Europäische Kulturhauptstadt 2023: Temeswar fiebert kulturreichem Jahr entgegen
Der Bürgermeister und die Organisatoren haben schon einige Eckpfeiler der wichtigsten Kulturveranstaltungen bekanntgegeben, die kommendes Jahr in der Banater Metropole stattfinden werden.
Leyla Cheamil, 19.12.2022, 17:42
Temeswar wird 2023 Kulturhauptstadt Europas sein. Diesen Ehrentitel verleiht das Straßburger Parlament seit 1985 jedes Jahr an eine oder mehrere Städte, um den Reichtum und die Vielfalt der Kulturen auf dem alten Kontinent hervorzuheben. Im Jahr 2007, als Rumänien der Europäischen Union beitrat, teilten sich diesen Titel Sibiu (Hermannstadt) und Luxemburg. Hermannstadt war die erste Stadt Rumäniens, die zur Kulturhauptstadt Europas ernannt wurde, und sie konnte von der damaligen Publicity reichlich profitieren, denn seitdem hat sie sich zu einem immer attraktiveren Touristenziel entwickelt.
In der vergangenen Woche wurde das Veranstaltungsprogramm für 2023 vorgestellt, das ein lebendiges und vielfältiges Kulturleben verspricht. Der Kalender sieht das ganze Jahr über durchschnittlich 30 Kulturveranstaltungen pro Woche vor. Das nächste Jahr ist eine historische Chance für die Stadt, aber auch für ganz Rumänien. Es ist die Chance, uns als Stadt, als Gemeinschaft und als Land zu verändern. Und ich wünsche, dass wir in ein paar Jahren auf das Jahr 2023 werden zurückblicken und sagen können, dass dieser Titel nicht nur das kulturelle Leben, sondern die ganze Stadt verändert hat“, sagte in diesem Zusammenhang der Bürgermeister Dominic Fritz.
Mehr als 2.500 Künstler werden im nächsten Jahr am Kulturprogramm teilnehmen, darunter mehrere hundert internationale Künstler, die auf den Bühnen und in den Ausstellungshallen der Stadt an der Bega auftreten werden. Literaturnobelpreisträger wie Orhan Pamuk und Olga Tokarczuk werden anwesend sein, und Peter Sloterdijk, der vielleicht bekannteste und meistdiskutierte deutsche Philosoph der Gegenwart, wird ebenfalls in einen Dialog mit dem in Deutschland lebenden rumänischen Filmregisseur Andrei Ujică treten. Auftreten werden der Kinderchor Singing Molenbeek“ aus Brüssel, die Tanzgruppe Chameleon Company“ aus Manchester, die Berliner Theatergruppe Rimini Protokoll sowie die Symphonieorchester aus Gera und Köln.
Die Atmosphäre beleben werden außerdem das Belfast Ensemble und der holländische Pianist und Komponist Joep Beving. Auch rumänische Künstler, die in der ganzen Welt bekannt sind, werden mit Darbietungen aufwarten oder in Ausstellungen präsent sein. Zu den Events gehören Konzerte unter der Leitung von Cristian Măcelaru, dem Chefdirigenten des WDR-Sinfonieorchesters, und Gabriel Bebeșelea, dem jungen Chefdirigenten der Bukarester George-Enescu-Philharmoniker. Theaterinszenierungen unter der Regie von Andrei Șerban und eine Installation der Regisseurin und Videokünstlerin Adina Pintilie, die Rumänien auf der Biennale für zeitgenössische Kunst in Venedig vertrat, werden den Veranstaltungskalender ergänzen.
In Temeswar werden indessen die Veranstaltungen zum 33. Jahrestag der antikommunistischen Revolution vom Dezember 1989 fortgesetzt. Dazu gehören Aufführungen, Kurzfilmvorführungen in Schulen, Konzerte, Gottesdienste und Kranzniederlegungen. Der Funken der Revolution gegen das kommunistische Regime in Rumänien entsprang am 16. Dezember 1989 just in Timisoara, von wo aus der Aufstand auf die Hauptstadt und andere Städte übergriff. Am Dienstag, dem 20. Dezember, wird der Tag des Sieges gefeiert — am selben Tag 1989 wurde Temeswar zur ersten vom Kommunismus befreiten Stadt des Landes erklärt.