Bergwerke Lonea und Lupeni werden geschlossen
In Bukarest haben die Behörden mit Zusage der Europäischen Kommission beschlossen, zwei Bergwerke zu schließen. Der Energiekomplex Hunedoara beschäftigt derzeit mit zwei Wärmekraftwerken und vier Zechen tausende Mitarbeiter.
Bogdan Matei, 25.11.2016, 13:40
Die Europäische Kommission hat der Auszahlung von knapp 450 Millionen Lei (umgerechnet rund 100 Millionen Euro) für die Schließung von zwei wirtschaftlich nicht überlebensfähigen Bergwerken zugestimmt. Das Geld für die Schließung der Zechen Lonea und Lupeni im südwestlichen Schiltal wird vom rumänischen Staat freigegeben. Wie die Europäische Kommission in einer Mitteilung ihrer Bukarester Vertretung mitteilte, habe Brüssel festgestellt, dass die Maßnahme die europäischen Standards erfülle, da die EU-Mitglieder Staatshilfe für die Schließung derartiger Betriebe auszahlen dürfen, um die Auswirkungen auf die Gesellschaft und Umwelt zu mildern. Mehr als die Hälfte der Finanzmittel soll die Zahlung von Abfindungen decken, Umbildungsprogramme für die ehemaligen Mitarbeiter, die Durchführung notwendiger Arbeiten in den Unterfluranlagen sowie die darauffolgenden Flächensanierung und Renaturierung der Gegend finanzieren.
Der Rest der Finanzmittel soll die Produktionsverluste, die die Betriebe bis zu ihrer Schließung verzeichneten decken, fügt die Bukarester Vertretung der Europäischen Kommission hinzu. Die Zechen Lonea und Lupeni sind Einheiten des Energiekomplexes Hunedoara und deren Schließung muss bis Ende des Jahres 2018 erfolgen. Der Energiekomplex Hunedoara beschäftigt mit zwei Wärmekraftwerken und vier Bergwerken tausende Mitarbeiter. Die Schließung der beiden Zechen ist nur eine Phase der langen Agonie des rumänischen Bergbaus. Während Kommunismus genoß dieser Sektor aus pragmatischen und ideologischen Gründen einen privilegierten Status. Die Bergarbeiter waren gut bezahlt im Vergleich zu anderen Branchen, die harte Arbeit wandelte sie jedoch in eine Kategorie um, die leicht manipuliert werden könnte. 1977 brach in der Bergbauregion eine der wenigen kollektiven Aufstände der Epoche gegen das kommunistische Regime aus. 13 Jahre später trafen die Bergleute jedoch mit Sonderzügen aus dem Schiltal in Bukarest ein und gingen in den als Mineriaden bekannten Protestaktionen gegen die Gegner des linksorientierten Präsidenten Ion Iliescu gewaltsam vor. Bei den Auschreitungen vom 14. und 15. Juni 1990 wurden 700 Menschen verletzt, tausende wurden zum Opfer von Freiheitsberaubung und mindestens 6 kamen ums Leben.
Die Bukarester Universität sowie die Zentralen der beiden größten Oppositionsparteien und Redaktionen der unabhängigen Zeitungen wurden verwüstet. Das Schitaltal hat es in den nächsten 26 Jahren nicht geschafft, seine Identität wiederzufinden. Nach der Wende galt der Bergbau in Rumänien als unrentabel und umweltschädlich, sein Anteil in der Industrie wurde geringer und Mitte der neunziger Jahre beschloss die damalige christlich-demokratische Koalitionsregierung, die ersten Bergwerke zu schließen. Einige der ehemaligen Bergarbeiter versuchten demnächst, ihre eigenen Geschäfte zu starten, andere suchten sich einen Arbeitsplatz im Ausland. Dasselbe sei auch nach der Schließung der Zechen Lonea und Lupeni zu erwarten, behaupten die Experten.