RRI Live!

Hören Sie Radio Rumänien International Live

Modernisierung in den Donaufürstentümern: Von der Lehmhütte zum Bauernhaus

Die rumänischen Fürstentümer haben am Anfang der modernen Periode tiefgreifende Wandelprozesse im Bereich der Politik, Verwaltung, Wirtschaft, des Sozialen und der Kultur durchgemacht.

Modernisierung in den Donaufürstentümern: Von der Lehmhütte zum Bauernhaus
Modernisierung in den Donaufürstentümern: Von der Lehmhütte zum Bauernhaus

, 19.08.2013, 14:45

Die rumänischen Fürstentümer haben am Anfang der modernen Periode tiefgreifende Wandelprozesse im Bereich der Politik, Verwaltung, Wirtschaft, des Sozialen und der Kultur durchgemacht. Viele Quellen deuten darauf hin, dass praktisch alles umgestaltet wurde. Die Lebensbedingungen der Bauern hatten aber den grö‎ßten Einfluss auf die sozialen Denker.



Die Reformierer haben Sozialprogramme für die Emanzipation der Bauern eingeleitet. Das sollte die Wohnungen, die Hygiene und das Bild des rumänischen Dorfes verbessern. Viele alte Traditionen wurden dabei diskreditiert und beseitigt. Die sozialen Reformierer wollten insbesondere die traditionelle Behausung, das bordei, wegschaffen. Das bordei war eine halb in die Erde eingegrabene Lehmhütte.



Dinicu Golescu, aufgeklärter Bojar und der Haupt-Reformierer der Walachei in den 1820er Jahren hat viel über die Misere in den rumänischen Dörfern geschrieben. 1826 beschrieb er den rumänischen Bauern folgenderma‎ßen: Er hat keine Kirche, kein Haus, keinen Zaun um das Haus, keinen Ochsen-Wagen, keinen Ochsen, keine Kuh, kein Schaf, kein Huhn, kein bewirtschaftetes Feld für die Ernährung der Familie, nichts. Nur ein paar halb in der Erde versunkene Zimmer, die sie »bordei« nennen. Da gehen sie rein und sehen nur ein Loch in der Erde. Da passen sie zusammen rein, mit Frau und Kindern rund um den Offen.“



Die Lehmhütte war das Symbol des Rückstands der rumänischen Gesellschaft. Der Historiker Constantin Bărbulescu von der Babeş-Bolyai-Universität in Cluj/Klausenburg beschrieb, wie die Aufgaben der ersten sozialen Reformierer auch von den Ärzten übernommen wurde:



Unter allen Haustypen mangelt es an Hygiene am meisten in der Lehmhütte. Es gilt als die unhygienischste rurale Wohnungsart. Deswegen wurde in der medizinischen Welt auch viel darüber diskutiert. Es wird exklusiv negativ über die ruralen Gegebenheiten diskutiert. Der Arzt Constantin Caracaş nennt 1830 alle Klischees, die in Gesprächen der Ärzte über Häuser in ruralen Regionen in Rumänien erscheinen: kleine Flächen, unhygienische Baumaterialien, Haufen von Tierexkrementen, der Schlamm in den Höfen, keine Ställe für die Tiere. Der Arzt Istrati studierte Ende des 19. Jahrhunderts die Hygiene der Dorfbewohner aus der Sicht des Wissenschaftlers. In einem ziemlich bekannten Werk meint er sich wissenschaftlich damit zu befassen. Istrati beschreibt aber nur mit wissenschaftlichen Begriffen die ruralen Häuser. Diese Beschreibung ist der seiner Vorgänger sehr ähnlich.“



Istrati schrieb seinerseits, dass die meisten rumänischen Bauern unter schlechteren Bedingungen als die Zulus“ leben würden. Durch diesen Vergleich sollte das Ausma‎ß des Desasters beschrieben werden. In nur 50 Jahren hatte sich diese Wahrnehmung der Bauern jedoch geändert. Ein Überlegenheitskomplex nahm die Stelle des Mitleids ein. Der Historiker Constantin Bărbulescu dazu:



Wenn wir die Beschreibungen der ruralen Wohnungen vom Ende des 18. Jahrhunderts oder vom Anfang des 19. Jahrhunderts mit den medizinischen Texten der zweiten Hälfte des Jahrhunderts vergleichen, scheint der Unterschied nicht gro‎ß zu sein: dieselben ärmlichen Häuser, dieselbe Armut. Nichtsdestotrotz ist die Auslegung der zwei Textarten, die sehr ähnlich sind, komplett unterschiedlich. Golescu und die Mehrheit der ausländischen Reisenden begründen diese Wohnart mit der harten Ausbeutung der Bauern durch die Steuerbehörden. Golescus Text bringt nur Bedauern und Mitleid gegenüber ‚dem Schicksal dieser Geschöpfe Gottes‘ zum Ausdruck. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnen die Ärzte im Westen zu studieren und werden von der Religion nicht mehr so stark beeinflusst. Diese sprechen nicht mehr von Gottes Geschöpfen, sondern von primitiven Menschen. Dem Arzt Istrati zufolge wohnten die Bauern seiner Zeit in unhygienischen, primitiven Häusern und unter Bedingungen, von denen ‚in bestimmten Fällen mit Gewissheit gesagt werden kann, dass sie kaum einen Fortschritt seit vorgeschichtlichen Zeiten zeigen‘. Damit wollte Istrati andeuten, dass die Bauern seiner Zeit immer noch in prähistorischen Zeiten leben, woher auch ihre Lehmhütten stammen würden.“



