Allererste rumänische Schule entstand in Braşov
Im Jahr 1495 wurde im sogenannten Şchei – dem ältesten rumänischen Viertel der mittelalterlichen Stadt Braşov – die Kirche gestiftet, in der auch die erste rumänischsprachige Schule eingerichtet wurde.
Monica Chiorpec, 13.07.2015, 18:07
Für die Kulturgeschichte des Landes gilt der Ort, der im Deutschen auch unter der Bezeichnung Belgerei oder neueren Datums Obere Vorstadt bekannt ist, als Wiege der rumänischen Spiritualität schlechthin. Der orthodoxe Pfarrer und Professor Vasile Oltean betreut seit fast einem halben Jahrhundert das Museum und weiß bestens Bescheid über die Geschichte:
Wie Professor Oltean weiter ausführt, wird es schnell noch spannender. Die päpstliche Bulle von Bonifatius IX. erwähnt am 13. Dezember 1392 die Schismatiker“ im Şchei, die von Pseudolehrern“ unterrichtet werden würden. Mit der Schule als Mittelpunkt entstanden dann richtige Kulturbewegungen, die nicht für das Burzenland, sondern für den gesamten rumänischen Raum prägend waren. Hier erschienen die ersten Bücher des Diakons Coresi, hier schrieb der Kronstädter Rumäne Dimitrie Eustatievici im Jahr 1757 das erste Grammatiklehrbuch der rumänischen Sprache.
Das Museum hortet einen richtigen Kulturschatz, der an sich eine bewegte Geschichte hat, erzählt Professor Vasile Oltean:
1981 haben wir ein 700 Seiten starkes Lehrbuch aus dem 11. – 12. Jahrhundert entdeckt — allein die Lektion über die Tugend hat 250 Seiten. Ein derart umfangreiches und wichtiges Lehrbuch deutet sicherlich auf einen hochwertigen Unterricht hin. Ich denke dabei an die Menschen, die den Unterricht nach einem solchen Buch besuchen…“
Ioan Colan, der die Dokumente fand, ist eine eigene Story wert. Er weigerte sich, die sogenannte Bibel von Şaguna, die er in seiner Bibliothek hatte, zu verbrennen, und wurde deshalb als Volksfeind zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Nach dem Gefängnis durfte er hier bei der Kirche arbeiten — der dreimal promovierte Gelehrte musste sich aber mit einer Anstellung als Tischler zufriedengeben. Die Dokumente, die der Kircheninspektor Vasile Cuman organisierte, waren extrem interessant:
Wenn ein Lehrbuch aus dem 11. Jahrhundert vorliegt, muss es bestimmt auch eine Schule gegeben haben. Wir sind auch auf einen Schülerkatalog aus dem Jahr 1683 gestoßen, der älteste in Rumänien wahrscheinlich. Dieses Dokument gibt Aufschluss darüber, wie die Schule organisiert war“, sagt Pfarrer Oltean. Die Schule hatte einen einzigen Lehrer, Ioan Duma. Immatrikuliert waren 110 Schüler, der jüngste war 20 Jahre alt. Nach drei Monaten Schulung wurde der Schüler zum Gottesmann. Das war eine Schlüsselposition der Gemeinde und der Kirche. Diese Obmänner hatten sehr viel Macht und konnten sogar den Pfarrer entlassen, wenn er den Ansprüchen nicht gerecht wurde. Nach sechs Monaten Studium wurde der Schüler zum Hilfspfarrer — er durfte im Kinderchor mitsingen und kümmerte sich um die Schule. Wer neun Monate zur Schule ging, wurde selbst Pfarrer. Um an der Schule akzeptiert zu werden, musste ein Schüler einen Eimer Weizen, eine Fuhre Holz und vier Goldmünzen als Gegenleistung aufbringen. Das war sehr viel; man konnte damit schon drei, vier Ochsen kaufen. Aber die Gebühr bezahlte nicht der Schüler oder seine Familie aus der eigenen Tasche, sondern das ganze Dorf. Die Zahl von 110 Schülern belegt darüber hinaus, dass Gemeinden aus dem ganzen Burzenland Schüler zur Ausbildung nach Kronstadt schickten. Bewusst spricht der Pfarrer nur von Schülern — die erste Frau wurde erst 1846 zugelassen.
Die extrem wertvolle Dokumentarsammlung des Museum der Şchei-Schule enthält auch das erste Buch in slawischer Sprache, das 1491 auf Befehl des moldauischen Fürsten Stefan der Große gedruckt wurde. Sweipold Fiol, ein Pionier des Druckhandwerks, der damit beauftragt wurde, hatte natürlich keine Ahnung, dass er mitten in der katholischen Welt, in Krakau, das erste orthodoxe Buch druckte.