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Sovromconstrucţia – der Klassenfeind schuftet für die Sowjetunion

Unter dem Kürzel Sovrom wurden Ende des Zweiten Weltkrieges mehrere sowjetisch-rumänische Wirtschaftsunternehmen gegründet. Offiziell war ihr Zweck, Rumänien wiederaufzubauen und die Kriegsentschädigungen an die UdSSR zu zahlen.

Sovromconstrucţia – der Klassenfeind schuftet für die Sowjetunion
Sovromconstrucţia – der Klassenfeind schuftet für die Sowjetunion

, 18.04.2016, 19:52

Die Regierung und das rumänische Oberkommando räumen die Niederlage im Krieg gegen die Sowjetunion, das Vereinigte Königreich, die USA und die anderen Vereinten Nationen ein und akzeptieren die Bedingungen des Waffenstillstandsabkommens, die von den Regierungen der drei obengenannten alliierten Mächte im Interesse der Vereinten Nationen präsentiert wurden“ — hei‎ßt es im Waffenstillstandsabkommen.



Rumänien wurde auferlegt, innerhalb von sechs Jahren Kriegsentschädigungen zu zahlen. Die Entschädigungen bezifferten sich auf 300 Millionen US-Dollar bei einem Kurs von 35 Dollar pro Gold-Unze. Unter dem Kürzel Sovrom wurden nach Ende des Zweiten Weltkrieges mehrere sowjetisch-rumänische Wirtschaftsunternehmen gegründet. Das erste Unternehmen dieser Art war Sovrompetrol“ und wurde am 17. Juli 1945 gegründet. Offiziell hie‎ß es, der Zweck der Sovroms sei, Rumänien wiederaufzubauen und die Kriegsentschädigungen an die UdSSR zu zahlen. Historiker sind jedoch der Meinung, dass Rumänien durch die Sovroms weitaus mehr als die vereinbarten Kriegsentschädigungen gezahlt habe. Der rumänische Beitrag an der Gründung der Unternehmen war ohnehin unbedeutend. Die Hauptrolle spielten die sowjetischen Berater, die die Aktivität der Sovroms streng kontrollierten. Die Rolle der Sovroms war aber auch, die Bürger zu mobilisieren, um an dem wirtschaftlichen Wiederaufbau Rumäniens teilzunehmen. Die Ideologie war beim Rekrutieren der Arbeitskraft wesentlich.



Das Unternehmen Sovromconstrucţia wurde am 4. Juli 1948 gegründet und war für alle gro‎ßen Baustellen zuständig. Dort arbeiteten sowohl Facharbeiter als auch vom kommunistischen Regime zu Zwangsarbeit verurteilte einfache Bürger oder Jugendliche aus bürgerlichen Verhältnissen. Einer dieser Jugendlichen war der Historiker Dinu C. Giurescu, der Sohn des Historikers Constantin C. Giurescu, der seinerseits politischer Gefangener war. Dinu C. Giurescu hatte 1950 die Fakultät für Geschichte absolviert und wurde anschlie‎ßend zu Sovromconstrucţia geschickt, das sich mit dem Bau von Landstra‎ßen beschäftigte, um als Arbeitspensumkontrolleur zu arbeiten. In einem Interview von 2002 mit dem Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des Rumänischen Rundfunks erläuterte Dinu C. Giurescu, wie Sovromconstrucţia entstanden ist:



Das Unternehmen Sovromconstrucţii 6 beschäftigte sich mit Stra‎ßenbau, seine Ausrüstung stammte von einem enteigneten deutsch-rumänischen Bauunternehmen, das zu Kriegszeiten aktiv gewesen war. Nach dem Waffenstillstand wurden zahlreiche Unternehmen beschlagnahmt. 1948 wurden die Unternehmen verstaatlicht. So entstand Sovromconstrucţia Nummer 6. Im Februar, März bis Anfang April 1949 besuchte ich 6-7 Stunden am Tag Vorlesungen über den Stra‎ßenbau. Zum Besuch dieser Vorlesungen wurden meistens Personen verpflichtet, die dem kommunistischen Regime nicht am Herzen lagen. Danach musste ich auf der Baustelle der Landstra‎ße Urziceni-Slobozia arbeiten und wurde ins Dorf Andrăşeşti geschickt.“




