Der Soziologe Dimitrie Gusti
Der wohl herausragendste Vertreter der rumänischen Soziologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Dimitrie Gusti.
Steliu Lambru, 14.03.2013, 10:03
Der wohl herausragendste Vertreter der rumänischen Soziologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Dimitrie Gusti. Es gibt kaum wissenschaftliche Leistungen der damaligen Zeit in Rumänien, die nicht mit seinem Namen in Verbindung gebracht werden können, seine Forschungsergebnisse sind Meilensteine in der rumänischen Soziologie. Gusti war Universitätsprofessor, Mitglied der Rumänischen Akademie, Bildungsminister in den Jahren 1932-33, er gründete das rumänische Institut für Sozialwissenschaften und leitete Fachpublikationen.
Berühmtheit erlangten in der Epoche die von Dimitrie Gusti initiierten gemischten“ Feldforschungsteams, die aus Studenten und Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen bestanden — die Ergbenisse der Untersuchungen im ländlichen Milieu mündeten stets in Monographien über verschiedene Dörfer in Rumänien. Gusti förderte auch ein als Sozialdienst“ bezeichnetes Unterfangen, das akademische Forschung mit Sozialpädagogik verband; der Soziologe hegte ein Ideal: die rumänischen Bauern sollten aus ihrer wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Rückständigkeit herausgeholt und in den Stand der Bürger des nach 1918 errichteten modernen rumänischen Staates erhoben werden. Die rumänische Hauptstadt hat Dimitrie Gusti schließlich eines seiner heutigen Wahrzeichen zu verdanken — das 1936 gegründete Dorfmuseum.
Über das Wirken und die Bedeutung Dimitrie Gustis für die rumänischen Sozialwissenschaften sprechen in der Audiodatei die Soziologen Vintilă Mihăilescu und Dumitru Sandu. Eine Randbemerkung über Benito Mussolinis Parteiprogramm, die er Anfang der 1920er gemacht hatte, brachte Gusti in der französischen Fachzeitschrift Les Études Sociales“ im Jahr 2011 den Vorwurf, ein Sympathisant des Faschismus gewesen zu sein. Was es damit darauf hat, erläutert ebenfalls in der Audiodatei Antonio Momoc, Lektor an der Bukarester Fakultät für Journalismus und Kommunikationswissenschaften.
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