Streiks in der Metallindustrie: Energiepreiskrise bringt Arbeitslosigkeit
Arbeitnehmer des Rüstungsbetriebs im zentralrumänischen Cugir sind seit vergangenem Wochenende in den Ausstand getreten. Sie fordern höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Auch an weiteren Industriestandorten streiken Arbeiter der Metallindustrie.
Leyla Cheamil, 16.02.2022, 15:53
Die Arbeiter der mechanischen Werke in Cugir, einer Kleinstadt mit etwa 20.000 Einwohnern im siebenbürgischen Landkreis Alba, haben am Wochenende die Arbeit niedergelegt und protestieren in Aufmärschen mit bis zu 700 Teilnehmern gegen die niedrigen Löhne und schlechten Arbeitsbedingungen. Malochen bis zum Umfallen, und das Geld reicht vorne und hinten nicht, um die Strom- und Heizkosten zu bezahlen“, sagte etwa eine Arbeiterin, die nach 40 Jahren im Betrieb nur umgerechnet 320 Euro im Monat verdient. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Löhne um 30 %, während der Verwaltungsrat der Fabrik nur 6,5 % bietet. In Cugir werden u.a. Waffen hergestellt, darunter automatische und halbautomatische Pistolen mit einem 9-mm-Kalibermaß.
Die Werke wurden unter dem Namen Eisen- und Stahlfabrik“ bereits 1799 gegründet, als Siebenbürgen noch ein Kronland der Habsburger Monarchie war. 2004 wurden die Werke aufgeteilt — in einen Betrieb für Mechanik und die eigentliche Waffenfabrik. In der letzteren werden für den Zivilbereich halbautomatische Waffen für Jagd und Schützensport hergestellt, die überwiegend in die USA exportiert werden. Für den Militärbereich werden Sturm- und Maschinengewehre vom Typ AKM produziert, die ebenfalls meistens im Ausland ihren Absatz finden.
Indessen brodelt es auch in der Metallindustrie. Gewerkschafter der Aluminiumwerke ALRO im südrumänischen Slatina und ALUM im ostrumänischen Tulcea, beide mit mehrheitlich russischem Kapital, haben unlängst vor dem Regierungsgebäude protestiert. Sie fordern eine einjährige Deckelung der Preise für Gas und Strom auf das Niveau von Dezember 2020 und staatliche Finanzspritzen für die Produktion. Constantin Popescu, Leiter der Gewerkschaft bei ALRO Slatina, sagt, dass die krisenbedingte Drosselung der Produktion ohnehin zu Verzerrungen und Arbeitslosigkeit auch in anderen Industriezweigen geführt habe. Zwei Elektrolyse-Hallen seien bereits geschlossen worden, wodurch 500 Arbeitnehmer von ALRO selbst und weitere 12.000 aus zusammenhängenden Branchen in die Erwerbslosigkeit entlassen wurden. Sollte die Abwicklung wie bisher weitergeführt und auch die letzten zwei Elektrolyse-Hallen geschlossen werden, drohe ein Verlust von insgesamt 40.000 Arbeitsplätzen im Bereich der metallverarbeitenden Industrie, so Popescu.
In der Auffassung der Gewerkschaften sollte die Regierung eine Regelung ermöglichen, wonach die Metallindustrie Energie zu präferentiellen, also günstigeren Kosten erwerben könne.