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Die amerikanischen Luftangriffe vom April 1944 auf Bukarest

Am 4. April 1944 starteten ein paar Hundert amerikanische Bombenflugzeuge aus Foggia, Italien. Deren Ziel war es, wichtige Punkte in Rumänien zu bombardieren.

Die amerikanischen Luftangriffe vom April 1944 auf Bukarest
Die amerikanischen Luftangriffe vom April 1944 auf Bukarest

, 22.07.2013, 15:00

Am 4. April 1944 starteten ein paar Hundert amerikanische Bombenflugzeuge aus Foggia, Italien. Deren Ziel war es, wichtige Punkte in Rumänien zu bombardieren. Die Vereinigten Staaten wollte ihren sowjetischen Alliierten im Kampf gegen die Achsenmächte unter der Leitung Nazi-Deutschlands helfen, zu denen auch Rumänien gehörte. Die amerikanischen Bombenangriffe hatten auch Bukarest als Ziel.



Hier wollten die Amerikaner den Rangierbahnhof zerstören. Das führte jedoch auch zum Tod von ein paar tausend unschuldigen Zivilisten, die meisten von ihnen Flüchtlinge aus dem Norden der Moldau, wo gekämpft wurde. Am 8. April 1944 schrieb der Schriftsteller Mihail Sebastian in seinem Tagebuch:



Gestern Nachmittag war ich im Grivița-Viertel. Vom Bahnhof bis zum Basarab-Boulevard blieb kein Haus unberührt. Die Ansicht ist herzzerrei‎ßend. Man bergt immer noch Tote, man hört noch Gestöhne unter den Trümmern. An einer Stra‎ßenecke weinten drei Frauen mit scharfen Schreien. Eine verkohlte Leiche wurde gerade aus den Trümmern geholt. Am Morgen hatte es leicht geregnet und im ganzen Viertel war ein Geruch von Schlamm, Asche und gebranntem Holz zu spüren. Ich konnte nicht weiter als Basarab gehen und kehrte mit einem Gefühl von Ekel, Entsetzen und Unfähigkeit nach Hause zurück.“



Laut offizieller Bilanz kamen 2942 Menschen ums Leben, 2126 wurden verletzt. Der Dirigent Emanuel Elenescu wurde 1994 vom Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des rumänischen Rundfunks interviewt. Er erinnert sich, wie alles am 4. April 1944 begann:



Eine Woche zuvor wurde für 10 Uhr eine passive Verteidigungsübung eingeplant. Da die Leute bei uns nicht diszipliniert sind, haben sie keinen Wert darauf gelegt. Die Sirenen haben geheult, das war das Zeichen, dass die Gefahr vorbei ist. Gegen 1:30 oder 1:40 Uhr — plötzlich erneutes Sirenengeheul: Fliegeralarm. Die Menschen haben das ignoriert, sie wussten ja, das sei eine passive Verteidigungsübung. Ich befand mich auf der Popa-Tatu-Stra‎ße, in der Nähe des Rundfunks, und habe meine Mutter und meinen Bruder getroffen. Sie a‎ßen gerade etwas in einem Selbstbedienungs-Restaurant in der Nähe des Buzești-Platzes. Als der Alarm zu Ende ging, hörte ich Flugzeug-Geräusche. Ich hatte ein feines Gehör und erkannte, dass es kein übliches Geräusch war, es deutete auf sehr schwere Flugzeuge hin. Der Himmel bebte. Ich sagte dann: ‚Mutter, gehen wir hier rein, in diesen Luftschutzbunker, der Alarm ist echt!‘ Dann begann der Bombenangriff. Es waren drei Flugzeug-Angriffswellen. Der Bunker bebte, es war einem Erdbeben ähnlich. Es waren Liberator-Flugzeuge, man nannte sie »fliegende Festungen«, sie waren mit Gewehren auf den Flügeln, auf dem Heck und am Bug ausgestattet.



Als wir rausgingen, war der ganze Matache-Măcelarul-Platz voller Tote. Eine Stra‎ßenbahn lehnte an ein Haus, die Gleise waren verkrummt. Und alle umherliegenden toten Menschen waren nicht von der Bombenexplosion erfasst worden. Sie starben nur wegen der Druckwelle. Alle hatten etwas Blut im Gesicht, waren auch geschwollen. Bei einer Explosion entsteht Vakuum, und die Menschenkörper implodieren.“



Der rumänische Rundfunk zog um. Emanuel Elenescu erinnert sich, wie dieser weiter ausstrahlte. Die amerikanischen Bombenabgriffe gingen ebenfalls weiter.



Am Abend hatte ich Sendung mit dem Radio-Orchester, ich gehörte zum Orchester. Ich ging zum Rundfunk, alles war kaputt, man konnte nichts mehr machen. Alarme gab es jeden Tag, auch wenn keine Bombenangriffe stattfanden. Wir haben von Marschall Antonescu einen Zerstreuungsbefehl bekommen. Wir wurden nach Bod, nach Südsiebenbürgen, geschickt. Das war ein Sachsendorf, da lebten auch wenige Rumänen. Das Dorf war 2 Km vom Sender entfernt. In der Kneipe eines Sachsen, Schuster hie‎ß er, haben wir ein Studio eingerichtet. Und wir strahlten zwei Sendungen am Tag aus. Alles ging also weiter. Als wir ‚Achtung! Achtung!‘ hörten, wurden die ersten Flugzeug-Angriffswellen angekündigt. Wir unterbrachen dann unsere Sendung und gingen aufs Feld, in der Nähe von Bod.



An einem Tag dirigierte ich die Pathetische Sinfonie von Tschaikowski. Auf einmal höre ich einen Pauken-Klang. Ich schaue zum Paukenspieler, er schaut zu mir. Was war das? Die amerikanischen Flugzeuge flogen tief über Bod und bereiteten sich vor, Brașov/Kronstadt zu bombardieren. Das war ein Fehler oder ein schlechter Scherz eines Toningenieurs, der uns nicht informiert hatte, dass Fliegeralarm geschlagen worden war. Und wir sind alle gerannt.“



Auch der Lehrer Olimpiu Borzea wurde 2001 vom Zentrum für mündliche Geschichte interviewt. Er erlebte ebenfalls die Bombenangriffe von damals:



Im April-Mai habe ich Krankenhäuser im ganzen Land besucht. Ich ging nach Socola, von dort aus nach Vaslui, von Vaslui nach Bukarest, auf dem Elisabeth-Boulevard. Dann zog ich in die Franziskaner-Stra‎ße um, da gab es eine Franziskaner-Schule mit Internat. Als der Bombenangriff begann, mussten wir in den Keller gehen. Man hörte die Bomben. ‚Oh, mein Gott‘, jammerte da einer, es war ein Soldat. Und ich sagte ihm: ‚Hey, du, schämst du dich nicht? Schau dir mal diese Mädels an, die Krankenschwestern, sie sind ruhig, und du jammerst, was für ein Kämpfer bist du?‘“



Die amerikanischen Bombenangriffe hatten als Ziel, den Gegner zu entmutigen und Schaden zu verursachen. Leider haben aber auch Zivilisten einen hohen Preis bezahlt.



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