Kredite immer teurer
Der Robor-Index ist in Rumänien in aller Munde. Fast jedes Kind kennt ihn - er bezeichnet den durchschnittlichen Zins, zu dem Banken untereinander Geld leihen.
Mihai Pelin, 05.08.2022, 12:38
Der dreimonatige Robor-Index wird zur Berechnung der Kosten der meisten Verbraucherkredite in Lei mit variablen Zinssätzen verwendet. Er steigt in letzter Zeit stöndig und erreicht jetz 8,11 % pro Jahr. Ein höheres Niveau wurde erst am 1. Februar 2010 verzeichnet, nämlich 8,15 %, so die Zentralbank. Zu Beginn dieses Jahres lag dieser Index bei 3 %. Der Finanzanalyst Adrian Negrescu sagt, dass viele Rumänen 50 % oder sogar 80 % höhere Raten als im letzten Jahr zahlen müssen. Eine erste Lösung sei die Umstellung vom Robor auf den sogenannten Verbraucherkreditindex (CCRI), so dass die Zinssätze für einen Zeitraum von 1 bis 2 Jahren sinken, erklärt Adrian Negrescu (TRACK): „Um den Index zu wechseln, muss man nur zu der Bank gehen, bei der man den Kredit hat, und einen Antrag stellen, der in der Regel innerhalb von 30 Tagen bearbeitet wird. Die Banken sind gesetzlich dazu verpflichtet. Verweigern sie die Umstellung kann man sich an die Schlichtungsstelle fpür Bankdienstleistungen wenden, eine Einrichtung, die hilft, die neuen Kreditkonditionen mit der Bank praktisch kostenlos auszuhandeln”, sagt Negrescu. Eine weitere Möglichkeit ist die Refinanzierung von Krediten, wobei die Angebote der Banken zu berücksichtigen sind. Für Arbeitslose besteht die einzige Lösung darin, die Rückzahlung für einige Monate aufzuschieben, bis sie wieder eine Arbeit finden.
“Für Menschen in einer schwierigen Situation sind der Privatkonkurs oder die Leistung an Erfüllung statt. zwei weitere Lösungen, die ihnen helfen können, sich von der Last eines Kredits zu befreien, den sie nicht mehr zurückzahlen können.“ Der Finanzanalyst warnt, dass die Zinsen weiter steigen werden, solange die Inflation hoch bleibt. Er sagt, dass der Robor in der kommenden Zeit voraussichtlich sogar 9 % erreichen wird. Die Anhebung der geldpolitischen Zinsen ist die praktischste Maßnahme, zu der die Zentralbanken – die für die Preisstabilität zuständigen Institutionen – greifen, wenn sie die Inflation senken wollen. Um die Verfügbarkeit von Liquidität auf dem Markt zu verringern, schrecken höhere Zinssätze von der Vergabe neuer Kredite ab. Die Auswirkungen werden aber auch an alte Kredite weitergegeben, indem die variablen Zinssätze steigen. Je teurer die Zentralbank den Geschäftsbanken Kredite gewährt, desto höher die Zinsen, die Banken untereinander berechnen. In ganz Europa erhöhen mehrere Zentralbanken aufgrund der globalen Wirtschaftslage die Zinssätze. Europa hat immer noch mit der COVID-19-Pandemie zu kämpfen, die die Versorgungsketten „kurzgeschlossen“ hat, und im Februar erschütterte der Krieg in der Ukraine, gefolgt von Sanktionen gegen Russland, die Energiemärkte.