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Olympische Spiele: Bislang Ernüchterung für Rumänien

Nach den ersten drei Tagen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ist bei den rumänischen Fans die Ernüchterung eingekehrt. Zum ersten Mal nach Jahrzehnten könnte der Kader leer ausgehen. Denn auch die Hoffnungsträger starteten schlecht.

Olympische Spiele: Bislang Ernüchterung für Rumänien
Olympische Spiele: Bislang Ernüchterung für Rumänien

, 08.08.2016, 16:45

Bescheidenheit lautete das Schlagwort beim Rumänischen Olympia- und Sportkommittee vor der Abreise nach Brasilien. Der Vorsitzende Alin Petrache hatte dem rumänischen Kader zwischen sechs und acht Medaillen als Ziel vorgegeben. Angesichts der historischen Olympia-Erfolge der Rumänen ein minimalistisches Ziel. Dank der insgesamt 301 Medaillen bei den Sommerspielen befindet sich Rumänien noch unter den ersten 15 Sportnationen der Welt. Allerdings weiß der Vorsitzende des Olympia-Kommittees nur zu gut, dass sich der Sport hierzulande auf einem deutlichen Abwärtstrend bewegt. Pessimisten sprechen sogar von einem totalen Einbruch der sportlichen Infrastruktur.



Auch die Wettbüros sind sich der prekären Lage bewusst: Wer einen Euro auf den Gewinn von mindestens zwei Goldmedaillen für Rumänien setzt, würde mit mehr als drei Euro belohnt werden, wenn dies auch eintreten würde. Mit anderen Worten, es gilt als recht unwahrscheinlich, dass die Osteuropäer das Ergebnis von vor vier Jahren in London ausgleichen. 2012 hatte der Kader ebenfalls nur zweimal Gold errungen. Die Sportzeitung Prosport verweist auf mögliche Überraschungen, wie etwa den Sportschützen Alin Moldoveanu, der in London mit dem Luftgewehr im 10-Meter-Wettbewerb Olympia-Sieger wurde. Für die diesjährigen Spiele hat er sich zwar nicht qualifizieren können, er erhielt jedoch eine Wild-Card von den Organisatoren und ist mit dabei.



Die Journalisten von Prosport zählen anschließend die wenigen Hoffnungsträger für Rumänien auf. Da wären als erstes die Degendamen, die es bei den Welt- und Europameisterschaften stets auf das Siegertreppchen schaffen. Im Mannschaftswettbewerb wird ihnen nach China die zweitgrößte Chance auf die Goldmedaille eingeräumt. Sie treffen als erstes auf die Mannschaft der USA. Im Einzel sind die stärksten Spielerinnen aus Rumänien aber bereits ausgeschieden. Die größte Enttäuschung erlebte wohl die vielfache Welt- und Europameisterin Ana Maria Popescu (vor der Eheschließung als Ana Maria Branza bekannt). Die Olympia-Zweite von 2008 unterlag in der dritten Runde der Südkoreanerin Choi In-jeong. Chancen auf ein Edelmetall hatte sich wohl auch Simona Gherman ausgerechnet. Sie verlor gleich zum Auftakt gegen Lauren Rembi aus Frankreich.



Eine herbe Enttäuschung musste auch die Judoka Andreea Chițu in der Kategorie 52 Kilogramm hinnehmen. Als hohe Favoritin ins Olympia-Turnier gestartet unterlag sie bereits im Achtelfinale der 21-Jährigen Italienerin Odette Giuffrida. Und es sollte noch schlimmer kommen: Im Platzierungsturnier um die Bronzemedaille dominierte die Rumänin den Kampf gegen die Brasilianerin Erika Miranda bis knapp 40 Sekunden vor Schluss. Aufgrund einer Unachtsamkeit kassierte Chițu den entscheidenden Ippon und verließ tränenüberströmt die Halle. Einen Trost für den rumänischen Judosport könnte die Silbermedaillengewinnerin von 2012 Corina Căprioriu bringen. Die 30-Jährige tritt in der Kategorie 57 Kilogramm an.



Hoffnungsvoll blickten die rumänischen Fans dem Debüt der Handball-Damen entgegen, die bei der Europameisterschaft im Dezember mit teilweise starken Leistungen Bronze gewonnen hatten. Doch auch hier erwischten die Sportlerinne einen schlechten Start. In der Startbegegnung gegen den vermeintlich leichtesten Gruppengegner aus Angola zogen die Rumäninnen überraschend den Kürzeren. Bei der 19:23-Niederlage sahen die Schülerinnen des Schweden Tomas Ryde wie ausgelaugt aus. Jetzt ist die Stimmung im Kader denkbar schlecht, zumal mit Gastgeber Brasilien und dem amtierenden Olympiasieger Norwegen nicht gerade die leichtesten Gegner folgen.



Gute Chancen auf einen Medaillengewinn haben sich indes die Tennisprofis Horia Tecau und Florin Mergea ausgerechnet. Sie stehen bereits in der zweiten Runde des Doppelturniers der Herren, nach einem ungefährdeten Auftaktsieg gegen das argentinische Duo Delbonis/Duran. Bei den Damen hat im Einzel allein Monica Niculescu die erste Runde überstanden, sie bezwang Cepede Royg aus Paraguay und trifft als nächstes auf die Russin Swetlana Kusnezowa. Im Doppel stehen Andreea Mitu und Raluca Olaru noch im Wettbewerb, sie spielen nach dem Auftaktsieg gegen das ungarische Doppel Babos/Jani gegen die Russinen Makarowa/Wesnina.



Aussagekräftig für die Misäre der rumänischen Olympia-Disziplinen ist die gescheiterte Qualifikation der Turnerinnen. Zum ersten Mal nach 1968 findet ein Mannschaftswettkampf bei den Olympischen Spielen ohne die rumänische Turnriege statt. Der einstige Seriensieger verpasste den Sprung in die Teamentscheidung nach einem Debakel am Stufenbarren und einem siebten Platz unter acht Teams im Qualifikationsturnier. Damit durfte Rumänien mit Cătălina Ponor eine einzige Turnerin für den Einzelwettkampf nach Rio entsenden. Die Olympiasiegerin von 2004 am Schwebebalken kehrte damit mit 29 Jahren zurück. Und sie ist inzwischen den Erwartungen auch gerecht geworden: Dank der fünftbesten Wertung in der Qualifikation steht sie erneut im Finale am Schwebebalken. Bei den Männern erhofft sich der 35-jährige Marian Dragulescu eine Medaille. Der mehrfache Europa- und Weltmeister am Boden und im Springen, und der Olympiazweite von 2004 am Boden war vor vier Jahren für eine Teilnahme nicht berücksichtigt worden. Jetzt will er um jeden Preis wieder im Rampenlicht stehen.



Weitere Überraschungen könnten laut den Journalisten von Prosport eventuell im Rudern, vom rumänischen Achter mit Steuerfrau, im gemischten Doppel des Tennisturniers, von Horia Tecău und Monica Niculescu, oder von den rumänischen Tischtennisdamen kommen.

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