Covid-19-Pandemie in Rumänien: 442 Tote in 24 Stunden
Der gestrige Dienstag war ein schwarzer Tag für Rumänien – hinsichtlich der Pandemie-Entwicklung wurden Rekordzahlen in jeder Hinsicht verzeichnet.
Daniela Budu, 13.10.2021, 15:14
Fast 17.000 Neuinfektionen mit dem Sars-Cov-2-Virus meldeten die Behörden, 1.700 Patienten liegen auf der Intensivstation und 442 Tote infolge der Erkrankung wurden in nur 24 Stunden registriert. Die Gesamtzahl der Infektionen seit Beginn der Pandemie beträgt somit 1,4 Mio., die Toten beziffern sich auf über 40.000. Die Lage ist äußerst schwerwiegend, sagt der Arzt Adrian Marinescu vom Bukarester Krankenhaus für Infektionskrankheiten Matei Balș“, der diese Entwicklung und die Überlastung der Hospitäler auf die geringe Impfrate im Land zurückführt.
Man muss es ganz deutlich sagen: In der ganzen Welt haben Länder mit einer Impfquote von 70–80% keine Zustände wie in Rumänien, die Zahl der Neuerkrankungen und der schweren Verläufe hält sich in diesen Ländern in Grenzen, Geimpfte entwickeln meistens nur leichte Erkrankungen. Was in Rumänien derzeit passiert, ist leider eine direkte Folge des schwachen Impffortschritts. Man braucht sich nur die Statistiken der Krankenhäuser anzuschauen — 94–95% der in kritischem Zustand eingelieferten Patienten sind ungeimpft.“
Im Rahmen einer Fachdebatte mit anderen Kollegen erachtete der Arzt noch, dass der laufende Monat eine besondere Belastung für das Gesundheitssystem darstellen werde, eine Besserung sei erst ab kommendem Monat zu erwarten, so Adrian Marinescu.
Der Arzt Valeriu Gheorghiță, Leiter des Nationalen Impfausschusses, sagte seinerseits, dass Rumänien Präventionsprogramme brauche, die sanitäre Erziehungsmaßnahmen schon im frühen Alter bzw. in der Schule vermitteln sollen, damit die Menschen das Impfen gegen Krankheiten als einen Akt der Normalität“ auffassen. Rumänien habe bislang mehr als 20 Mio. Impfdosen gegen Covid-19 erhalten, doch weniger als die Hälfte sei verabreicht worden, sagte noch Gheorghiță.
Laut offiziellen Angaben beträgt die Impfrate bei der Bevölkerung im Alter von über 12 Jahren, also der für die Impfung indizierten Gruppe, nur 34% — weit unter dem EU-Durchschnitt, der bei etwa 70% liegt. Anreize haben bislang nur wenig gebracht — zu groß scheint die Impfskepsis zu sein. Valeriu Gheorghiță, der leitende Arzt der Impfkampagne, gab daher bekannt, dass man in den nächsten Tagen einen neuen Impfmarathon in Bukarest veranstalten werde.
Auch der Schulbetrieb und die Unis sind schwer von der Pandemie betroffen. Der interimistische Erziehungsminister Sorin Cîmpeanu appellierte an alle Schulleiter, Lösungen für einen gesundheitlich unbedenklichen Unterricht zu finden. Bis Dienstag hatten rund 100 Bildungseinrichtungen in Bukarest beim hauptstädtischen Schulamt die Suspendierung des Präsenzunterrichts beantragt.