Kommunismus gegen Kommunismus: Spannungen zwischen Rumänien und Jugoslawien (1950)
Im März 1948 verurteilte eine Resolution des Kominforms Jugoslawien und Tito als Verräter des Kommunismus und Agenten des kapitalistischen Regimes.
Steliu Lambru, 26.08.2013, 14:52
Im März 1948 verurteilte eine Resolution des Kominforms Jugoslawien und Tito als Verräter des Kommunismus und Agenten des kapitalistischen Regimes. Infolge des Konflikts zwischen der Sowjetunion und Jugoslawien musste der ganze kommunistische Block die Einstellung Titos als kapitalistisch beurteilen und verurteilen. Rumänien musste in diesem Konflikt auch eine Rolle spielen und die Grenze zwischen Rumänien und Jugoslawien wurde zur einer wahren Maginot-Linie, mit Befestigungen und Provokationen.
In Wirklichkeit war dieser Konflikt kein authentischer. Die beiden Parteien und Regime und die beiden kommunistischen Anführer waren nicht wesentlich unterschiedlich: Beide Seiten verfolgten die dogmatische Ideologie und waren dem repressiven System treu.
1998 hat das Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des Rumänischen Rundfunks Ion Şuta, den Chef der Einsatz-Abteilung der rumänischen Armee interviewt. Er war zusammen mit anderen für den Bau des Befestigungs-Systems auf der rumänisch-jugoslawischen Grenze zuständig:
In Moskau wurde über die militärischen Probleme mit Jugoslawien bestimmt, es drohte Krieg mit diesem Land. Weil Rumänien eine gemeinsame Grenze mit Jugoslawien hatte, übernahm es die wichtigste Rolle, war in der ersten Reihe. Ich habe zugleich verstanden, dass es um Verteidigung ging, man wollte nicht in die offensive gegen Tito gehen. Man hat damals nicht in Erwägung gezogen, dass die rumänische Armee allein oder zusammen mit sowjetischen Kräften oder aus anderen Ländern Tito beseitigt. Ich musste Verteidigungspläne für die westliche Grenze mit Tito-Jugoslawien erstellen.“
Die erhöhte Spannung in der Region alarmierte beide Seiten. Der 2. Weltkrieg war vor Kurzem zu Ende gegangen und viele glaubten, dass der Krieg die einfachste Lösung für Auseinandersetzungen darstellte. Die Verteidigung der Grenze war der erste Schritt. Ion Şuta:
Mit General Vasiliu und einer Gruppe von Offizieren aus meiner Einsatz-Sektion von den Führungsstäben der Militär-Region und vom Armeekorps 38 in Timișoara haben wir Erkundungen auf der Grenze durchgeführt, um den Verteidigungsplan des Landes zu erstellen. An diesen Erkundungen nahm auch der sowjetische Militärberater General Sakarenko teil. Manchmal kamen auch andere sowjetische Offiziere, ich kann mich aber nicht mehr erinnern, welche Funktionen sie hatten. Beim regionalen Führungsstab hatten wir einen anderen Berater, einen General Prochow, bei der 3. Militär-Region Cluj. Bei diesen Erkundungen konnte ich die sehr strengen Überwachungsmaßnahmen feststellen, die 1950 an der Grenze zu Jugoslawien eingeführt wurden. Auf der Grenze wurde weitgehend Stacheldraht montiert, um illegale Grenzüberschreitungen zu verhindern. Die strenge Grenzüberwachung wurde von einem strengen Sicherheits-Regime vervollständigt. Es wurden Sicherheitseinheiten und berittene Polizei-Einheiten gegründet. Zusammen patroullierten diese in der ganzen Gegend, auf einem 30-40 Km breiten Streifen entlang der Grenze.“
Entlang einer Demarkationslinie, die einmal eine Formalität darstellte und den Übergang zwischen zwei befreundeten und demokratischen Staaten darstellte, sprach man von Krieg. Nicht nur Rumänien musste seine Grenze mit Jugoslawien befestigen, sondern auch die anderen kommunistischen Staaten, die eine gemeinsame Grenze hatten. Ion Şuta:
Aufgrund des Verteidigungsplans des Landes auf der westlichen Grenze mit Jugoslawien habe ich nachher den Befestigungsplan erstellt. Dieser Plan schloss mehrere Arten von Befestigungen ein: schwere Befestigungen, leichte Befestigungen und einfache Befestigungen. Das waren einfache betonierte oder nicht betonierte Verteidigungsanlagen. Und es gab Gräben zwischen diesen Verteidigungselementen, die als Kommunikationswege dienten oder die auch im Kampf benutzt wurden. Diese Befestigungen mussten mit automatischen Gewehren, mit Panzerabwehrkanonen und Minenwerfer versehen werden. Es gab auch Positionen der Artillerie, die nicht Teil des Befestigungs-Systems waren, die aber dem eigentlichen Kampf-Apparat angehörten. Die Befestigungen verliefen kontinuierlich von Curtici bis nach Orşova. Sie trafen auf die Befestigungen, die die Bulgaren Richtung Süden bauen musste.“
Es wurden Kasematten aus Stahlbeton gebaut. Es wurde nachts gearbeitet, damit der potentielle Feind nichts davon mitbekommt. Es gab auch Vorfälle, bei denen die Militärs auf den beiden Donau-Ufern geschossen haben. Aber eine bestimmte rote Linie wurde niemals überschritten. Keiner hatte ein Interesse daran, dass die Lage sich verschärft. Die rumänisch-jugoslawischen Beziehungen haben sich gleich nach dem Tode Stalins 1953 erheblich verbessert. Die Befestigungen wurden nutzlos.