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Iuliu Maniu, der Gentleman der rumänischen Demokratie

Iuliu Maniu war mehr als ein ehrlicher Politiker, er war ein Symbol der Demokratie. Zwischen 1944 und 1947 waren die Hoffnungen der Rumänen mit seinem Namen eng verbunden, er war der wichtigste Dialogpartner Rumäniens mit dem Westen.

Iuliu Maniu, der Gentleman der rumänischen Demokratie
Iuliu Maniu, der Gentleman der rumänischen Demokratie

, 15.01.2013, 11:04


Wenn wir das Wort Politik“ hören, werden wir des öfteren misstrauisch. Die Politik, so wie sie heutzutage praktiziert wird, ist meistens synonym mit Korruption, Arroganz, Hochstapelei, in der Regel mit den übelsten Eigenschaften des Menschen. Man sollte sich aber vor Verallgemeinerungen hüten — es gibt auch Ausnahmen, wie den Fall des rumänischen Politikers Iuliu Maniu, der die meisten unserer Vorurteile demontiert.


Der rumänische Politiker Iuliu Maniu wurde am 8. Januar 1873 in Siebenbürgen, damals noch Teil von Österreich-Ungarn, als Angehöriger der rumänischen griechisch-katholischen Kirche geboren. Nach dem Jurastudium in Klausenburg und Budapest und der juristischen Promotion in Wien arbeitete er als Anwalt des unierten Erzbistums Făgăraș und Alba Iulia in Blaj. 1896 wurde er ins Präsidium der in Ungarn aktiven Nationalen Partei der Rumänen gewählt. 1906 wurde er für diese Partei in das ungarische Parlament gewählt. Dort wurde er schnell zum Sprecher des parlamentarischen Arms der rumänischen Nationalbewegung.


Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zerfall des K.u.k. Monarchie wurde die Forderung nach einem Anschluss Siebenbürgens an Rumänien verwirklicht. 1926 schloss sich die Nationale Partei der Rumänen, deren Vorsitzender Maniu inzwischen geworden war, mit der aus dem rumänischen Altreich stammenden Bauernpartei zur Nationalen Bauernpartei, die sich im Inneren gegen die National-Liberale Partei stellte und nach au‎ßen die Anlehnung an Frankreich suchte.


Am 12. Dezember 1928 errang die Nationale Bauernpartei einen eindeutigen Wahlsieg, worauf Maniu zum Ministerpräsidenten wurde. Ein Schwerpunkt seiner Regierung war der Abbau von Handelsschranken, wodurch er den rumänischen Getreideexport und damit seine bäuerliche Stammwählerschaft ebenso förderte wie ausländische Investitionen und damit die industrielle Entwicklung des Landes. Die Weltwirtschaftskrise machte diese Bemühungen jedoch weitgehend zunichte. Iuliu Maniu sprach sich für eine Rückkehr König Karls II. aus, die am 6. Juni 1930 erfolgte.


Als dieser entgegen einem Versprechen der Regierung gegenüber seine Geliebte Elena Lupescu nicht vor Gericht stellte, sondern ins Ausland entkommen lie‎ß, trat Maniu am 6. Oktober 1930 zurück. 1932 und 1933 war er noch einmal kurzzeitig Ministerpräsident. Anschlie‎ßend hatte er bis zum Zweiten Weltkrieg mehrfach für einen kurzen Zeitraum Ministerposten inne, führte aber auch die Opposition an. Das Verhältnis zu Karl II. blieb von Spannungen belastet.


Erbitterten Protest erhob Maniu gegen den Zweiten Wiener Schiedsspruch, in dem Rumänien, dass sich den Achsenmächten angeschlossen hatte, den nördlichen Teil Siebenbürgens an Ungarn abtrat. Auch gegen den Kriegseintritt Rumäniens am 23. November 1940 opponierte Maniu, ebenso gegen die Fortführung des Kampfes, nachdem 1941 die Territorien zurückerobert waren, die die Sowjetunion im Jahr zuvor annektiert hatte. Später beteiligte er sich an Verhandlungen, die zu einem Waffenstillstand mit den Alliierten führen sollten.


1944 war Maniu am Aufbau einer Schattenregierung beteiligt, die nach dem Sturz Ion Antonescus am 23. August 1944 die Macht übernahm. Sein Ministeramt gab er bereits im November des Jahres wieder ab, da die Sowjetunion immer grö‎ßeren Einfluss auf die Regierung gewann. Am 6. März 1945 wurde auch seine Bauernpartei aus der Regierung ausgeschlossen, wodurch die Sowjetunion endgültig die politische Kontrolle über Rumänien erlangte.


Bis 1947 veröffentlichte der ehemalige Ministerpräsident immer wieder Artikel in westlichen Medien, in denen er Rechtsbrüche und Wahlfälschungen der Sowjets und ihrer Verbündeter in Rumänien kritisierte. Am 19. Juli 1947 wurde seine Immunität als Abgeordneter aufgehoben und er wurde verhaftet. Am 11. November 1947 wurde er im Alter von 75 Jahren zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt, welche aus Altersgründen in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt wurde. In der Gefangenschaft starb er 1953.


Iuliu Maniu war einer der stärksten Meinungsbildner, der die Zielsetzungen der rumänischen Gesellschaft in der ersten Hälfte des 20. Jhs. bestimmte. Der charakterstarke, unbestechliche, charismatische Iuliu Maniu war in der Tat der Mann, den die Rumänen in den schweren Momenten ihrer Geschichte brauchten. Für alle, die ihn gekannt haben, war er ein Musterpolitiker und ein au‎ßergewöhnlicher Mensch.


Aus den zahlreichen Zeugnissen seiner Zeitgenossen bringen wir heute zwei Aufnahmen aus dem Archiv des Zentrums für mündlich überlieferte Geschichte des Rumänischen Rundfunks. In einer Aufnahme vom Jahr 2000 bezeichnete Ioana Berinde, die Tochter des Politkers Ioan Hudiță von der Nationalen Bauernpartei, Herrn Iuliu Maniu”, wie sie ihn respektvoll nannte, als besonders gutmütigen und bescheidenen Menschen.


Im Jahr 2000 erzählte Sergiu Macarie, ein aktives Mitglied der Jugendorganisation der Nationalen Bauernpartei, dass der Einmarsch der Sowjetischen Armee nach Rumänien ein Alarmsignal für alle Rumänen wurde. Die rumänische Gesellschaft hatte sofort gegen die Sowjets mobil gemacht. Trotz seines fortgeschrittenen Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit zögerte Iuliu Maniu nicht, sich aktiv einzusetzen.


Iuliu Maniu war mehr als ein ehrlicher Politiker, er war ein Symbol der Demokratie. Zwischen 1944 und 1947 waren die Hoffnungen der Rumänen mit seinem Namen eng verbunden, er war der wichtigste Dialogpartner Rumäniens mit dem Westen. Seine Aufrichtigkeit brachte Iuliu Maniu aber die Inhaftierung und den Tod. Er hat sich für seine Prinzipien und Ideale aufgeopfert, und durch sein Opfer wurde der Name Iuliu Maniu zum Meilenstein der rumänischen Politik des 20. Jahrhunderts.


In der Audiodatei können Sie die Erinnerungen der zwei Zeitzeugen hören.


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