RRI Live!

Hören Sie Radio Rumänien International Live

Legitimierungsstrategien des Ceauşescu-Regimes

Nicolae Ceauşescu kam 1965, nach dem berühmten 9. Kongress, an die Spitze der Rumänischen Kommunistischen Partei. Er wurde als junger Wolf“ empfunden, der bereit war, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren und einen Wandel einzuleiten.

Legitimierungsstrategien des Ceauşescu-Regimes
Legitimierungsstrategien des Ceauşescu-Regimes

, 14.04.2014, 16:42

Nicolae Ceauşescu kam 1965, nach dem berühmten 9. Kongress, an die Spitze der Rumänischen Kommunistischen Partei. Er wurde als junger Wolf“ empfunden, der bereit war, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren und einen Wandel einzuleiten. Alte Partei-Aktivisten haben ihn folglich unterstützt.



Ceauşescu wurde als Erneurer empfunden. Er hatte einen riesigen Erfolg dank seiner Einstellung während des Prager Frühlings. Ceauşescu setzte seinen persönlichen Führungsstil durch und versuchte in seinen Entscheidungen transparent zu sein. Er schien gegenüber den Beschweden und den Meinungen der Bürger offen zu sein. Ceauşescu wollte sich von seinem Vorgänger, Gheorghe Gheorghiu Dej, dem Stalin Rumäniens, unterscheiden. Obwohl er am Anfang authentisch zu handeln schien, stellte sich heraus, dass dies nur eine Legitimierungs-Strategie seines eigenen Despotismus war. Durch diesen Vorwand schaffte er es, viele Leute für sich zu gewinnen. Die Historikerin Mioara Anton vom Bukarester Geschichtsinstitut Nicolae Iorga“ glaubt, die Strategie Ceauşescus am Anfang seiner Regierungszeit sei eine Identitätsbildung gewesen. Mittels dieser wollte man mit einer dunklen Vergangenheit brechen. Mioara Anton hat die Beziehung des Ceauşescu-Regimes zu den Bürgern aufgrund der Gesuche und Anträge der Bürger analysiert. Dabei gibt es drei Kategorien von Dokumenten: die Einladungs-Briefe, die Rehabilitations-Anträge und die Anträge zum Parteibetritt:



Die erste Kategorie war eine direkte Folge der Einführung des Dekrets für die Regelung des Schwangerschaftsabbruchs im Oktober 1966. Ein weiterer Dekret folgte im Januar 1967 und führte einen Zuschuss von 1000 Lei monatlich für die Mütter von drei Kindern ein. Die Summe wurde auch für weitere geborene Kinder erteilt und wurde oftmals im Falle gro‎ßer Familien ergänzt. Der Plan, der vier Kinder pro Familie vorsah, aber insbesondere der versprochene Zuschuss führte zu einer beeindruckender Zahl von Briefen. Die Geburtenpolitik wurde novelliert und die Abtreibungen verboten. Die Einladungs-Briefe zeigen die enorme Freude über die Geburt eines weiteren Kindes, aber auch die schwere Wirtschaflage der meisten Absender. Diese Dokumente zeugen von Tragödien der Familien in Rumänien. Die in den Medien inszenierte Fürsorge des Anführers erzeugt Solidarität und zeichnet ein neues Bild des Generalsekretärs: Bruder, liebevoller und beschützender Vater. Nicolae Ceauşescu wird zu wichtigen Ereignissen im Leben der Bürger — zu Hochzeiten und Taufen — eingeladen. Manche wollten ihn sensibilieren und gaben den Kinder den Namen Nicolae oder organisieren Tauf-Partys um den 26. Januar, Ceauşescus Geburtstag.“



Die Rehabilitierung der Menschen, die unter dem Dej-Regime zu leiden hatten, war ein anderer starker Punkt der neuen Legitimierungspolitik Ceauşescus. Mioara Anton dazu:



Die Plenarversammlung vom April 1968 führte zu einer Welle von Anträgen für die Wiedergutmachung von Missbräuchen, denen ehemalige Partei-Mitglieder, einfache Bürger oder ehemalige Mitarbeiter der Sicherheitspolizei oder der Armee zum Opfer gefallen waren. Die meisten Anträge betreffen Missbräuche der Sicherheitspolizei in den Jahren 1958-1959. Eine andere Generation von Aktivisten und Parteimitgliedern fingieren sich im Kontext der Plenarversammlung vom April saubere Biographien. Die Parteigeschichte wird neu geschrieben. Die Grenzen des Rehabilitierungs-Prozesses erreicht der griechisch-katholische Bischof Alexandru Todea. In einem Brief an Ceauşescu vom 27. April 1968 kommt er traurig und empört zur Schlussfolgerung, dass der Rehabilitatierungs-Prozess die Einstellung der Behörden gegenüber seinem Fall nicht geändert hat. AlexandruTodea wusste nicht, dass die Plenarversammlung sich nicht vorgenommen hatte, die lange Reihe der politischen Prozesse nach 1947 zu überprüfen.“



Die antirussische Einstellung der Rumänen wurde beginnend mit 1968 von Ceauşescu stark gefördert. Das war ein Grundstein seiner politischen Handlungen bis zu seinem Fall 1989. Mioara Anton:



Die Emotion vom August 1968 führte zu einer starken antisowjetischen Reaktion in den Reihen der einfachen Menschen. Diese haben den Einmarsch in die Tschechoslowakei als einen potentiellen Angriff auf Rumänien interpretiert. Mihai Rusu, technischer Prüfer, schlug eine öffentliche Subskription für den Kauf von Flugzeugen und Panzern für eine bessere Verteidigung des Landes vor. Ein Anonymer war von der Invasion der Tschecoslowakei erstaunt und versicherte dem Generalsekretär, dass alle Arbeiter der Sozialistischen Republik Rumänien um die Partei zusammen halten und eine Granit-Mauer gegen jedwelchen Feind der Souveranität unseres Vaterlandes bauen werden. Die meisten Briefe der normalen Bürger aus unterschiedlichen Sozialschichten sehen Ceauşescu als Helden der Nation.“



Das persönliche Regime von Ceauşescu wandelte sich nach 1974. Ceauşescu wurde immer despotischer und sein Regime ähnelte immer mehr dem stalinistischen Regime.



Audiobeitrag hören:



Geschichte des Kommunismus: Wie sich die Securitate vom KGB emanzipierte

Geschichte des Kommunismus: Wie sich die Securitate vom KGB emanzipierte

  RadioRomaniaInternational · Geschichte des Kommunismus: Wie sich die Securitate vom KGB emanzipierte   Es war der bis dahin kremltreue...

Geschichte des Kommunismus: Wie sich die Securitate vom KGB emanzipierte
Gheorghe Gheorghiu –Dej şi Petru Groza /

Die Agrarreform der Kommunistischen Partei

Selbst in ländlichen Gebieten, in denen der Boden das wichtigste Produktionsmittel war, musste das Privateigentum abgeschafft werden. Dies war in...

Die Agrarreform der Kommunistischen Partei
Bricul Mircea foto mapn ro @Capitan Gabriel Chiriloiu

Die rumänische Militärflotte im Zweiten Weltkrieg

Bis dahin besaßen die rumänischen Fürstentümer keine Fluss- und Seemilitärflotten, da sie einerseits das Recht dazu nicht hatten, weil sie unter...

Die rumänische Militärflotte im Zweiten Weltkrieg
Nicolae Titulescu und die rumänische Diplomatie der 1930er Jahre
Pro Memoria – zur Geschichte Rumäniens Montag, 16 September 2024

Nicolae Titulescu und die rumänische Diplomatie der 1930er Jahre

Das Ende des Ersten Weltkriegs hatte eine angespannte Atmosphäre und von Ressentiments geprägte europäische Beziehungen hinterlassen. Die...

Nicolae Titulescu und die rumänische Diplomatie der 1930er Jahre

Der Plan Z

Die nach 1945 besetzten Länder Mittel- und Osteuropas, denen kommunistische Parteiregime aufgezwungen wurden, hatten praktisch keine nationalen...

Der Plan Z

Rundfunkgeschichte: Hörspiele für Kinder waren ein konstanter Erfolg

  RadioRomaniaInternational · Rundfunkgeschichte: Hörspiele für Kinder waren ein konstanter Erfolg   Hörspiele für Kinder aus dem...

Rundfunkgeschichte: Hörspiele für Kinder waren ein konstanter Erfolg

Kamele im rumänischen Raum: bereits in der Antike als Nutztiere verbreitet

  RadioRomaniaInternational · Kamele im rumänischen Raum: bereits in der Antike als Nutztiere verbreitet   Die Geschichte der Menschheit...

Kamele im rumänischen Raum: bereits in der Antike als Nutztiere verbreitet

Sklaverei in der Antike: Griechische Stadt-Staaten am Pontus Euxinus

Im heutigen Geschichtsmagazin ist Steliu Lambru der Frage nachgegangen, wie die Sklaverei an der westlichen Küste des Schwarzen Meers in der Antike...

Sklaverei in der Antike: Griechische Stadt-Staaten am Pontus Euxinus

Partner

Muzeul Național al Țăranului Român Muzeul Național al Țăranului Român
Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS
Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online
Institului European din România Institului European din România
Institutul Francez din România – Bucureşti Institutul Francez din România – Bucureşti
Muzeul Național de Artă al României Muzeul Național de Artă al României
Le petit Journal Le petit Journal
Radio Prague International Radio Prague International
Muzeul Național de Istorie a României Muzeul Național de Istorie a României
ARCUB ARCUB
Radio Canada International Radio Canada International
Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti” Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti”
SWI swissinfo.ch SWI swissinfo.ch
UBB Radio ONLINE UBB Radio ONLINE
Strona główna - English Section - polskieradio.pl Strona główna - English Section - polskieradio.pl
creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti
italradio italradio
Institutul Confucius Institutul Confucius
BUCPRESS - știri din Cernăuți BUCPRESS - știri din Cernăuți

Mitgliedschaften

Euranet Plus Euranet Plus
AIB | the trade association for international broadcasters AIB | the trade association for international broadcasters
Digital Radio Mondiale Digital Radio Mondiale
News and current affairs from Germany and around the world News and current affairs from Germany and around the world
Comunità radiotelevisiva italofona Comunità radiotelevisiva italofona

Provider

RADIOCOM RADIOCOM
Zeno Media - The Everything Audio Company Zeno Media - The Everything Audio Company