RRI Live!

Hören Sie Radio Rumänien International Live

Waffen im rumänischen Mittelalter

Die Militärgeschichte des mittelalterlichen rumänischen Raumes widerspiegelt sich auch in den Ikonen oder Fresken der Kirchen.

Waffen im rumänischen Mittelalter
Waffen im rumänischen Mittelalter

, 09.04.2013, 15:41

Theoretisch hätten Waffen oder deren Abbildung in Sakralbauten nichts zu suchen. Aber die Menschen der vergangenen Epochen hatten eine etwas andere Einstellung. Die Militärgeschichte des mittelalterlichen rumänischen Raumes widerspiegelt sich auch in den Ikonen oder Fresken der Kirchen. Auf Fresken aus dem 16. Jahrhundert tragen die Militärheiligen, Beschützer des Christentums, Waffen, mit denen damals die Heere der rumänischen Fürstentümer kämpften.



Historiker haben auf den Wänden rumänischer Kirchen so manche au‎ßergewöhnliche Entdeckungen gemacht. Carol König, Spezialist auf dem Gebiet der mittelalterlichen Waffen, berichtet:



Im Kloster Voroneț habe ich auf einer Freske eine Arkebuse entdeckt. Bis 1978 wusste man überhaupt nichts über diese sehr interessante Arkebuse aus dem 16. Jahrhundert. Das war die Hakenbüchse, die damals europaweit benutzt wurde. Der Auslösemechanismus war mit Luntenschloss. Auch dieser Mechanismus wurde damals in ganz Europa benutzt. Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir kein Bild einer rumänischen Arkebuse, es gab nichts in den Museen. Ein Teil der Waffen auf den Fresken stimmte mit dem aus Dokumenten der Epoche überein. Der Maler hat die Waffentypen dargestellt, die damals benutzt wurden.“



Unter allen Waffen besitzt aber die Glefe die stärkste religiöse Symbolistik. Die Militärheiligen tragen die Glefe als Zeichen ihres Kampfes gegen die Ungläubigkeit. Als Muster dient die Glefe des Erzengels Michael, des Anführers der Engel-Armee. Er kämpft mit der Glefe gegen den Teufel in Gestalt eines Drachens. Die Glefen wurden aus Stahl hergestellt und die Klingen waren sehr flexibel. Das waren wiederum zwei starke Symbole im Christentum: die Stärke des Glaubens und der harte Kampf gegen die Ungläubigkeit. Die Flexibilität der Klinge stellte die Seele des Menschen dar, die den Verlockungen widerstehen musste. Carol König beschreibt die Glefe, so wie sie auf dem Bild eines Militärheiligen im Kloster Curtea de Argeș erscheint:



Die wichtigste Waffe war die Glefe, eine Stangenwaffe mit einer Schlag- oder Hiebklinge in der Form eines Messers. Die Klinge ist immer gerade und beide Seiten der Klinge sind scharf. Das ist auch der Unterschied zum Schwert. Nur eine Seite der Klinge des Schwertes ist scharf und sie kann gerade oder verkrümmt sein. Ich wurde auf den Handgriff der Glefe aufmerksam. Er war typisch für die Epoche. Als man die Freske malte, gab es im Westen denselben Glefen-Typ. Eine andere Waffe, die auf der Freske abgebildet ist, ist der Speer. Der Speer ist eine Wurf- und Stichwaffe. Da gibt es eigentlich zwei solche ähnliche Waffen, den Speer und die Lanze. Der Speer wurde von der Infanterie benutzt. Er war länger und die Spitze war entweder dreieck- oder blattförmig. Die Lanze wurde von der Kavallerie benutzt, war kürzer, die Spitze war härter, verstählt. Die metalischen Elemente waren kleiner, um die Rüstung des Gegners zu durchbrechen.“



In den Heeren der rumänischen Fürstentümer war aber der Bogen die am meisten verbreitete Waffe. Carol König erklärt:



Die Rumänen waren gute Bogenschützen. Alexander der Gute schickte im Jahr 1422 der polnischen Armee in Marienburg 400 Soldaten zur Hilfe, die meisten davon waren Bogenschützen. Die rumänischen Bogenschützen waren damals in Osteuropa bekannt. Fast alle Militärheiligen tragen Bögen. Der Bogen, der hier abgebildet ist, ist aber orientalischer Herkunft. Auf dem Bild sieht man auch, wie die Bogensehne fixiert ist. Auf der Freske ist zudem der Pfeilköcher zu sehen. Man sieht, was es für Pfeile damals gab. Die Defensiv-Waffen sind die Brustplatte, die Schulterplatten, die seitlichen Elemente und der Hüftenschutz. Der Brustplatten-Typ entspricht nicht mehr der Epoche, er war geschmückter, schöner. Ich glaube, die Phantasie des Malers spielte hier eine Rolle. Nichtsdestotrotz gab es zu der Zeit die Brusplatte, das ist klar, so wie es auch Schulterplatten und die anderen Schutzelemente gab.“



Es ist anzunehmen, dass es im Mittelater auch typisch rumänische Waffen gegeben hat. Es handelt sich dabei um eine moldauische Glefe. Diese wird in einem Brief des moldauischen Fürstens Stefan der Gro‎ße an die Meister in Mailand erwähnt. Der Brief war ein Auftrag zur Herstellung von zehn solcher Glefen. Materielle Bestätigungen dieses Dokuments gibt es in Istanbul, wo drei moldauische Glefen zu sehen sind. Eine davon gehörte dem Fürsten selbst.



