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Propaganda im Zweiten Weltkrieg – der Sender Radio Donau

Nach dem Frontenwechsel Rumäniens am 23. August 1944 auf Seite der Alliierten wurde in Wien eine rumänische faschistische Exilregierung gegründet. Bis Mai 1945 verbreitete sie ihre Botschaften über den Propagandasender Radio Donau.

Propaganda im Zweiten Weltkrieg – der Sender Radio Donau
Propaganda im Zweiten Weltkrieg – der Sender Radio Donau

, 21.03.2016, 17:50

Die Kriegspropaganda war eines der wichtigsten Mittel, die Stimmung der Armee und der Zivilbevölkerung zu heben und zugleich die Entscheidungen und Handlungen des politischen Regimes zu rechtfertigen. Sowohl demokratische als auch totalitäre Regime haben die Radio-Propaganda eingesetzt. Die Information, die gesendet wurde, oblag der staatlichen Kontrolle.



Der Radiosender Donau“ wurde gegründet, um Informationen aus dem deutschen Raum nach Mittel- und Südosteuropa zu senden. Die Redaktion befand sich in Wien, während die Sendeanlagen in den böhmischen Bergen zu finden waren. Im Juni 1940 begann Radio Donau auch auf Rumänisch zu senden. Nach dem 23. August 1944, als Rumänien die Front wechselte und auf die Seite der Alliierten übertrat, wurde in Wien eine rumänische faschistische Exilregierung unter der Leitung von Horia Sima gebildet. Die Botschaften dieser Regierung wurden vom rumänischen Dienst von Radio Donau gesendet. Dieser existierte bis Mai 1945.



1942 ging der Temeswarer Iustin Liuba zum Studium an der Technischen Universität nach Dresden. 1944 zog er dann nach Wien. In einem Interview mit dem Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks von 1998 erinnerte er sich, dass für den Radiosender rumänische Studenten, die in der österreichischen Hauptstadt lebten, arbeiteten.



Bei Radio Donau gab es ein kleines Team von drei Rumänen, die die zwei- oder maximal dreiminütige deutschen Kommentare ins Rumänische übersetzten, ihre Tätigkeit beschränkte sich fast nur auf die Nachrichten. Die Nachrichten kamen von der deutschen Obersten Heeresleitung. So wurde zum Beispiel bekannt gegeben, dass ‚unsere‘ U-Boote im Nordatlantik 50 Tausend Tonnen versenkt haben. Das bedeutete, dass man Alliierten-Frachter versenkt hatte. Drei Stunden später wurde das Programm unterbrochen und es hie‎ß erneut: ‚Wir haben eine Eilmeldung: Unsere U-Boote haben im mittleren Atlantik 80 Tausend Tonnen versenkt.‘ Diese Nachrichten wurde in mehrere Sprachen übersetzt, der rumänische Dienst war nur eine Abteilung, es wurde noch auf Tschechisch, Slowakisch, Ungarisch, Serbokroatisch sowie Japanisch und Italienisch, in den Sprachen der Achsenmächte ausgestrahlt.“




Die Programme waren eher kurz, 15 Minuten lang, es handelte sich eigentlich um Nachrichtensendungen. Iustin Liuba erinnerte sich an das Programm von Radio Donau und an die Arbeitsweise:



Man hat aufgezeichnet und dann zu unterschiedlichen Uhrzeiten ausgestrahlt. Aber es gab nicht allzu viele Sendestunden. Manche Sendungen wurden live übertragen, andere wurden vorher auf Vinylplatten aufgezeichnet, denn Magnetband gab es damals noch nicht. Gab es einen Versprecher, warf man die Platte weg und musste alles von vorne auf einer neuen Platte einsprechen — es war recht kompliziert. Die deutschen Geheimdienste lieferten die jüngsten Nachrichten aus dem Land, das sagte man aber nicht offiziell. Es hie‎ß: aus vertrauensvoller Quelle“, gewöhnlich handelte es sich um die Deutsche Nachrichten-Agentur (DENA). Es gab auch ein Team von Rumäniendeutschen, Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, die Rumänisch konnten. Deutsch war ihre Muttersprache und sie mussten darauf achten, dass die Übersetzungen korrekt waren und die Nachrichten ohne Abweichungen vom Text eingesprochen wurden.“




Nach dem 23. August 1944 und dem Frontenwechsel wurde im Wiener Exil die sogenannte nationale Regierung“ von Anführern der Eisernen Garde gebildet. Kurz danach kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen der Regierung von Horia Sima und den anderen Rumänen in Wien. Radio Donau war der Sender, mittels dessen Horia Sima sich an die Rumänen wandte. Iustin Liuba erinnerte sich auch an diese Rivalitäten:



In Wien wurde die nationale Regierung gegründet. Es gab damals eine Rivalität zwischen dem Anführer der Eisernen Garde, Horia Sima, und dem General Ion Gheorghe, der Antonescus Botschafter in Berlin gewesen war und nicht der Eisernen Garde angehörte. General Ion Gheorghe vertrat die Armee, die antikommunistische Tradition des rumänischen Volkes, während Horia Sima eine politisch rechtsextreme Organisation vertrat. Der General war Professor an der Bukarester Kriegsakademie, sein Fachgebiet waren die Panzer. Er pflegte zu sagen: ‚Wir kämpfen gegen die Sowjets, wir wollen aber nicht von der Eisernen Garde geführt werden.‘ Dieser Streit fand in Wien statt, und die Deutschen wussten nicht, wem sie die Leitung dieser Regierung anvertrauen sollten. Nach ihrer Vorstellung sollte diese Regierung eine Art Widerstand gegen die vorrückende sowjetische Armee organisieren.“




Iustin Liuba erinnerte sich auch an das angespannte Treffen zwischen Horia Sima und den rumänischen Studenten in Wien, bei dem über die Gründung einer sogenannten nationalen Befreiungsarmee“ diskutiert wurde.



Die Deutschen hatten sich entschlossen, Horia Sima zum Regierungschef zu ernennen. Dass die Regierung jetzt im Schatten der Eisernen Garde stand, gefiel uns ganz und gar nicht. Der General Ion Gheorghe, den wir unterstützten, wurde beiseite geschoben. Die Deutschen haben Horia Sima bevorzugt und haben ihn gebeten, eine Rede vor den Studenten zu halten und diese für die nationale Armee zu rekrutieren. Es war ein Misserfolg, niemand meldete sich an, nur 2-3 Medizin-Studentinnen haben das Papier unterschrieben, sie sagten: ‚Wir sind Ärztinnen, wir können im Krankenhaus arbeiten, das tun wir aber, weil wir Ärztinnen sind.‘ Horia Sima hat die Papiere eingesammelt, zerknüllt und auf den Boden geworfen. Dabei sagte er: ‚Ihr seid eine Schande! Euch ist nicht bewusst, was ihr anstellt, ich schäme mich für euch!‘ Und wir sagten dann: ‚Es tut uns sehr leid!‘. Das war unser Treffen mit Horia Sima, der den Saal wütend verlie‎ß und hinter sich die Tür zuschlug.“




Die letzte Mission der rumänischen Armee im 2. Weltkrieg war, die Sendeanlagen von Radio Donau zu zerstören. Es war eine erfolgreiche Mission und mit dieser nahm die Teilnahme Rumäniens am 2. Weltkrieg ein Ende.

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