war der Moment und die Stunde, in dem mein Geist und mein Wesen von einem Blitz getroffen wurden. Von einem Blitz, der der angespannten Atmosphäre des Herbstes entstammte. Das Unvermeidliche war passiert und wir betraten das Unbekannte. Die Zivilisten im Victoria-Schloss wurden in das Verwaltungsbüro gebracht, ich als Offizier in die Kaserne der Garde-Einheit. Hier traf ich einen Teil meiner Kameraden, Offiziere im Garde-Bataillon, die von den Ereignissen hier überrascht wurden. Alle wurden entwaffnet, Offiziere und Soldaten, und wurden unter Arrest gestellt.“




Die Monarchie, die letzte demokratische Hürde gegen die Machtergreifung des kommunistischen Regimes, ist an jenem Tag gefallen. Resignation machte sich breit, und für die Menschen begannen damals ein neues Leben, das einer vermeintlich besseren Zukunft entsprach. In Wirklichkeit war es die schlimmste Epoche in der modernen Geschichte Rumäniens.

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