Haushaltsdefizit erreicht 3%-Grenze
Wer um das rumänische Haushaltsdefizit besorgt war, hatte offenbar allen Grund dazu - die Daten von Eurostat weisen auf eine recht bedenkliche Situation von Einnahmen und Ausgaben im Budget des Landes hin.
Corina Cristea, 24.04.2019, 16:17
Nach rumänischen Berechnungsstandards durfte das Finanzministerium aufatmen – das Defizit des konsolidierten Haushalts, zu dem also auch die Etats der Sozialversicherungen gehören, erreichte letztes Jahr 2,91% des BIP.
Doch die Lage nach europäischen Standards der Rechnungslegung sieht weit brenzliger aus.
Rumänien hat nach jüngsten Angaben der Brüsseler Statistik letztes Jahr ein Haushaltsdefizit von knapp 3% des BIP verzeichnet – fünfmal so hoch wie der Durchschnitt in der Europäischen Union (wo das Defizit bei 0,6% des BIP lag). Nur einer der restlichen 27 EU-Staaten wies eine größere Haushaltslücke auf als Rumänien: in Zypern wurde ein Defizit von 4,8% des BIP gemeldet.
Rumänien geht deutlich gegen den Trend: das durchschnittliche Haushaltsdefizit in der EU verringerte sich von 1,0% des BIP im Jahr 2017 auf 0,6% des BIP, während sich das Haushaltsloch in Rumänien von 0,7% in 2915 und jeweils 2,7% des BIP in den Jahren 2016 und 2017 vergrößerte. Die Eurozone, wo Rumänien 2024 Mitglied werden will, hat die Haushaltsdisziplin konsequent verbessert. Lag das Defizit im Jahr 2015 noch bei 2% ist es schrittweise auf 0,5 % im Jahr 2018 abgebaut worden.
Das hohe Haushaltsdefizit in Rumänien wurde durch eine besonders geringe Quote der Einnahmen im Verhältnis zum BIP verursacht, die unter den 28 EU-Staaten die zweitniedrigste war: die Haushaltseinnahmen lagen bei nur 32% des BIP, die Ausgaben bei 35%. Nur Irland verzeichnete eine niedrigere Einnahmenquote im Verhältnis zum BIP aber Irland ist wegen seiner auf ausländische Investitionen ausgerichtete Steuer- und Wirtschaftspolitik eine ganz andere Geschichte.
Die Zahlen in der Eurozone und in der EU-28 liegen dafür in einer ganz anderen Größenordnung: Einnahmen von 46,3% des BIP, Ausgaben von 46,8% bzw. Einnahmen von 45 % und 45.6%, also viel höher als in Rumänien.