Rumänien will Pflichtimpfungen einführen
In Rumänien hat das Gesundheitsministerium den Entwurf für ein Impfgesetz vorgestellt. Während eine Masernepidemie immer mehr Opfer fordert, verläuft die Debatte um die Impfungspflicht besonders intensiv.
Florentin Căpitănescu, 12.04.2017, 17:12
Nach Entwurf der Vorschrift sollen Eltern bei der Schulanmeldung ihrer Kinder einen Attest über die verbindlichen Impfungen vorlegen. Können sie das nicht, müssen sie innerhalb von 60 Tagen eine schriftliche Terminvereinbarung zur Nachholung vorzeigen — oder aber eine Bestätigung vom Arzt, dass von der Impfung aus medizinischen Gründen abzusehen ist. Schulen müssen ihrerseits vom jeweiligen Familienarzt des Kindes einen Impfpass beantragen und ungeimpfte Kinder im Seuchenfall bis auf weiteres vom Unterricht ausschließen. Seuchenfälle werden vom Gesundheitsamt bestätigt.
In jedem Landeskreis soll ein Impfausschuss ungeimpfte Kinder registrieren, die Eltern beraten und einen Plan zur Nachimpfung vereinbaren. Bemerkt der Ausschuss bei Kindern unter drei Jahren, dass die Pflichtimpfungen nicht stattgefunden haben, sind die zuständigen Behörden einzuschalten. Die Vernachlässigung der Impfungspflicht bei solchen Kleinkindern soll als Misshandlung durch die Eltern gelten. Noch sieht das Impfgesetz per se keine Strafen für Eltern vor, doch das werde sich ändern, sagt Gesundheitsminister Florian Bodog: Jedes Gesetz, das wir anwenden wollen und einem Zweck dienen soll, braucht ein solches Kapitel mit Strafen. Darauf werden wir uns im Zuge der Debatten, auch in den Gesundheitsausschüssen der beiden Kammern einigen.“
Die Politik empfand Handlungsbedarf, umso mehr seit letzten Herbst über 4000 Fälle von Masern gemeldet wurden — und mehr als 20 Menschen an der Krankheit starben. Alexandru Rafila, Arzt und Berater des Gesundheitsministers, warnt vor den Gefahren: Warum werden diese Menschen krank? Weil das Virus bei ungeimpften Kindern im Alter zwischen einem und fünf Jahren in Umlauf ist. Und deshalb besteht besonders bei Kindern unter einem Jahr, die ja nicht geimpft sind, große Ansteckungsgefahr.“
Um den Anteil geimpfter Personen an der Gesamtbevölkerung zu erhöhen, müssen allerdings auch die Behörden eine nahtlose Versorgung mit allen Impfstoffen sicherstellen — und wer unbegründet Versorgungsengpässe schafft sollte bestraft werden. Wichtig ist auch, dass zum Thema umfassend aufgeklärt wird.