26 Jahre nach dem Zusammenbruch des Kommunismus: Träume und Enttäuschungen
Vor dem Zusammenbruch des Kommunismus 1989 wünschten sich die Rumänen, die gleichen Rechte und Freiheiten wie die Bürger der Weststaaten zu haben
Florentin Căpitănescu, 23.12.2015, 17:05
Das vier Jahrzehnte lange kommunistische Regime machte Rumänien ein fast unbewohnbares Land. Die obsessive Kontrolle der Bevölkerung durch den Geheimdienst Securitate, die Kälte, der Hunger, die Verletzung der wesentlichen Menschenrechte wie Meinungsäußerungsfreiheit manchmal sogar des Rechtes auf Leben waren die Schöpfungen des kommunistischen Regimes. Über die damalige Epoche sprach in einem Interview für Radio Rumänien der ehemalige Dissident Radu Filipescu:
Der Kommunismus war eine Gesellschaft des Misserfolgs. Man kann also keine positive Rede über die betreffende Epoche haben. Man kann nur eine persönliche Erfahrung besitzen. Es ist gut, dass wir den Kommunismus abgeschafft haben, es ist gut, dass Ceauşescu gestürzt ist, wir haben aber noch Vieles zu lösen.
26 Jahre nach der sogenannten Revolution liegt die rumänische Gesellschaft weit entfernt, von das, was die Rumänen in den ersten Tagen der postkommunistischen Zeit geträumt haben. Rumänien gehört nun zu Europa. 2004 wurde es in die NATO aufgenommen. 2007 ist Rumänien der EU beigetreten. Darüber sprach bei Radio Rumänien der erste Ministerpräsident der postkommunistischen Geschichte Rumäniens Petre Roman:
Wir haben damals unsere Freiheit gewonnen. Wenn du frei bist, schätzt du die Freiheit nicht. Wer in der kommunistischen Epoche nicht gelebt hat, betrachtet die Freiheit als etwas Normales.
Es gibt aber auch Menschen die heute enttäuscht sind. Die bedeutendste Enttäuschung dieser 26 Jahre ist, dass die Revolutions-Akte juristisch klassifiziert wurde und damit endgültig eingeordnet. Die Neueröffnung der Akte wurde als ein normaler Versuch, die Verantwortlichen und die historische Wahrheit zu finden sowie als eine Chance der Versöhnung mit der Vergangenheit betrachtet. Mehr als 1000 Rumänen haben im Dezember 1989 ihr Leben verloren. Die Frau eines Opfers in Sibiu, dt.Hermannstadt, erklärte für Radio Rumänien:
Wir erlebten damals eine Tragödie. Und das, was wir heute erleben, ist ebenfalls eine Tragödie. Wir wünschen uns, dass alle heute, 26 Jahre nach der Revolution, das hören sollen. Wir wollen, dass die Politiker, die Mitglieder der Regierung und andere Würdenträger uns ins Gesicht schauen. Wie kann die Revolutions-Akte geschlossen werden? Obwohl in Hermannstadt 99 Menschen ums Leben gekommen sind, ist keiner dafür verantwortlich.
Das Schließen der Revolutions-Akte ist das Ergebnis einer Gesellschaft über die viele behaupten, sie habe sich nach 1989 schief entwickelt, in der man sich aber trotzdem frei fühlen kann.