Die Rolle der sowjetischen Berater zu Beginn des kommunistischen Regimes in Rumänien (1949-1958)
Die sowjetischen Berater haben nach Einführung des Komunismus in Mittel- und Osteuropa dafür gesorgt, dass das sowjetische Vorbild umgesetzt und die ideologische Anbindung an die Sowjetunion gewährleistet wird.
Steliu Lambru, 02.07.2013, 08:00
Die sowjetischen Berater haben nach Einführung des Komunismus in Mittel- und Osteuropa dafür gesorgt, dass das sowjetische Vorbild umgesetzt und die ideologische Anbindung an die Sowjetunion gewährleistet wird. Über den Einsatz der sowjetischen Berater im kommunistischen Rumänien erfahren Sie in der heutigen Geschichtsrubrik Pro Memoria.
Die politische Entwicklung der sowjetischen Gesellschaft beruht auf der sowjetischen Armee, der Kommunistischen Partei, dem Repressionsapparat und den sowjetischen Beratern. Die letzteren haben in allen Ländern Mittel- und Osteuropas die sowjetische Denkweise und das kommunistische Muster konkret umgesetzt. Sie haben eine ideologische Anbindung an die kommunistische Partei der Sowjetunion verfolgt.
In Rumänien waren die sowjetischen Berater ebenfalls auf jeder Ebene der staatlichen Institutionen zu finden, um die komplette Umwandlung der rumänischen bishin kapitalistischen Gesellschaft in eine sozialistische zu überwachen. Auf offizieller Ebene wurde damals beteuert, dass die rumänische Regierung die Überwachung selbst beantragt hätte, in Wirklichkeit wurde aber die Entsendung der sowjetischen Berater nach Bukarest von Moskau entschieden.
Im Herbst 1949 teilte der rumänische Parteiführer Gheorghe Gheorghiu-Dej dem stellvertretenden sowjetischen Außenminister A.A. Gromyko in einem Brief mit, dass die rumänischen Behörden die Entsendung einiger Experten von Moskau nach Bukarest beantragen, die der Führung der Rumänischen Arbeiterpartei (PMR) bei der Auswertung der Situation einiger Parteimiglieder mithelfen sollten. Die besagten Parteimiglieder hätten eine undeutliche und verdächtige Tätigkeit ausgeübt“, hieß es.
Am 9. November 1949 wurde der Antrag von Gheorge Gheorghiu-Dej in einer Sitzung des Politbüros der Kommunistischen Partei der Sowjetunion genehmigt. Die Berater A.M. Sacharowski und W.S. Patrikeew wurden infolgedessen vom Sowjetischen Ministerium für Staatssicherheit nach Rumänien entsandt. Doch das war nur der Anfang. Das am 5. Februar 1950 zwischen Rumänien und der Sowjetunion über den Einsatz sowjetischer Berater in rumänischen Institutionen unterzeichnete Abkommen bekräftigte die Unterordnung Rumäniens gegenüber der Sowjetunion. Die sowjetischen Berater wurden zuerst in die Armee und in den Geheimdienst Securitate eingegliedert. Ihr Einsatz dauerte drei Jahre und für ihre Unterkunft und Verpflegung samt ihrer Familien kamen die rumänischen Behörden auf. Sie erhielten zwei Gehälter, eines in der rumänischen Währung Leu und einen zweiten in Rubel, der von der Sowjetunion bezahlt wurde. Zudem war ihr Zugang zu Devisenshops gesichert und ihr Transport wurde auch von den rumänischen Behörden unentgeltlich zur Verfügung gestellt.
