Trotz sinkender Infektionszahlen: Schutzmaßnahmen weiterhin geboten
Die Zahlen von den Gesundheitsämtern deuten darauf hin, dass sich die Pandemie auf dem Rückzug befindet, doch die Behörden und Mediziner raten nur zu gedämpftem Optimismus.
Ştefan Stoica, 21.02.2022, 15:17
Nach über zwei Jahren, seitdem das Sars-Cov-2-Virus die Menschheit fest im Griff hält, scheint die Pandemie nun auch in Rumänien abzuflauen. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus hat in der letzten Woche um 30 % im Vergleich zur vorangegangenen abgenommen — infizierten sich vor zwei Wochen noch 160.000 Menschen, so waren es vergangene Woche noch 110.000. Die Inzidenz pro 1000 Einwohner ist in den meisten Landkreisen auch im Sinken begriffen, bleibt aber überall noch im roten Bereich. Es gibt allerdings auch große Unterschiede — während die Inzidenz im nordöstlichen Landkreis Suceava bei 3,18 liegt, so beträgt sie im Landkreis Ilfov, dem Umland von Bukarest, 23,5 pro 1000 Einwohner.
In der Hauptstadt selbst blieb die Inzidenz bei etwas mehr als 30. Am Sonntag wurden knapp 7.700 Neuinfektionen in Bukarest gemeldet, womit die rumänische Hauptstadt immer noch ähnlich hohe Zahlen wie zu Beginn der fünften Welle vor mehr als einem Monat schreibt. Auf der Intensivstation werden immer noch über 1000 Menschen behandelt und die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Corona bleibt konstant. Bei den Patienten mit schweren oder tödlichen Krankheitsverläufen handelt es sich laut ärztlichen Berichten immer noch überwiegend um ungeimpfte Menschen.
Die Impfkampagne ist indessen ins Stocken geraten — am gestrigen Sonntag wurden weniger als 4.000 Impfungen verabreicht, etwas mehr als 400 Impfwillige erhielten dabei die erste Dosis. Seit Beginn der Impfkampagne im Dezember 2020 wurden landesweit nur etwas mehr als 8 Mio. Menschen vollständig geimpft.
Vor diesem Hintergrund warnen Ärzte davor, die aktuell sinkenden Infektionszahlen auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Pandemie sei noch lange nicht vorbei, und die Schutzmaßnahmen müsse man nach wie vor ernst nehmen. Großzügige Lockerungen wie in anderen Ländern seien gerade wegen des niedrigen Impfenthusiasmus hierzulande nicht ratsam, heißt es nahezu einvernehmlich von Medizinern.
Derzeit beraten sich die Behörden über stufenweise einzuführende Lockerungsmaßnahmen, doch diese müssten mit der Situation in den Krankenhäusern korrelieren. Gesundheitsminister Alexandru Rafila sagte in diesem Zusammenhang, dass es wichtiger sei, Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Gesichtsmasken an belebten Orten und in Innenräumen beizubehalten, als über konkrete Termine für die Lockerungen zu spekulieren. Nur durch eine Eindämmung der Ansteckungen könne man sich selbst und die Nahestehenden schützen, und das würde eine Normalisierung unseres Lebens beschleunigen, so der Gesundheitsminister.
In den meisten europäischen Staaten scheint die Pandemie indessen auf dem Rückzug zu sein. Trotzdem empfehlen die Behörden — beispielsweise in den Niederlanden — weiterhin eine Auffrischungsimpfung, um die Omicron-Variante des Virus im Zaum zu halten. Und in Italien raten die Ärzte den Menschen mit einer geschwächten Immunität sogar zu einer zweiten Booster-Impfung.