Rumänischen Behörden prüfen Brücken
Nach dem Brückenunglück in Genua haben die Bukarester Behörden beschlossen, die Situation der Brücken in Rumänien zu untersuchen. Laut der Nationalen Behörde für Straßeninfrastruktur sei die Lage der Brücken in Rumänien nicht besorgniserregend.
România Internațional, 17.08.2018, 15:48
Nach dem Brückenunglück in der Nähe der italienischen Stadt Genua, bei dem mindestens 39 Menschen, darunter zwei rumänische Staatsbürger, ums Leben gekommen sind, starteten die italienischen Behörden Ermittlungen über die Aktivität des Autobahnbetreibers, der für die Instandhaltung der Brücke verantwortlich war. Dem Autobahnbetreiber drohen eine Geldstrafe von mindestens 150 Millionen Euro und das Entziehen der Genehmigung für die Autobahn. Nach der Tragödie in Italien beschlossen auch die Behörden in Rumänien, Bulgarien und in der Ukraine, die Brücken in den jeweiligen Ländern zu prüfen und zu befestigen. Der bulgarische Ministerpräsident, Boiko Borisov, forderte eine Prüfung und Konsolidierung aller Brücken in Bulgarien. Der bulgarische Minister für öffentliche Infrastrukturarbeiten hat bekanntgegeben, dass mehr als 200 Brücken, die meisten etwa 40 Jahre alt, seien in einem kritischen Zustand.
Die Nationale Behörde für Straßeninfrastruktur in Rumänien hat bekanntgegeben, die Lage der Brücken sei nicht besorgniserregend. Von den 4.250 Brücken in Rumänien hätten nur 37 gewisse technische Probleme, und die meisten dieser Brücken befänden sich auf Nebenstrassen, präzisierte die Nationale Behörde für Straßeninfrastruktur. Bei keiner dieser Brücken gebe es Sturzrisiken, da die Brücken ständig monitiorisiert werden. Sollte eine gefährliche Situation festgestellt werden, dann werden sofort Sicherheitsmaßnahmen getroffen, wie das Schließen der Brücke und das Umleiten des Verkehrs auf andere Straßen, so die Nationale Behörde für Straßeninfrastruktur. Gemäß der geltenden Normen werden die Brücken alle 6 Monate geprüft, aber auch häufiger, wenn es notwendig wird. Die regelmäßigen Instandhaltungsarbeiten finden alle 10 bis 15 Jahre statt; wichtige Überholungsarbeiten oder Modernisierungen werden alle 35 bis 50 Jahre durchgeführt. In kurzer Zeit organisiert die Nationale Behörde für Straßeninfrastruktur eine öffentliche Ausschreibung zur Vergabe der Verträge für die Modernisierung der Brücken über der Donau, die zur Autobahn A2 gehören.
In Rumänien ist die Infrastruktur ein heikles Thema. In puncto Autobahnbau befindet sich Rumänien unter den Schlusslichtern der Europäischen Union: Im August 2018 hat Rumänien lediglich 774 Km Autobahn. Der Haushalt für Straßeninfrastruktur, der dieses Jahr vom Parlament angenommen wurde, ist unausreichend für die im Bau befindenden Autobahnen. Es wurden lediglich eine Hälfte oder ein Viertel der notwendigen Summen zu Verfügung gestellt, obwohl einige Projekte bis 2019 fertig sein sollten. Mehr noch: Einige Projekte, für die die Verträge unterzeichnet wurden, oder die zum größten Teil fertig sind, erhalten in 2019 kein Geld. Und die meisten Projekte, die 2017 ausgeschrieben wurden, haben im Jahr 2018 nur minimale, nicht ausreichende Fonds erhalten. Dazu gehören die Autobahn Sibiu-Pitesti, die Schnellstraße Pitesti-Craiova, die ersten Kilometer der Autobahn in der Moldau-Region, die Umgehungsstraße im Süden der Hauptstadt Bukarest und die Brücke über der Donau in Braila.