Nationale Strategie zur Armutsbekämpfung
Die rumänische Exekutive verabschiedete mehrere Beschlüsse, die sich vorwiegend auf einkommensschwache Personen beziehen.
Corina Cristea, 31.03.2022, 14:12
Die Regierung in Bukarest verabschiedete am Mittwoch die nationale Strategie für soziale Eingliederung und Armutsbekämpfung sowie den Aktionsplan für 2022–2027. Ziel dieser ist es, die Zahl der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Menschen bis 2027, um mindestens 7 % gegenüber 2020 zu senken. Nach den im vergangenen Jahr veröffentlichten Eurostat-Daten betrug der Anteil, der von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohten Menschen, 2019 31,2 % der rumänischen Bevölkerung. D. h. etwa 6 Millionen Menschen waren von der Armut betroffen. Im Vergleich zu 44,2 % im Jahr 2008, was etwa 9 Millionen Menschen entsprach.
Die nationale Strategie sieht Maßnahmen zur Armutsbekämpfung, Sozialhilfeleistungen, Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen, Möglichkeiten der sozialen und wirtschaftlichen Teilhabe von gefährdeten Gruppen sowie Wiedereingliederungs- und Resilienz-Maßnahmen im Kontext der Coronapandemie oder anderen außergewöhnlichen Situationen vor. Das von der Exekutive verabschiedete Dokument legt vier strategische Ziele fest: Die Gewährleistung eines angemessenen Lebensstandards für alle und die Überwindung vorübergehender Armut, damit diese nicht zu strukturellen Problemen der Armut und sozialen Ausgrenzung führen, die Tätigung von soziale Investitionen, die direkt auf die Hauptursachen der intergenerativen Übertragung von Armut einwirken, die Modernisierung des Sozialschutzsystems und nicht zuletzt die Verbesserung der Verwaltungskapazität zur Koordinierung dieser Maßnahmen. Die Finanzierung der im Aktionsplan festgelegten Ziele und Maßnahmen erfolgt hauptsächlich aus europäischen Mitteln, aber auch aus dem Haushalt der einzelnen zuständigen oder beteiligten Behörden.
Ebenfalls auf der Regierungssitzung wurden ca. 32 Millionen Euro für die Einrichtung von 100 Sozialzentren für ältere Menschen ohne Unterkunft bereitgestellt. Gemäß dem Vorsitzenden der regierenden Koalitionspartei PSD, Marcel Ciolacu wird die Regierung demnächst auch das Essensgeld für Patienten von 11 auf 20 Lei (etwa 4 Euro) am Tag erhöhen. Ihm zufolge, erörterten dies die Gesundheitsminister und Finanzminister, sodass die Maßnahme spätestens nächste Woche in Kraft treten dürfte. Diese ist eine Notmaßnahme aufgrund des beschleunigten Anstiegs der Lebensmittelpreise. Das Paket sozialer und wirtschaftlicher Maßnahmen für die Bevölkerung soll am kommenden Montag auf einer Sitzung der Regierungskoalition besprochen werden. Der Vorschlag der PSD sieht Gutscheine in Höhe von 50 Euro, alle zwei Monate, für Personen mit einer Rente von weniger als 1.500 Lei (ca. 300 Euro) und Gutscheine in Höhe von 30 Euro für Unterrichtsmaterialien und Kleidung für Kinder alleinerziehender Eltern oder abhängig vom Einkommen der Eltern vor. Nach Ansicht der Sozialdemokraten könnte dieses Sozialpaket, das auch die Zustimmung der Europäischen Kommission hat, mit europäischen Mitteln in Höhe von fast 700 Millionen Euro finanziert werden. Der Vorschlag des Regierungspartners, der PNL, sieht vor, dass mindestens bis Juni nächsten Jahres Lebensmittelgutscheine im doppelten Wert, von rund 100 Euro, gewährt werden.