Für die sozialen Reformierer und für die Ärzte um das Jahr 1900 waren die Lehmhütten eine Schande für Rumänien. Die neuen Urbanisierungsgesetze und –regelungen sollten diese Schande verschwinden lassen. Das oberirdische Haus, das von den Bauern als minderwertig und billiger im Vergleich zur traditionellen Lehmhütte angesehen wurde, setzt sich aber immer mehr durch. Als der 1. Weltkrieg ausbrach, stellten die alten, in der Erde halbversunkenen Lehmhütten nur noch 10% aller ländlichen Behausungen dar.



Parteizeitung „Scânteia“: die Anfänge des Presseorgans der rumänischen Kommunisten

Parteizeitung „Scânteia“: die Anfänge des Presseorgans der rumänischen Kommunisten

Eine der stärksten Waffen der Propaganda der kommunistischen Regime war die Presse. Die Rede- und Pressefreiheit ist ein Recht, das im 18....

Parteizeitung „Scânteia“: die Anfänge des Presseorgans der rumänischen Kommunisten
Geschichte des Kommunismus: Wie sich die Securitate vom KGB emanzipierte

Geschichte des Kommunismus: Wie sich die Securitate vom KGB emanzipierte

  RadioRomaniaInternational · Geschichte des Kommunismus: Wie sich die Securitate vom KGB emanzipierte   Es war der bis dahin kremltreue...

Geschichte des Kommunismus: Wie sich die Securitate vom KGB emanzipierte
Gheorghe Gheorghiu –Dej şi Petru Groza /

Die Agrarreform der Kommunistischen Partei

Selbst in ländlichen Gebieten, in denen der Boden das wichtigste Produktionsmittel war, musste das Privateigentum abgeschafft werden. Dies war in...

Die Agrarreform der Kommunistischen Partei
Bricul Mircea foto mapn ro @Capitan Gabriel Chiriloiu

Die rumänische Militärflotte im Zweiten Weltkrieg

Bis dahin besaßen die rumänischen Fürstentümer keine Fluss- und Seemilitärflotten, da sie einerseits das Recht dazu nicht hatten, weil sie unter...

Die rumänische Militärflotte im Zweiten Weltkrieg
Pro Memoria – zur Geschichte Rumäniens Montag, 16 September 2024

Nicolae Titulescu und die rumänische Diplomatie der 1930er Jahre

Das Ende des Ersten Weltkriegs hatte eine angespannte Atmosphäre und von Ressentiments geprägte europäische Beziehungen hinterlassen. Die...

Nicolae Titulescu und die rumänische Diplomatie der 1930er Jahre

Der Plan Z

Die nach 1945 besetzten Länder Mittel- und Osteuropas, denen kommunistische Parteiregime aufgezwungen wurden, hatten praktisch keine nationalen...

Der Plan Z

Rundfunkgeschichte: Hörspiele für Kinder waren ein konstanter Erfolg

  RadioRomaniaInternational · Rundfunkgeschichte: Hörspiele für Kinder waren ein konstanter Erfolg   Hörspiele für Kinder aus dem...

Rundfunkgeschichte: Hörspiele für Kinder waren ein konstanter Erfolg

Kamele im rumänischen Raum: bereits in der Antike als Nutztiere verbreitet

  RadioRomaniaInternational · Kamele im rumänischen Raum: bereits in der Antike als Nutztiere verbreitet   Die Geschichte der Menschheit...

Kamele im rumänischen Raum: bereits in der Antike als Nutztiere verbreitet

Partner

Muzeul Național al Țăranului Român Muzeul Național al Țăranului Român
Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS
Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online
Institului European din România Institului European din România
Institutul Francez din România – Bucureşti Institutul Francez din România – Bucureşti
Muzeul Național de Artă al României Muzeul Național de Artă al României
Le petit Journal Le petit Journal
Radio Prague International Radio Prague International
Muzeul Național de Istorie a României Muzeul Național de Istorie a României
ARCUB ARCUB
Radio Canada International Radio Canada International
Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti” Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti”
SWI swissinfo.ch SWI swissinfo.ch
UBB Radio ONLINE UBB Radio ONLINE
Strona główna - English Section - polskieradio.pl Strona główna - English Section - polskieradio.pl
creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti
italradio italradio
Institutul Confucius Institutul Confucius
BUCPRESS - știri din Cernăuți BUCPRESS - știri din Cernăuți

Mitgliedschaften

Euranet Plus Euranet Plus
AIB | the trade association for international broadcasters AIB | the trade association for international broadcasters
Digital Radio Mondiale Digital Radio Mondiale
News and current affairs from Germany and around the world News and current affairs from Germany and around the world
Comunità radiotelevisiva italofona Comunità radiotelevisiva italofona

Provider

RADIOCOM RADIOCOM
Zeno Media - The Everything Audio Company Zeno Media - The Everything Audio Company