Bukarest im roten Aktionsplan
Bukarest befindet sich seit heute im roten Warn- und Aktionsplan – aufgrund der hohen Coronavirus-Infektionszahlen.
Roxana Vasile, 20.10.2020, 14:31
Bukarest befindet sich im roten Warn- und Aktionsplan — und das ist kein Einzelfall. Immer mehr Städte gingen in den vergangenen Tagen zum roten Aktionsplan über. In den letzten zwei Wochen hat die Infektionsrate mit dem neuen Coronavirus in der Landeshauptstadt die Schwelle von 3 Fällen pro tausend Einwohner überschritten. Deshalb besteht ab diesem Dienstag für zwei Wochen in allen geschlossenen und offenen öffentlichen Räumen Maskenpflicht. Restaurants, Cafés, Kinos, Theater und Spielhallen müssen schließen. Nicht zuletzt gehen Kindergärten, Schulen und Gymnasien — die am 15. September mit dem Präsenzunterricht begonnen hatten — zum Fernunterricht über. Mariana Stancu Ţipişcă, Sprecherin der Präfektur Bukarests, erklärt, dass Kinderkrippen und Horte nach der gemeinsamen Verordnung des Gesundheitsministers, des Ministers für Bildung und Forschung und des Ministers für Arbeit und Sozialschutz weiterhin offen bleiben. Der Senat der Universität wird aufgrund der Universitätsautonomie selbst entscheiden, wie die Lehrveranstaltungen an den Universitäten organisiert werden, fügte sie hinzu.
In Bukarest gab es keinen kohärenten Plan, der klar kommuniziert wurde, damit die Menschen im Voraus wussten, was sie erwartet — kritisierte Präsident Klaus Iohannis. Am Montag, als lauthals die Absetzung des Präfekten der Hauptstadt, Gheorghe Cojanu, wegen seiner unklaren Aussagen über die Infektionsrate, heftig verlangt wurde, forderte Präsident Iohannis landesweite Anstrengungen, um die Covid-19-Epidemie zu stoppen. Er sagte, dass die Bürgerinnen und Bürger Partner der Behörden sind und dass die Behörden verpflichtet sind, sie als solche zu respektieren und dementsprechend zu behandeln. Dies bedeutet unter anderem eine klare und einheitliche Kommunikation der Entscheidungen, zeitnahe Informationen und Vorhersehbarkeit, wenn besonders harte Einschränkungen erforderlich sind, fügte Iohannis hinzu.
Kritik an der Exekutive gab es auch Seitens der oppositionellen Sozialdemokraten. Deren Vorsitzender, Marcel Ciolacu, behauptete, dass die Regierung bei ihren Entscheidungen die Meinungen der Fachleuten nicht berücksichtigt und Maßnahmen nur in Bezug auf politische und wahlpolitische Interessen getroffen habe. Der rote Aktionsplan, in dem sich Bukarest heute befindet, beweise dies — und auch das völlige Fehlen von Lösungen, vor allem im Hinblick auf die Verhinderung der Ausbreitung der Epidemie. „Wir stehen vor der größten Gesundheitskrise und, aus unserer Sicht, vor einer der größten Wirtschaftskrisen“, sagte Ciolacu ferner.
Während sich rumänische Politiker aller Orientierungen auf die für den 6. Dezember angesetzten Parlamentswahlen vorbereiten, beobachten die einfachen Rumänen voller Angst die Verschärfung der Gesundheitskrise, begleitet von weiteren Einschränkungen, welche die sprunghafte Ausbreitung des neuen Coronavirus verhindern sollen.