Rumänische Revolution von 1989: Anfängliche Demokratie bald von Zwietracht getrübt
26 Jahre sind seit dem Fall des Kommunismus in Rumänien und dem Tod des ehemaligen Diktators Nicolae Ceauşescu vergangen. Die Folgen der Diktatur, die zuletzt neostalinistische Züge hatte, sind heutzutage noch zu spüren.
Steliu Lambru, 21.12.2015, 17:30
Im März 1945 wurde in Rumänien durch die politische Erpressung der Sowjetunion die kommunistische Regierung unter Leitung von Petru Groza an die Macht gehievt. Dieses Ereignis wurde in der kommunistischen Geschichtsdeutung bis 1989 als ein neuer Anfang angesehen. In Wahrheit hat die Regierung von Groza die Demokratie in Rumänien für fast ein halbes Jahrhundert aufgelöst. Der Staat wurde aufgrund der marxistisch-leninistischen Ideologie neu aufgebaut. Der Staat verwaltete alles, von der Wirtschaft bis hin zu der Freizeit der Bürger und mischte sich in alle Angelegeneheiten ein. Der kommunistische Staat war für die Verödung des freien Denkens und für die übermäßige Zunahme des Hasses und der Intoleranz verantwortlich.
Der Beginn der Proteste in Timişoara/Temeswar am 16. Dezember 1989 war ein Ereignis, auf das fast alle Rumänen gewartet haben. Historiker und Politologen sind sich einig, dass das Jahr 1989 die Rückkehr zur Demokratie darstelle. Am 22. Dezember 1989 flüchtete Nicolae Ceausescu samt Ehefrau per Hubschrauber vom Dach des Zentral-Komitees der Kommunistischen Partei. Es war das Signal der Befreiung und der Wiedergeburt. Den euphorischen Stunden und Tagen nach dem Sturz von Ceauşescu folgte die Anpassung an die neue Lage. Die anschließende Enttäuschung und die Verzweiflung, die Lage nicht schnell ändern zu können, waren groß. Der Triumph wurde durch Zynismus und Nostalgie ersetzt. Der Politanalyst Ioan Stanomir glaubt, dass der 22. Dezember 1989 einen echten Gründungsmoment darstellt.
Der 22. Dezember stellt ohne Zweifel den Endpunkt der kommunistischen Periode dar. Wir sollten das betonen, weil manche Politiker nach 1989 versucht haben, die antikommunistisch-demokratische Dimension der Volksproteste, die zum Fall des Ceauşescu-Regimes geführt haben, herunter zu spielen. Es handelte sich dabei nicht nur um die Beseitigung eines Diktators, der dieses Land entehrt hat, sondern um die Beteuerung von Werten. Diese widerspiegelten sich im Willen, das kommunistische Regime, zusammen mit den materiellen Entbehrungen und den dramatischen politischen Einschränkungen der Bürgerfreiheiten, zu beseitigen.“
Die rumänische Demokratie wurde mühsam wieder aufgebaut. Es gab Hürden, die nur schwer überwunden werden konnten. Eine wichtige Hürde war das Erbe des kommunistischen Regimes und seine Folgen in der neuen Gesellschaft. Dieses Erbe führte zu Wirtschaftsreformen, die Entlassungen und Betriebsstillegungen mit sich brachten. Schwer zu überwinden war auch das Gefühl der Nutzlosigkeit des Opfers der Jugendlichen, die bei der Revolution ums Leben kamen.
Auch wenn die Menschen mit der jüngsten Vergangenheit brechen wollten, wurde die Demokratie als eine Last empfunden. Die Beseitigung des kommunistischen Denkens war ein langwieriger Prozess, den wenige damalas verstanden haben. Es war eine schmerzhafte Bemühung, das Gute vom Bösen zu unterscheiden, mit einem Auge auf die Vergangenheit zu schauen und mit dem anderen Auge in die Zukunft zu blicken. Ioan Stanomir:
Der 22. Dezember ist dem Janus ähnlich, ein Ereignis mit zwei Gesichtern. Einerseits ist es ein Moment der der Freiheitszelebrierung, andererseits beginnt in diesem Moment das Abenteuer mit den sogenannten Terroristen. Hätte es die Terroristen und die Todesfälle, deren Umstände schwer zu klären sind, nicht gegeben, hätte der 22. Dezember eine andere Bedeutung gehabt. Wir müssen nicht vergessen, dass es einen Heldenfriedhof gibt und dass die dort begrabenen Menschen ihr Leben größtenteils infolge der Aktivität der mysteriösen Terroristen nach dem 22. Dezember 1989 verloren haben.“
Die Demokratie in Rumänien erlebte eine Wiedergeburt und die Meinungsvielfalt war ein Zeichen der Genesung der Gesellschaft. Die vom kommunistischen Regime aufgelösten historischen Parteien wurden wieder gegründet, die Menschen konnten ihre Ideen frei äußern und handeln, man hörte auf ihre Stimmen. Einigkeit und Eintracht waren jedoch nur von kurzer Dauer. Politologe Ioan Stanomir:
Der 22. Dezember 1989 war ein echter Moment der Brüderlichkeit, kurz darauf folgte aber die Spaltung. Die Nationale Rettungsfront und Ion Iliescu haben Zweitracht unter die rumänischen Bürger gesät, sie haben das Erbe vom 22. Dezember zugunsten der Partei beschagnahmt. Das war der Anfang vom Ende dieser Illusion der Brüderlichkeit. Der 22. Dezember ist ein einfacher Tag geblieben, es folgte die Tragödie mit den Terroristen, der Januar 1990 mit den Protesten der demokratischen Parteien und deren gewaltsamen Niederschlagung, der März 1990 mit den Zwischenfällen in Târgu Mureş, die Proteste auf dem Universitätsplatz und die Bergarbeiter einfall im Juni 1990, die sogenannte Minderiade.“
Am 22. Dezember 1989, nachdem das Land die kommunistische Tyrannei los wurde, wusste Rumänien, was weiter zu tun war. Die liberale Demokratie kehrte zurück und trotz ihrer Probleme ist sie das beste politische System in der Geschichte des Landes. Dafür starben etwa 1.200 Rumänen, deren Opfer nicht umsonst gewesen sein soll.