Der junge Historiker durfte aufgrund der politischen Kriterien seinen Beruf nicht ausüben und musste sich neu orientieren, um in einem anderen Bereich zu arbeiten. Das Dorfleben und die Baustelle waren für ihn etwas Neues. Dinu C. Giurescu dazu:



Ich kann mich daran erinnern, dass es eine Hauptstra‎ße gab, und alle Dorfgassen standen senkrecht zu ihr. Ich mietete ein Zimmer bei einem Bauern, das Haus lag auf einer Gasse mit Pappeln. Das Wetter war schön, es war Frühling und die Häuser des betreffenden Bauers waren im guten Zustand. Von der Landstra‎ße bis zum Haus musste ich 10 Minuten zu Fu‎ß gehen. Das Abenteuer begann abends. Alle Hunde bellten und ich hatte schreckliche Angst. Unsere Büros waren in Holzhütten. Ich stand mindestens einen halben Tag am Stra‎ßenrand und beobachtete die Arbeit entlang einer Strecke von 10 km. Ich sprach mit den Vorarbeitern, den Meistern und kontrollierte, ob alles in Ordnung war. Ich erinnere mich an einen Einschaler namens Constantin Dumitrescu, ein vierzigjähriger ruhiger Mann. Ich sagte ihm, dass ich keine Ahnung von seiner Arbeit habe, und bat ihn, mich einzuweisen. Sie bauten Baracken und Schalungen. Dieser Meister hat mir alles über das Bauen mit Holz beigebracht. Immer wenn sie etwas Neues bauten, ging ich zu ihm.“




Bei Sovromconstrucţia und dem Kohleunternehmen Sovromcărbune konnte jedermann arbeiten — im Vergleich zu Sovrombanc, Sovromfilm oder Sovromasigurare (Versicherungen), wo die Karriere von politischen Kriterien abhing. Giurescu sagte, er wurde von den einfachen Mitarbeitern von Sovromconstrucţia wohlwollend aufgenommen:



Ich gehörte einer anderen sozialen Klasse an. Die Leute haben mich dennoch freundlich aufgenommen. Und ich meine hier in erster Linie die Arbeiter, nicht die ehemaligen Beamten, die ihren Rang verloren hatten. Ihre Welt war ein Dschungel. Es gab ehemalige Offiziere, Anwälte, Richter, Buchhalter unter ihnen. Ich erinnere mich an Dumitrescu, der Offizier in der Königsgarde gewesen war. Ich fürchtete mich vor zwei Sachen. Eine davon war, in einen Streit verwickelt zu werden, weil sich einige ungerecht behandelt fühlten. Die Securitate war im nahe liegenden Urziceni, und ich wusste, was folgen würde. Die zweite Sache, vor der ich Angst hatte, war, mich bei der Berechnung der Arbeitspensen zu verkalkulieren und dann einer vorsätzlichen Täuschung bezichtigt zu werden. Sowjetische Berater habe ich damals keine gesehen, vielleicht nur den Direktor von Sovromconstrucţii 6, Chabanow — und das ein einziges Mal. Dieser trug einen breiten Hut und einen Anzug mit weiten Hosen und breiten Schultern, wie die sowjetische Mode damals war.“




Ähnlich wie die anderen Sovroms wurde auch Sovromconstrucţia im Zeitraum 1956-1959 aufgelöst. Die Animositäten zwischen Rumänien und der UdSSR hinsichtlich des Vermögens der Sovroms dauerten bis in den 1980er Jahren.

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