Nationale Symbole der Szekler
Die Szekler sind die älteste Minderheit auf dem heutigen Gebiet Rumäniens. Sie wurden schon 1116 als Avantgarde der ungarischen Kavallerie erwähnt.
Steliu Lambru, 27.02.2013, 10:05
Die Szekler sind die älteste Minderheit auf dem heutigen Gebiet Rumäniens. Sie wurden schon 1116 als Avantgarde der ungarischen Kavallerie erwähnt. Die Szekler waren erfahrene Krieger und wurden von den ungarischen Königen an der östlichen Grenze des Reiches kolonisiert. Sie sollten Ungarn gegen andere Wandervölker verteidigen.
Sie wurden innerhalb des Karpatenbogens erstmals 1210 erwähnt, als eine Armee gebildet aus Szeklern, Siebenbürger Sachsen, Rumänen und Petschenegen eine Revolte gegen den bulgarischen Zaren Boril erstickten. In 1217 nehmen die Szekler als Soldaten in der Armee des ungarischen Königs Andreas II. am 5. Kreuzzug gegen die Araber teil.
Seitdem leben die Szekler ununterbrochen auf demselben Gebiet, im sogenannten Szeklerland, gebildet aus den heutigen Landkreisen Harghita, Covasna und Mureş. Es sind 650.000 Personen, etwa 45 % der gesamten ungarischen Minderheit in Rumänien. Diese zählt 1.430.000 Menschen und stellt 6,6 % der Gesamtbevölkerung Rumäniens dar.
Akademiemitglied Sándor Pál-Antal ist Historiker. Wir haben ihn über die soziale Stellung der Szekler im mittelalterlichen Ungarn und im Habsburgerreich gefragt.
Solange sie militärische Aufgaben erfüllten, mußten sie keine Steuern zahlen. Die ersten Abgaben waren die, die dreimal während der Herrschaft eines Königs gezahlt wurden: bei der Krönung, bei der Geburt des Nachfolgers und bei seiner Hochzeit. Das galt bis 1555. Jeder sechster Ochse mußte abgegeben werden. Finanzielle Verpflichtungen gegenüber den Steuerbehörden gab es bis 1657 nicht. Danach mußten den Türken Steuern gezahlt werden. Das geschah infolge einer Militärkampgne von György Rákóczy II. in Polen. Er wurde besiegt. Als Strafe wurde diese hohe Steuer eingeführt. Während der Habsburger-Zeit, ab 1711 wurden sie von militärischen Verpflichtungen entbunden, weil ihre Kampfweise schon veraltet war. Sie wurden Steuerzahler, sie waren aber frei und ihre alten Rechte wurden respektiert. Vor Gericht hatten sie dieselben Rechte wie der Adel.“
Nach 1989 haben manche Szekler mehrmals einen starken Nationalismus zum Ausdruck gebracht. Das letzte Mal geschah das im Februar 2013, als die szeklerische Fahne in der Stadt Sfântu Gheorghe (ung. Sepsiszentgyörgy, dt. Sankt Georgen), Landkreis Covasna, gehisst wurde. Das führte zu einem Skandal. Man empfand diese Geste als einen Anspruch auf teritorielle Autonomie nach ethnischen Kriterien. Sándor Pál-Antal erzählt die Geschichte der szeklerischen Fahne.
Sie kam 2004 auf Initiative des Nationalen Szekler-Rates zustande. Ein Museologe aus Sfântu Gheorge, Ádám Kónya, hat sie entworfen. Als Inspirationsquelle diente eine Fahne aus dem Jahr 1601, die Militär-Fahne der Infanterie unter der Leitung von Moses dem Szekler. Er war der einzige siebenbürgische Fürst szeklerischen Ursprungs. Die Farben gelb und blau stammen aus der Fahne von Moses dem Szekler, der achteckige Stern ist eine etwas neuere Innovation. Ein solcher Stern wurde noch nie benutzt, es wurden fünf-oder sechseckige Sterne benutzt. Der Stern stellt die acht Regionen oder Szekler-Stühle des Szeklerlandes dar. Der Halbmond ist traditionell.“
Obwohl sie alt sind, wurden die nationalen szeklerischen Symbole von diesen nicht ununterbrochen benutzt. Sie wurden an den historischen Kontext angepasst. Sándor Pál-Antal dazu:
Die nicht-ungarischstämmigen Szekler wurden wegen ihrer militärischen Aufgaben magyarisiert und nahmen einen speziellen Platz in der ungarischen Bevölkerung ein. Sie lebten auf einem klar definierten Territorium. Während der Revolution von 1848 haben die Szekler auf die Rechte, die sie vom Rest der Ungarn unterschieden, verzichtet und haben sich in der ungarischen Nation integriert. Im Oktober 1848, nach der Versammlung von Lutiţa, haben die Generalversammlungen der Szekler-Stühle alle Gesetze Ungarns anerkannt. Seitdem haben die Szekler nicht mehr daran gedacht, innerhalb Ungarns eine eigene Fahne zu benutzen.“
Nach 1918, als Großrumänien gegründet wurde, erschienen die szeklerischen Symbole auf dessen Wappen, als Teil des Wappens Siebenbürgens. Wenige Menschen wissen, daß manche szeklerische Symbole mit denen auf den Wappen der rumänischen mittelalterlichen Fürstentümer übereinstimmen. Sándor Pál-Antal:
Ich warte auf eine Antwort von den rumänischen Historikern betreffend dieses Thema. Man stellt sich die Frage: welcher ist der Ursprung dieser Symbole? Sie sind jedenfalls orientalisch, türkisch. Turkvölker haben diese Symbole benutzt. Wir müssen daran denken, daß die Walachei 200 Jahre lang unter kumanischer Herrschaft stand. Natürlich sind diese Symbole auch Teil der walachischen Heraldik. Wahrscheinlich gibt es solche Einflüsse auch in den Symbolen der Moldau. Ich stelle nur diese Frage. Den Halbmond finden wir überall, die Sonne kann aber durch einen Stern ersetzt werden.“
Die Szekler sind eine Minderheit mit einem starken ethnischen Bewußtsein, das sie bewahren möchten. Ihre nationalen Symbole haben für sie denselben Wert, den andere ethnische Gemeinden und Nationen ihren eigenen Symbolen verleihen.
Audiobeitrag hören: