Fußball: Rumäniens U21 für EM 2019 qualifiziert
Endlich darf sich der geplagte Fußball-Fan in Rumänien wieder freuen. Nach zwanzig Jahren ist es endlich geschafft: Rumäniens Jugend-Nationalmannschaft hat sich für das Endturnier der Europameisterschaft qualifiziert.
Alex Sterescu, 17.10.2018, 16:04
Sportjournalisten hatten es bereits vor der letzten Partie beschrien: Ein Punkt hätte im Spiel gegen Liechtenstein für die EM-Qualifikation gereicht. Doch die rumänische U21 gewann die letzte Gruppenbegegnung gegen das punktlose Schlusslicht deutlich mit 4:0 und wird im kommenden Jahr zum Endturnier nach Italien reisen. Insgesamt verbuchten die kleinen Tricolorii sieben Siege und drei Unentschieden — und beendeten die Qualifikation als Gruppensieger mit 24 Punkten, vor Mannschaften wie Portugal, Bosnien, Wales oder der Schweiz.
Es ist die zweite EM-Teilnahme einer rumänischen U21 in der Geschichte — nach der Teilnahme am Turnier in Rumänien 1998. Damals hatte die Mannschaft sämtliche Qualifikationsspiele gewonnen, die Gegner lauteten Island, Irland, Litauen und Mazedonien. Allerdings schied Rumänien nach dem ersten Spiel aus, dem Viertelfinale gegen die Niederlande. Auch die anschließenden Platzierungsspiele um die Ränge 5-8 gegen Deutschland und Russland gingen verloren.
Der Erfolg vom Dienstag ist ein lang ersehnter Lichtblick für den rumänischen Fußball, nach einer langen Reihe von Misserfolgen, die die Fans in die Verzweiflung getrieben hatten. Die Nationalmannschaft der Senioren verpasste, nach einer unterdurchschnittlichen Leistung bei der EM in Frankreich vor zwei Jahren, die Teilnahme an der WM in Russland. In der neu gegründeten League of Nations belegt das Team derzeit den dritten Platz in einer Gruppe mit vier Mannschaften in der dritthöchsten Klasse C. Hinzu kommen die grottenschlechten Leistungen der Vereinsmannschaften im Europapokal: Ausnahmslos waren die rumänischen Erstligisten bereits im August in den Qualifikationsrunden gescheitert.
Die U21-Kicker spielen indes bei respektierten europäischen Klubs wie Leicester, Genua, Palermo oder Rapid Wien und hätten laut Beobachtern eine andere Mentalität. Sie würden das Mittelmaß verabscheuen und seien hungrig nach Siegen. Die Erfolge der letzten Zeit sind in der Tat bereits messbar, die Mannschaft gehört zu den 12 besten der 53 europäischen Mannschaften und wird im kommenden Jahr bei der EM in Italien dabei sein, wo eine Million Landsleute derzeit wohnen.
Der Sohn der Fußball-Legende Gheorghe Hagi und U21-Nationalspieler Ianis Hagi war nach dem Spiel am Dienstag überglücklich und selbstbewusst.
Wir sind glücklich darüber, dass ein ganzes Land jetzt auf uns stolz ist und dass wir ihnen wieder Hoffnungen gemacht haben. Wir haben etwas geschafft, das vielen Generationen nicht mehr gelungen ist. Und jetzt reisen wir dorthin um auf gleicher Augenhöhe gegen die anderen Mannschaften zu kämpfen. Denn wir spielen ohne Angst, wir wissen, dass wir gut sind, wir wissen, dass wir talentiert sind. Ich glaube, dass wir auch dort gute Leistungen bringen werden.”
Für den aktuellen Trainer der U21 und Ex-Nationalspieler Mirel Rădoi war es mit 37 Jahren der erste große Erfolg als Coach.
Es ist sehr einfach mit den Jungs zu arbeiten, denn sie sind eine starke Einheit, eine wertvolle Gruppe, und für jeden Trainer wäre es viel einfacher mit solchen Spielern zu arbeiten. Ich bin in diesem Moment der glücklichste, denn das ist der größte Erfolg. Es ist ein umso besonderer Erfolg, weil er uns nach 20 Jahren wieder gelungen ist.”
Rădoi darf sich dabei den Lob mit seinem Vorgänger Daniel Isăilă teilen, der die Mannschaft durch den ersten Teil der EM-Qualifikation führte, bevor er zum saudi-arabischen Erstligisten Al-Hazem wechselte. Viele der U21-Nationalspieler wurden bei der Fußball-Akademie von Viitorul Constanta augebildet, die von Gheorghe Hagi gegründet wurde. Der frühere Nationalspieler sammelte 125 Spiele für die Nationalelf und schoß dabei 35 Tore. Bereits jetzt sind optimistische Stimmen laut geworden, wonach die Generation von Hagi jr. die Erfolge der Mannschaft seines Vaters in den 90er Jahren übertreffen könnte. Damals hatte Rumänien an drei Weltmeisterschaften und zwei Europameisterschaften teilgenommen.