Auftauphase im Kalten Krieg: Richard Nixon und Gerald Ford in Bukarest
Rumänien strebte Ende der 1960er an, seine Beziehungen zu den USA zu entspannen. Die Rumänien-Besuche der US-Staatschefs Richard Nixon (1969) und Gerald Ford (1975) waren wichtige Augenblicke dieser Auftauphase im Kalten Krieg.
Steliu Lambru, 09.09.2013, 19:39
Nach ungefähr zweieinhalb Jahrzehnten kühler Beziehungen (ab 1945–1947 und bis Mitte der 1960er Jahre) zwischen den zwei Militärbündnissen und politisch-wirtschaftlichen Supermächten der Welt versuchten Ende der 1960er Jahre die USA und die Sowjetunion, ihre Beziehungen zu verbessern. Rumänien strebte ebenfalls an, seine Beziehungen zu den USA zu entspannen, die Rumänien-Besuche der US-Staatschefs Richard Nixon am 2. und 3. August 1969 und Gerald Ford Anfang August 1975 hatten vor diesem Hintergrund wichtige Signale gesendet, dass auch die US-Behörden eine Entspannung der Beziehungen zu dem kommunistischen Rumänien für wesentlich hielten.
Der Chefredakteur der rumänischen Redaktion des Radiosenders Voice of America (Stimme Amerikas), Mircea Carp, hat damals beide US-Präsidenten im kommunistischen Rumänien begleitet. Als das kommunistische Regime mit Hilfe der Sowjets an die Macht kam, war Carp aus dem Land geflüchtet. Als der US-Präsident Richard Nixon Rumänien besuchte, war Mircea Carp nicht nur als Augenzeuge dabei, er gilt auch als guter Kenner der allgemeinen Auffassung der Menschen über den Besuch von Nixon in Rumänien. In einem Interview mit dem Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des rumänischen Rundfunks aus dem Jahr 1997 erinnerte sich Mircea Carp an die damaligen Ereignisse:
Nixons Besuchs Anfang August 1969 war der erste eines US-Präsidenten in Rumänien. Er stellte zugleich den ersten Schritt zur Entspannung der rumänisch-amerikanischen Beziehungen dar. Darüber hinaus weckte der Besuch die Hoffnungen des Volkes auf eine Verbesserung der Lage des Landes. Einige wagten vielleicht sogar an eine Befreiung Rumäniens von den kommunistischen Machthabern zu denken. Ich möchte noch etwas klarstellen: Mit voller Gewissheit und leider auch mit vollem Bedauern kann ich behaupten, dass weder Nixon noch das US-Außenministerium oder die US-Botschaft in Bukarest damals irgendeine Absicht erblicken ließen, dass sie sich dadurch für eine Änderung der Situation Rumäniens einsetzen würden. Dies habe ich nun klarstellen wollen, weil in zwei Rezensionen zu meinem Buch zum Thema Nixons Besuch in Rumänien die Ansicht ausgedrückt wurde, dass die US-Behörden das rumänische Volk verstehen ließen, der Besuch von Nixon in Rumänien hätte eine spürbare Verbesserung der Situation oder sogar eine Befreiung vom Kommunismus als Folge haben können. Das einzige, das die USA damit angedeutet haben, war, dass sie eine neue Phase der Beziehungen zwischen der Regierung in Washington und jener in Bukarest einleiten wollten.“
Richard Nixon wurde mit einer schwer vorstellbaren Begeisterung in der rumänischen Hauptstadt empfangen. Es war ein echter Triumph, den Nicolae Ceauşescu als Zeichen der Zuneigung des Volkes für ihn selbst deutete. Mircea Carp erläutert die Sympathie, die Nixon für Ceauşescu empfand:
Insbesondere im Kontext dieser unbegründeten Hoffnungen wurde Nixon in Rumänien mit einer außerordentlichen Begeisterung erwartet. Später bestätigte das Bukarester Außenministerium die Information, laut der knapp eine Million Menschen aus diesem Anlass auf die Straße gingen. Was Nixons Besuch angeht, herrschte eine außergewöhnliche Begeisterung! Die Gespräche zwischen ihm und Ceauşescu fanden aufgrund der Sympathie Nixons für Ceauşescu statt. Nixon hat versucht, Rumänien als politisches Sprungbrett für die Verbesserung der Beziehungen Washingtons zu Moskau zu verwenden. Persönlich denke ich, dass der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, bei allem Respekt, recht naiv gewesen ist, wenn er sich vorgestellt hat, dass Ceauşescu eine dermaßen wichtige Rolle in Moskau spielen könnte. Ich weiß auf jeden Fall, dass dies einer der Gründe seines Besuches war. Warum war Ceauşescu Nixon sympathisch? Nachdem er in seinem Versuch gescheitert war, im Wahlkampf gegen John F. Kennedy Präsident der Vereinigten Staaten zu werden, wurde er mehr oder weniger ein Nobody aus politischer Sicht. Als er seine politische Stellung wieder aufbauen wollte, unternahm er drei Osteuropabesuchte: in Warschau, Moskau und Bukarest. In Warschau wurde er kühl empfangen, Moskau kehrte ihm den Rücken zu. In Bukarest ließ Ceauşescu, als ob er etwas geahnt hatte, den roten Teppich für ihn ausrollen. Das hat Nixon niemals vergessen. Der Empfang, der Nixon in Bukarest zuteil wurde, war womöglich einer seiner glorreichsten Publicity-Augenblicke, nicht im politischen Sinne, aber dennoch von Bedeutung für seine außenpolitischen Auslandsbeziehungen.“
Sechs Jahre später besuchte Nixons Nachfolger, Gerald Ford, Rumänien. Dieser Besuch war auch ein Erfolg, erreichte allerdings nicht mehr die Bedeutung des Nixon-Besuchs von 1969. Mircea Carp dazu:
Gerald Ford kam aus Warschau. Zuvor hatte er sich in Helsinki an dem Europäischen Sicherheits- und Zusammenarbeitsgipfel beteiligt. Er machte einen Zwischenstopp in Warschau, wo er sehr gut empfangen wurde, und dann kam er in Bukarest an, wo der Empfang auch sehr schön war. Der war aber viel bescheidener als Nixons Empfang vor sechs Jahren. Wir verfügten damals über Informationen, dass selbst Ceauşescu und seine Leute sich daran erinnert haben, dass in der Hauptstadt viel mehr Leute auf die Straßen gegangen waren, als sie es sich gewünscht haben oder es das kommunistische Regime gestattet hätte. Somit wollten sie jetzt den ganzen Empfang im Zügel halten. Anscheinend waren bei Gerald Fords Besuch nicht mehr als 350-400 Tausend Menschen zugegen, was aus kommunistischer Sicht etwas Wichtiges, aber nichts Besonderes war. Die Rumänen waren diesmal auch nicht mehr so aufgeregt, denn die sechs Jahre, die seit Nixons Besuch bis zum Besuch Fords vergangen waren, hatten bewiesen, dass die Vereinigten Staaten sich nicht mehr in eine Verbesserung der Lage involvieren wollten, als es ihre politischen Interessen erforderten.“
Die beiden Rumänienbesuche Nixons und Fords von 1969 und 1974 waren Annäherungsversuche zwischen zwei Ländern, die entgegengestellten politisch-militärischen Systemen angehörten. Diese führten aber zu keinen konkreten Ergebnissen, da der Kern der beiden Regime gegensätzlich war.
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