Audiobeitrag hören:



Geschichte der modernen rumänischen Zivilisation: 100 Jahre seit Herausgabe von Lovinescus Werk

Geschichte der modernen rumänischen Zivilisation: 100 Jahre seit Herausgabe von Lovinescus Werk

Eugen Lovinescu ist 1881 in Fălticeni, im Norden Rumäniens, geboren und 1943 in Bukarest gestorben. Er ist unter anderem für sein umfangreiches...

Geschichte der modernen rumänischen Zivilisation: 100 Jahre seit Herausgabe von Lovinescus Werk
Parteizeitung „Scânteia“: die Anfänge des Presseorgans der rumänischen Kommunisten

Parteizeitung „Scânteia“: die Anfänge des Presseorgans der rumänischen Kommunisten

Eine der stärksten Waffen der Propaganda der kommunistischen Regime war die Presse. Die Rede- und Pressefreiheit ist ein Recht, das im 18....

Parteizeitung „Scânteia“: die Anfänge des Presseorgans der rumänischen Kommunisten
Geschichte des Kommunismus: Wie sich die Securitate vom KGB emanzipierte

Geschichte des Kommunismus: Wie sich die Securitate vom KGB emanzipierte

  RadioRomaniaInternational · Geschichte des Kommunismus: Wie sich die Securitate vom KGB emanzipierte   Es war der bis dahin kremltreue...

Geschichte des Kommunismus: Wie sich die Securitate vom KGB emanzipierte
Gheorghe Gheorghiu –Dej şi Petru Groza /

Die Agrarreform der Kommunistischen Partei

Selbst in ländlichen Gebieten, in denen der Boden das wichtigste Produktionsmittel war, musste das Privateigentum abgeschafft werden. Dies war in...

Die Agrarreform der Kommunistischen Partei

Die rumänische Militärflotte im Zweiten Weltkrieg

Bis dahin besaßen die rumänischen Fürstentümer keine Fluss- und Seemilitärflotten, da sie einerseits das Recht dazu nicht hatten, weil sie unter...

Die rumänische Militärflotte im Zweiten Weltkrieg
Pro Memoria – zur Geschichte Rumäniens Montag, 16 September 2024

Nicolae Titulescu und die rumänische Diplomatie der 1930er Jahre

Das Ende des Ersten Weltkriegs hatte eine angespannte Atmosphäre und von Ressentiments geprägte europäische Beziehungen hinterlassen. Die...

Nicolae Titulescu und die rumänische Diplomatie der 1930er Jahre

Der Plan Z

Die nach 1945 besetzten Länder Mittel- und Osteuropas, denen kommunistische Parteiregime aufgezwungen wurden, hatten praktisch keine nationalen...

Der Plan Z

Rundfunkgeschichte: Hörspiele für Kinder waren ein konstanter Erfolg

  RadioRomaniaInternational · Rundfunkgeschichte: Hörspiele für Kinder waren ein konstanter Erfolg   Hörspiele für Kinder aus dem...

Rundfunkgeschichte: Hörspiele für Kinder waren ein konstanter Erfolg

Partner

Muzeul Național al Țăranului Român Muzeul Național al Țăranului Român
Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS
Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online
Institului European din România Institului European din România
Institutul Francez din România – Bucureşti Institutul Francez din România – Bucureşti
Muzeul Național de Artă al României Muzeul Național de Artă al României
Le petit Journal Le petit Journal
Radio Prague International Radio Prague International
Muzeul Național de Istorie a României Muzeul Național de Istorie a României
ARCUB ARCUB
Radio Canada International Radio Canada International
Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti” Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti”
SWI swissinfo.ch SWI swissinfo.ch
UBB Radio ONLINE UBB Radio ONLINE
Strona główna - English Section - polskieradio.pl Strona główna - English Section - polskieradio.pl
creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti
italradio italradio
Institutul Confucius Institutul Confucius
BUCPRESS - știri din Cernăuți BUCPRESS - știri din Cernăuți

Mitgliedschaften

Euranet Plus Euranet Plus
AIB | the trade association for international broadcasters AIB | the trade association for international broadcasters
Digital Radio Mondiale Digital Radio Mondiale
News and current affairs from Germany and around the world News and current affairs from Germany and around the world
Comunità radiotelevisiva italofona Comunità radiotelevisiva italofona

Provider

RADIOCOM RADIOCOM
Zeno Media - The Everything Audio Company Zeno Media - The Everything Audio Company