Evakuierung aus Afghanistan
Seit dem Abzug der US-Truppen herrscht in Afghanistan Chaos. Die internationale Gemeinschaft wurde offenbar auf falschem Fuß erwischt und ist nun gezwungen, Sofortmaßnahmen zu ergreifen.
Daniela Budu, 17.08.2021, 15:10
Die Taliban haben in nur wenigen Tagen große Städte erobert und die Regierung in Kabul gestürzt. Sie verkünden, dass der Krieg vorbei ist, und fordern die internationale Gemeinschaft auf, sie nicht zu isolieren. Inzwischen fordern mehr als 60 Länder die Taliban auf, allen Bürgern, die das Land verlassen wollen, die Ausreise zu ermöglichen. Vor dem Hintergrund der sich verschlechternden Lage in Afghanistan gibt das Außenministerium in Bukarest bekannt, dass der interinstitutionelle Krisenstab unter Außenminister Bogdan Aurescu seine Arbeit fortsetzt, um die rumänischen Staatsbürger auf afghanischem Gebiet zu unterstützen und ihnen zu helfen, damit sie sicher evakuiert werden können. Gleichzeitig beobachtet die Krisenzelle die Entwicklungen und bleibt in Kontakt mit den internationalen Partnern Rumäniens. In einer Pressemitteilung erinnert die Behörde daran, dass die Tätigkeit der rumänischen Botschaft in Kabul im Jahr 2019 nach einem Anschlag, bei dem das Gebäude schwer beschädigt wurde, ausgesetzt wurde. Da eine operativen Vertretung in Kabul fehlt und die rumänische Botschaft in Islamabad die Afghanistan-Arbeit übernommen hat, ist die das Eingriffsvermögen begrenzt, insbesondere vor dem Hintergrund der Verschlechterung der Sicherheitslage im Land – heißt es in der Pressemitteilung weiter. Seit Freitag, als die Alarmstufe für Afghanistan auf die höchste Stufe angehoben wurde, legt das Ministerium rumänischen Staatsbürgern, die nach Afghanistan reisen oder sich bereits im Hoheitsgebiet dieses Staates aufhalten, dringend nahe, sich mit der rumänischen Botschaft in Islamabad in Verbindung zu setzen und ihre Anwesenheit in der Region anzukündigen sowie ihre eigenen Koordinaten mitzuteilen, damit sie in Notsituationen kontaktiert werden können. Premierminister Florin Cîțu hat außerdem alle rumänischen Staatsbürger in Afghanistan aufgefordert, das Land zu verlassen. „Ich möchte alle Rumänen bitten, die sich noch dort aufhalten und sich nicht mit unserer diplomatischen Vertretung in Pakistan in Verbindung gesetzt haben, dies so schnell wie möglich zu tun. Ich habe Ihnen gesagt, dass im Moment die höchste Alarmstufe herrscht. Verlassen Sie Afghanistan sofort!“, drängte der Premierminister.
Die Beteiligung Rumäniens an den Einsätzen in Afghanistan hat die Geschichte der letzten 19 Jahre geprägt und entscheidend zur Stärkung der NATO-Ostflanke beigetragen – so die Einschätzung von Außen- und Sicherheitspolitikern. Ihrer Meinung nach stärkte die Beteiligung Rumäniens in Afghanistan die Beziehungen zu den USA und zu den europäischen Staaten, die später zu seinen Verbündeten in der NATO und der Europäischen Union werden sollten. Seit 2002 haben mehr als 32.000 rumänische Soldaten an den Operationen in Afghanistan teilgenommen. In den fast zwei Jahrzehnten rumänischer Militärpräsenz in Afghanistan sind 27 rumänische Soldaten gestorben und mehr als 200 verwundet worden. Die Präsenz der rumänischen Armee in Afghanistan hat Rumänien rund 3 Milliarden Lei (umgerechnet etwa 600 Millionen Euro) gekostet.