Maia Sandu ist neue Präsidentin der Republik Moldau
Drei Jahrzehnte nach der Ausrufung der Unabhängigkeit haben die moldauischen Bürger zum ersten Mal eine Frau in das höchste Amt im Staat gewählt.
Bogdan Matei, 16.11.2020, 12:48
Maia Sandu, Ökonomin, mit einem Masterabschluss in Verwaltung an der amerikanischen Harvard-Universität, Ex-Beraterin eines Weltbank-Geschäftsführers wird im Alter von 48 Jahren Präsidentin der Moldau, nachdem sie zeitweilig auch Premierministerin war. Sie setzte sich am Sonntag gegen den prorussischen Amtsinhaber, den Sozialisten Igor Dodon mit rund 57% der Stimmen durch. Es war für Sandu praktisch eine Revanche, nachdem sie vor vier Jahren gegen Dodon ebenfalls in der Stichwahl unterlag.
Die im ersten Wahlgang vor zwei Wochen ausgeschiedenen Kandidaten, die eine Vereinigung mit Rumänien oder zumindest doch eine Annäherung an den Westen anstrebten, beeilten sich, ihre unbedingte Unterstützung für Maia Sandu im Wahlfinale auszusprechen. Doch die Überraschung kam aus Bălţi, der zweitgrößten Stadt des Landes — der dortige Bürgermeister, der prorussische Populist Renato Usatîi, der vor zwei Wochen als drittstärkster Bewerber mit 17% hinter Dodon und Sandu abschnitt, rief seine Wähler auf, mit Maia Sandu zu stimmen. Er sei von der Regierungsfraktion unter Druck gesetzt worden, Dodon zu unterstützen, hoffe aber dass Maia Sandu das System allgemeiner Korruption unter Führung Dodons auseinandernimmt.
Im Ausland glich die Wahl einem Plebiszit für Sandu. Rund eine Viertel Million Moldauer stimmte größtenteils für Sandu — eine Rekordbeteiligung, trotz Pandemie. Die Menschen gingen wählen, weil sie die Politik angeht, weil sie wollen, dass ihre Stimme erhört wird und sie respektiert werden wollen, und weil sie wollen, dass die Politik Lösungen für ihre Probleme entwickelt”, sagte die frisch gewählte Präsidentin.
Experten sind sich einig: das Mandat wird unvergleichlich schwieriger sein als die Wahl. Maia Sandu wird Staatschefin im ärmsten Land Europas, sie übernimmt eine zutiefst korrupte Verwaltung, in der die Klientel von Ex-Präsident Dodon das Sagen hat und muss auch mit einer moskautreuen sozialistisch geprägten Regierung sowie einem linksdominierten Parlament auskommen. Auf ihrer Seite stehen nun die Bürger, aber auch die EU und wie immer Rumänien. Aus Bukarest gratulierte unverzüglich Präsident Klaus Iohannis und Premierminister Ludovic Orban sagte Unterstützung für die Initiativen der neuen Präsidentin zu — in Brüssel wie auch zuhause.