Nicht nur die Armee und der Sicherheitsdienst Securitate stellten strategische Punkte für den Einsatz sowjetischer Berater dar, sondern auch der rumänische Wirtschaftsbereich. Nicolae Magherescu war Kabinettschef während der kurzen Minister-Amtszeit des Liberalen Mihail Romniceanu in der von Kommunisten dominierten Regierung von Petru Groza. 1996 erzählte er für das Zentrum für Geschichtsforschung des rumänischen Rundfunks über die Existenz eines sowjetischen Beraters in der Nationalbank Rumäniens:
Ich wurde zur Bankvertrertung im südrumänischen Ploiești entsandt. Dort bin ich aber nur zwei Jahre geblieben, nachher kam ich zur Bukarester Zentrale zurück. Dies passierte in den Jahren 1949-1950. Dort gab es einen sowjetischer Berater namens Romaschow — an den Namen erinnere ich mich ganz genau. Er hatte ein ungepflegtes Aussehen und trug stets ungebügelte Hosen, soweit ich mich erinnere. Er hat das Muster der Moskauer Gost Bank in der rumänischen Nationalbank umgesetzt. Zum Glück war der demalige Bankleiter Aurel Vîjoli, der eine langjährige Karriere als Bankbeamter hinter sich hatte, ein gut vorbereiteter Bankenfachmann, der insbesondere die Tradition der rumänischen Nationalbank schätzte. Er konnte sich gegen die Anbindung an das sowjetische System nicht wehren, aber er hatte es geschafft, die Mentalität des Bankbeamten zu bewahren.“
Nicolae Magherescu erläutert demnächst, wie sich die Wirtschaftspolitik der Nationalbank Rumäniens durch die von den Sowjets aufoktroyierten Maßnahmen änderte:
Es wurde uns angeordnet, ein neues System einzusetzen. Der gesamte Bargeldbestand auf dem rumänischen Markt musste auf den Konten der Nationalbank bleiben. Kein Unternehmen durfte Geld über einer erlaubten Grenze auf dem eigenen Konto haben. Der Kreditierungsplan wurde in direktem Verhältnis zu dem Bargeldbestand der Nationalbank festgelegt. Die Zentralbank finanzierte alle rumänischen Unternehmen, nachdem das Finanzministerium sie mit eigenen Umlaufsmitteln ausstattete. Was über den Bedarf von Umlaufsmitteln lag, musste durch Kredite abgedeckt werden. Mit der Nationalbank und mit den damaligen Banken hat also das zentralistische System des kommunistischen Staates angefangen.“
Die Sowjetisierungspolitik wurde folglich zunächst im Repressionsapparat und in den Wirtschaftsbereichen konkret umgesetzt. Nicht weniger wichtig für die neuen Machthaber war die kulturelle Politik. Der Maler und Hochschulprofessor Ion Sălişteanu (1929-2011) erinnerte sich im Jahr 2000 an den Einsatz des Beraters Kowalenko im rumänischen Kulturbereich:
Er führte keinen Dialog mit den Studenten und jedes Mal wurde ihm eine Eskorte zur Verfügung gestellt. Er fühlte sich tatsächlich zum Befehlen und Angsteinjagen berufen, es machte ihm sogar Spaß. Die Professoren fühlten sich verängstigt, sie redeten untereinander nur noch im Flüsterton in der Uni. Später wurde er für seine qualitativ unbefriedigende Bühnenbildner-Arbeit wohl bestraft. Er ist irgendwo in Sibirien gestorben und es gilt heute als wahrscheinlich, dass jemand aus dem Parteiapparat mit seiner Leistung nicht zufrieden war. Er wurde immer von einer blonden und dickleibigen Dame, einer Dolmetscherin mit russischem Akzent, begleitet. Er legte jedes Mal eine Art Unverschämtheit an den Tag, indem er positive und negative Beispiele anführte, als ob er ein Urteil verkünden würde. Durch diese Zeit wurde ich ständig von einem Gefühl der Atemnot begleitet.“
Am 14. Januar 1957 stellte Kommunistische Partei der Sowjetunion fest, dass Rumänien genügend Experten habe, um auf dem Weg zum Kommunismus allein weiterzugehen. Auch wenn im Jahr 1958 die meisten Berater nach Moskau zurückgerufen wurden, blieben jedoch die sowjetischen Militärberater in Bukarest bis 1960 eine konstante Präsenz.
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