Ein Umweltskandal
Die rumänischen Behörden ermitteln umfangreich nach Umweltskandalen - inzwischen wird das Thema Umwelt für die rumänische Gesellschaft immer relevanter, wie nicht zuletzt die jüngste Barometerumfrage der EU zeigt.
Roxana Vasile, 04.03.2020, 13:18
94% der Bürger der Europäischen Union und 87% der Bürger Rumäniens sagen, dass der Umweltschutz wichtig ist. Die vier Hauptprobleme, auf die die Rumänen aufmerksam machen, sind die Verschmutzung der Luft, der Flüsse, der Seen und der unterirdischen Wasserquellen, die Verschmutzung aus landwirtschaftlichen Quellen und die Verschlechterung der Böden, aber auch große Mengen an Abfall. Paradoxerweise ist Rumänien, obwohl es an Abfall erstickt, ebenso ein Importeur von Abfall.
Das ist auch der Grund, warum zum Beispiel BBC-Journalisten im vergangenen Herbst nach Rumänien kamen, um nach einer Erklärung zu suchen. Sie erfuhren, dass rumänische Recyclingunternehmen, die sich mit der Behandlung von einheimischen Abfällen befassen, Gefahr laufen, aufgrund des Mangels an Rohstoff aus der kaum exitsierenden einheimischen Abfalltrennung ihren Betrieb einzustellen. Deshalb importieren sie Abfälle, die in anderen Ländern wie Großbritannien gesammelt werden. Die Schlussfolgerung der BBC lautete daher, dass die nationale Gesetzgebung die Recyclingtätigkeit regulieren und an die Standards der Europäischen Union anpassen sollte, aber die Dinge scheinen nicht gut zu laufen.
Erst am Dienstag beschuldigten die Bukarester Staatsanwälte drei Personen und ein Unternehmen, Abfälle in den Fluss Argeş geschüttet oder im Gebiet der Kiesgruben in den Bezirken Ilfov und Giurgiu nahe Bukarest im Boden vergraben zu haben, was zu Hunderten von Tonnen Abfall geführt und der Umwelt erheblichen Schaden zugefügt haben soll. Darüber hinaus führte die Bukarester Polizei in der Hauptstadt, in Ilfov und Giurgiu zahlreiche Durchsuchungen in einer Strafakte durch, die zwei Handelsfirmen und mehrere Personen betraf, die angeblich an nicht genehmigten Orten Müll gesammelt, transportiert, abgeladen und vergraben haben sollen.
Zur gleichen Zeit wurden kürzlich im Hafen Costanta Sud Agigea am Schwarzen Meer 16 Container mit giftigen Abfällen aus Großbritannien entdeckt, die den Unterlagen zufolge gebrauchte Haushaltsgegenstände enthielten. Es wird vermutet, dass die Abfälle im Bezirk Ilfov illegal verbrannt werden mussten oder auf Deponien in der Umgebung von Bukarest landen sollten. Neben der Untersuchung von Verstößen gegen die einschlägigen Rechtsvorschriften bei der Ausfuhr oder Einfuhr von Abfällen und der Verwendung falscher Dokumente beim Zoll werden die entsprechenden Container an die Absender zurückgeschickt.
Der mit der Untersuchung des Falles beauftragte Staatsanwalt erklärt, dass dies nur einer der verdächtigen Transporte ist, während etwa 50 weitere Container mit Abfall in Rumänien ankamen, als Großbritannien noch Mitglied der Europäischen Union war. Eines der offensichtlichen Ergebnisse dieser Aktionen, die sich der Kontrolle der Behörden entzogen zu haben scheinen, war der große Skandal, der in der Nacht von Sonntag auf Montag in Bukarest ausbrach: Laut den Anwendungen zur Messung der Luftqualität wurde die Verschmutzung sogar zehnmal über dem zulässigen Höchstwert gemessen. Der amtierende Umweltminister Costel Alexe wies darauf hin, dass die unkontrollierte Verbrennung in Bukarest und im Bezirk Ilfov die Ursache dafür sei.