French Open: Halep schlägt Petkovic und steht im Endspiel
Das unglaubliche Abenteuer von Simona Halep bei den French Open ist auch nach dem sechsten Spiel nicht zu Ende. Sie steht jetzt kurz vor einem historischen Erfolg.
Alex Sterescu, 05.06.2014, 16:59
Sie wird bereits jetzt zu den größten rumänischen Spielerinnen aller Zeiten gezählt: Simona Halep, derzeit die Nummer vier der Welt, steht im Finale der French Open ! Bislang standen überhaupt nur drei Rumäninnen in einem Grand-Slam-Halbfinale: 1997 hatte es Irina Sparlea bis ins Halbfinale der US Open geschafft, davor hatten Virginia Ruzici und Florenta Mihai Ende der 70er Jahre jeweils das Finale des Turniers von Roland Garros bestritten. Ruzici konnte als einzige rumänische Tennisspielerin diesen Titel 1978 auch gewinnen.
Im Halbfinale der French Open bezwang Halep am späten Donnerstagnachmittag die Deutsche Andrea Petkovic mit 6:2 und 7:6. Den ersten Satz der Begegnung dominierte sie fast nach Belieben. Sie schlug stark auf, spielte die Bälle mit kontrollierter Härte und in scharfen Winkeln, mit denen die Gegnerin kaum zurechtkam. Früh sicherte sich die Rumänin zwei Breaks und führte nach 20 Minuten bereits mit 5:1. Einige Minuten später entschied sie den Satz für sich mit 6:2.
Im zweiten Satz begann Petkovic mutiger, sie wehrte gleich im ersten Spiel einen Breakball ab und brachte ihren Aufschlag durch. Plötzlich schien die Deutsche mehr an sich zu glauben und Halep leistete sich mehr unerzwungene Fehler. Die logische Folge — das Break zum 3:1 aus Sicht von Petkovic. Doch dann wachte die Rumänin auf und schaffte trotz eines schnellen 15:40-Rückstandes das Re-Break. Dabei half auch ihre in Bosnien geborene Gegnerin mit einem Doppelfehler im entscheidenden Moment tüchtig mit. Danach ging es auf einem mäßigen Niveau weiter, keine der Spielerinnen sollte ihren Aufschlag mehr abgeben. Im alles entscheidenden Tiebreak behielt Halep ihre Nerven und gewann auch dank mehrerer Fehler von Petkovic mit 7:4.
Der Erfolg wiegt umso mehr, da Halep bis zum Endspiel noch keinen Satzverlust hinnehmen musste. Dennoch war es für die erst 22-Jährige auf keinen Fall ein Spaziergang bislang. Bereits in der zweiten Runde musste sie gegen die Britin Heather Watson beim Stande von 6:2 und 5:4 im zweiten Satz ein wenig zittern. Ihre Gegnerin hatte mehrere Möglichkeiten zum Break, die Partie wäre danach ausgeglichen gewesen. Doch Halep zeigte einmal mehr, dass sie Nerven aus Stahl besitzt, und beendete die Partie mit zwei ausgezeichneten Schlägen.
Auch der Sieg über die Spanierin Maria Torro-Flor (6:3 und 6:0) war viel komplizierter als das Ergebnis es zeigt. Vor allem im ersten Satz wusste die Ibererin Druck auszuüben und ging mit 2:1 in Führung. Dank ihrer Schnelligkeit verteidigte Halep makellos und ermüdete so ihre Opponentin, die gegen Ende des Satzes kapitulierte. Auch das erste Spiel im zweiten Satz war hart umkämpft, trotzdem entschied ihn die Rumänin für sich und das brach den Widerstand von Torro-Flor endgültig.
Im Achtelfinale hatte Halep das bislang bei weitem schwierigste Spiel. Sie traf dort mit der US-Amerikanerin Sloane Stephens auf einen der möglichen Tennis-Stars von morgen. Und Simona merkte gleich zu Beginn, dass die Nummer 19. der Weltrangliste ein harter Brocken sein würde. Ganze sechs Minuten brauchte die Spielerin aus Constanta um das erste Spiel für sich zu entscheiden. Danach ging es Kopf an Kopf weiter, in einem Satz, der von vielen Experten als der bis dato beste des gesamten Turniers beschrieben wurde. Beim Stande von 4:4 hatte Stephens eine Breakchance, die Halep aber zunichte machte. Und gleich daraufhin schlug sie zurück, sicherte sich selbst ein Break und damit den ersten Satz mit 6:4. Etwas einfacher aus der Sicht der Weltranglistenvierten verlief der zweite Satz, in dem sie ständig mit einem Break führte. Etwas nervös schlug Simona beim Stande von 5:3 für den Matchgewinn auf, sie leistete sich sogar einen Doppelfehler, um dann den ersten Matchball zu verwerten.
Schließlich traf Halep im Viertelfinale auf eine alte Bekannte: Swetlana Kusnezowa aus Russland, gegen die sie beim Sandturnier in Stuttgart trotz guter Leistung unterlegen war. Deshalb ging sie wachsamer in die Partie und profitierte auch von einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit ihrer Gegnerin. Kusnezowa hatte sich in den Runden zuvor eine Oberschenkelverletzung zugezogen und versuchte deshalb, gegen die kampfstarke Rumänin mehr Risiko einzugehen, um sämtliche Ballwechsel zu verkürzen. Die Taktik ging allerdings nicht auf, da sich in das Spiel der Russin immer mehr unerzwungene Fehler einschleichen sollten. Am Ende strahlte Halep, mit einem souveränen 6:2, 6:2-Sieg hatte sie den Sprung ins Halbfinale geschafft.
Ihre Gegnerin im Finale am Samstag ist, wie bereits beim Turnier in Madrid, die Russin Maria Scharapowa. Sie hatte bereits am frühen Nachmittag die junge Kanadierin Eugenie Bouchard in einem Dreisatzkrimi mit 4:6, 7:5 und 6:2 besiegen können. Bislang hatte Halep Sharapowa in drei Anläufen noch nie besiegen können. Dank ihres Finaleinzugs wird die Rumänin auf jeden Fall ab Montag die Polin Agneszka Radwanska als Weltranglistendritte ablösen.